Zum Seitenanfang Schritt hoch Schritt runter Zum Seitenende

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#151 von prynz ( gelöscht ) , 26.04.2020 19:57

Da geht die Post ab, schon sehr anders. Danke für die interessanten Impressionen.


prynz

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#152 von Hondawolf , 05.05.2020 13:00

Tach, Gemeinde,

heute gibt's zwei Posts. Der erste beschäftigt sich mal wieder mit den Vehikeln des nicht im weißen Hemd arbeitenden Teils der Bevölkerung. Bevor ich dazu komme, aber erstmal die Dokumentation einer interessanten Beobachtung von vor einigen Wochen. Bei der Vorbeifahrt an einer Baustelle fielen mir die säuberlich in Folienbeutel eingepackten Autos auf dem benachbarten Parkplatz einer Tankstelle auf (Bild 1). Offenbar entsteht bei den Bauarbeiten soviel Staub und Dreck, daß man keine Beschwerden der Autobesitzer riskieren will und lieber vorsorgt. Bei dem Kleinwagen ganz rechts war die Tüte so groß, daß auch noch ein daneben stehendes Moped mit eingewickelt wurde. Sehr aufmerksam, der Bauunternehmer...!

Nun zu den Transportgeräten: Bild 2 zeigt, daß Symmetriekunst auch mit Sackkarren geht. Sauber aufgereiht, platzsparend geparkt und sogar gesichert (hier eher ungewöhnlich), fand ich dies eine sehenswerte Installation.

Bild 3 stammt vom Namdaemun-Markt im Stadtzentrum. Das Daelim-Dreirad hat zwei Transportwaggons im Schlepptau und war gerade angekommen, um entladen zu werden. Wenn man so einen Zug fahren sieht, geht man lieber beiseite. Ist so ähnlich wie die Kofferwagen auf dem Flugplatz: es wackelt wie ein Lämmerschwanz und schwenkt wild hin und her.

Der Arbeiter in Bild 4 sammelt mit seiner CitiAce und dem etwas unkonventionell angekuppelten Einachser alte Pappen und Kartons ein. Die Männer sind so auch auf den viel befahrenen Hauptstraßen unterwegs, was mir immer den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Den Fahrern offenbar nicht, die haben die Ruhe weg...

Und weiter geht's mit Anhänger-Kombis: Bild 5 zeigt nochmal ein Gespann, bei dem man die Kupplung gut sieht. Hier ist ein Sicherheitsfanatiker am Start: man beachte das zusätzliche Gummiband oberhalb der Kardan-Kupplung. Die Transportwagen sind ungefedert und mit ihren winzigen Rädchen rumpelt das ordentlich über die Straße. Der Fahrer machte übrigens im Schatten des Wagens seine Mittagspause.

Die hochhackig gestiefelte Lady auf Bild 6 hatte wichtige Tippereien zu erledigen, bevor sie mit ihrem Honda SCR-Roller von dannen brauste (Bild 7). Der Helm scheint mir eher ein Modell für's Fahrrad zu sein, aber egal: sie hat wenigstens einen auf. Man sieht Damen hier eher selten auf Zweirädern, aber es gibt sie!

Der Fahrer der ziemlich abgeschabten Daelim-Kuriermaschine (Bild 8) ist Paketband-Fan. Die Ladekiste, die Handschützer und (aus welchen Gründen auch immer) Teile des Antriebsstrangs sind umfangreich damit be- und verklebt.

Bild 9 zeigt einen der hier schon mal letztes Jahr beschriebenen Elektro-Kühlschränke auf Rädern, der von den Yakult (=Yoghurt)-Ladies durch die Straßen bewegt wird. Das dient im vorliegenden Fall der Mittags-Imbiß-Versorgung für die Arbeiter auf der im Hintergrund zu sehenden Baustelle, die sich nicht leisten können, in die fancy Bistros und Restaurants zu gehen, die von den Büroangestellten frequentiert werden.

Gleich gehts weiter mit Teil 2, laßt also eingeschaltet!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

7 Mitglieder finden das Top!
10 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#153 von Hondawolf , 05.05.2020 13:06

Und hier die Fortsetzung, die eher kleinhubraumig ausfällt. Starten will ich mit einer seltenen Farbvariante der Honda SuperCub auf Bild 1: babyblau. Ein sehr gepflegtes Modell mit Doppelsitzbank, die man nicht so oft sieht.

Die Vespa-Parade auf Bild 2 konnte ich letzte Woche auf der "Motorradstraße" bei einem Händler ablichten.

Hunde und Zweiräder sind ja ein spezielles Thema, was es auch hier gibt: der Wachhund auf Bild 3 gehört dem örtlichen Husqvarna- und Lambretta-Vertreter im Ostteil der Stadt und ist dort offensichtlich gut versorgt. Jedenfalls ist er Herr des Fußweges vor den Lambretten.

Die liebenswerte Hündin auf Bild 4 heißt "Samsung" (was übrigens übersetzt "Drei Sterne" bedeutet) und gehört dem Besitzer des Arai-Helmladens in Chungmuro auf der Motorradstraße. Sie legt Kunden gerne mal den Ball vor die Füße, damit diese mit ihr spielen. Herrchen wollte zeigen, daß sie auch gelehrig ist und ließ sie auf den Sozius seiner Vespa springen, was sie zügig tat und dort posierte.

Kurzer Exkurs zu Haustieren in Korea: Hunde gibt es reichlich und sie werden entweder verhätschelt und oft angekleidet wie Kinder (deren Ersatz sie häufig sind...) oder fristen kaum beachtet ihr Dasein als Wachhunde, besonders auf dem Dorf. Erschwerend kommt hinzu, daß man mit Hunden keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen darf, also geht nur zu Fuß oder mit dem Auto. Bei Katzen ist die Situation ähnlich: man sieht Hauskatzen, die gepflegt sind und wirklich ein Zuhause haben. Daneben gibt es aber viele Streuner, die zum Teil sehr schmutzig und verwahrlost sind. Überdies tut man ihnen mitunter auch Gewalt an: Schwänze sind gebrochen oder fehlen z.T. ganz. Manchmal werden sie eingesammelt und wohin auch immer gebracht, ich will das nicht so genau wissen...

Weiter geht es mit einer Vespa, die mir heute zusammen mit anderen Rollern im Stadtteil Mapo über den Weg lief. Offenkundig schon lange nicht mehr in Betrieb, gammeln sie an einer Straßenecke vor sich hin und warten worauf auch immer... Die Scheinwerfer-Kollektion auf den Sturzbügeln dieses Exemplars, alles schon gut korrodiert, fand ich schick und mußte also kurz ranfahren für Bild 5.

Wir wechseln die Gegend und kommen zum Harley-Palast in Hannam, einem Nobel-Stadtteil von Seoul. Umrahmt von Harleys steht dort auch ein aufgemotzter Jeep Wrangler, der möglicherweise dem Chef des Salons gehört (Bild 6).

Gleich um die Ecke vom Museumseisen-Laden stand die auf Bild 7 zu sehende, neue 125er SuperCub mit Topcase und farblich zum Sitz passenden Rückenpolster. Die neuen Ausführungen sind ob ihres exorbitanten Preises im Vergleich zur 110er Standard-Version noch sehr selten zu sehen. Aber für manche muß es halt das Neueste sein...

In Post 141 vom 05.04. hatte ich das Foto von der Unterhaltung einer BMW R1250 GS und einer Honda SuperCub gezeigt. Die Fortsetzung folgt heute mit Bild 8: die beiden haben sich zwischenzeitlich auseinandergelebt und gucken sich nur noch mit den Rücklichtern an. Kommt in den besten Familien vor...

Schließen für heute will ich mit einer interessanten Lackversion eines "richtigen" Motorrads - der Honda CB1000R (Bild 9): ich fand sie heute im Moschee-Viertel in Itaewon, wo es viele ganz kleine und pittoreske Lädchen und Kneipen gibt. Mittendrin ist ein Bike-Dealer, vor dessen Schaufenster dieses schick gemachte Krad stand.

Das soll's für heute gewesen sein, bleibt gesund und aufrecht! Bis demnächst in diesem Kino!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

8 Mitglieder finden das Top!
12 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#154 von Hondawolf , 11.05.2020 10:57

Tach, Gemeinde,

an dieser Stelle gibt es wieder ein Update zur Zweirad- und sonstigen Lage in diesen Gefilden.

Starten will ich mit einer sehr unerwarteten und netten Begegnung von Ende letzter Woche. Wie ja alle Leser hier wissen, ist mein Nickname „Hondawolf“. Das deshalb, weil mein Vorname Wolfgang ist und ich halt Honda fahre. Mit selbiger war ich unterwegs, als ich auf dem Nachhauseweg aus dem Augenwinkel auf der anderen Straßenseite eine sehr auffällige Ducati Diavel erspähte, die ich mir näher beschnarchen wollte. Wie groß war meine Überraschung, als ich bei Ankunft den Schriftzug „Ducati Wolf“ auf dem Tank entdeckte! Einen Augenblick später erschien auch der Besitzer des nagelneuen italienischen Teufelsbikes: ein Amerikaner, dessen Familienname halt Wolf ist… Großes Hallo und natürlich waren die obligatorischen Fotos (Bilder 1 und 2) angesagt. Vielleicht klappt’s mal mit einem weiteren Treffen und einer Ausfahrt.

Weiter geht’s mit dem Artisten auf Bild 3: als er an der Ampel stoppte, klappte der Deckel seines unverschlossenen Topcases einfach auf und blieb dann so. Als es grün wurde, fuhr er straff an und es klappte wieder zu… Man sieht (und hört vor allem) hier oft bei den Pizzakurieren, daß die Deckel von den Heckboxen aus Bequemlichkeitsgründen nicht verschlossen werden. Das klappert dann mordserbärmlich, wenn sie über die Speedbumps holpern, stört sie aber offenkundig nicht im Mindesten. Kein Wunder: die meisten haben eh Stöpsel im Ohr und hören Musik…

Das Bild 4 konnte ich einfangen, als der Fahrer dieser Daelim CitiAce eine Pause machte. Es handelt sich um ein Fahrzeug der Straßenreinigung, wie man an den mitgeführten Besen, Schaufeln und der Reinigungsausrüstung sieht. Die Piloten fegen Laub und Unrat zusammen und bringen die Müllsäcke dann zur Entsorgungsstation. Da hier großer Wert auf Reinlichkeit gelegt wird und die großen Kehrmaschinen nicht überall hinkommen, hat man diesen Service wie vieles andere hier auf Zweiräder ausgelagert.

Wir kommen einmal mehr zu meiner Lieblingsrubrik: Honda Super Cub. Das in Bild 5 zu sehende Exemplar mit der Seitendeckelaufschrift „Press Cub“ ist richtig hübsch mit der weißen Sitzbank und den Retroreifen. Getrübt wird die aparte Erscheinung nur durch den angerissenen Faltenbalg am linken Gabelholm.

Bilder 6 und 7 fallen in die Kategorie „Erkenne den Unterschied“. Richtig: das fehlende Anhängerrad! Erstmals gesehen habe ich diese außerordentliche Kombination mit der silbernen Custom-Cub letzte Woche gegenüber meiner Stammtankstelle. Offenkundig war das Krad wegen eines Defekts am linken Anhängerrad dort liegengeblieben (Bild 6). Als ich Folgetag an der gleichen Stelle vorbeifuhr, traute ich meinen Augen kaum: das Rad war wieder dran, das Gespann stand aber immer noch da (Bild 7). Ich werde das weiter verfolgen, möglicherweise ist ja noch mehr kaputt. Die Cub selbst ist ein weiteres, schönes Beispiel für Verzierungskunst, man beachte die vielen Chrom-Knöppkes rundrum und die Schlangen-(Kunst-)Ledersitzbank.

Coronabedingt muß ja auch Honda mittlerweile kleinere Brötchen backen. Erste Auswirkungen zeigen sich beim 2021er Facelift der Honda Fireblade. Erste Testexemplare mit dem bekannten Fireblade-Schriftzug sind weitgehend ungetarnt unterwegs, wie man auf den Bildern 8 und 9 sieht. Hervorstechende Merkmale des neuen Jahrgangs: Krümmer in Naturrost, farblich abgesetzte Federbeine hinten und zur Gewichtsersparnis nur noch Kickstarter. Zur besseren Tarnung ist das Honda-Logo auf dem Tank verkehrt herum angebracht… Über Preise und Verfügbarkeit ist noch nichts bekannt.

Bleibt dran, gleich gibt es den zweiten Teil.


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

8 Mitglieder finden das Top!
12 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#155 von Hondawolf , 11.05.2020 11:00

Und weiter auf derselben Welle:

Der vergangene Samstag war hier völlig verregnet und kühl, so daß nur die beschirmte Fortbewegung auf zwei Beinen möglich war. Das Lichtbildgerät war aber dabei und so konnte ich interessante Dinge am Wegesrand einfangen. Los geht’s mit einer Technikimpression, die mich schon immer fasziniert hat: Straßenwalzen. Die Teile strahlen so eine Solidität aus… Kawasaki ist ja nicht nur Motorradhersteller, sondern in erster Linie im Schwermaschinenbau unterwegs. Über das in Bild 1 zu sehende Walzenmodell K20 II waren keine technischen Daten in Erfahrung zu bringen, ebensowenig wie zur Nachbarmaschine Sakai R2H mit dem coupéhaft abgesenkten Dach. Ich fand den Kontrast „baumaschinengelb-laubgrün“ so frisch, daß ich den Auslöser betätigte.

Am selben Ort entstand auch Bild 2, ein schönes Beispiel für die liebenswerte Verspieltheit der Koreaner. Der an der Wand kletternde Löwe dient mit seinem Hinterteil als… Hundekot-Beutelspender, wie man an der Tafel „Poop Bag“ sieht. Daß man ihm zur Entnahme, nun ja… in den Hintern fassen muß, ist eine der vielen Skurrilitäten, die man hier trifft.

Ein paar Meter weiter auf der Straße mit den Poop Bags gibt es auch ein paar Bike-Werkstätten, die ziemlich abgeschabt wirken. In einem Hinterhof-Durchgang fand sich die in Bild 3 festgehaltene Szenerie: dem Daelim-Chopper war der linke Gabelholm abhandengekommen, außerdem dient das Gefährt als Lagerplatz für alte Reifen und einen Rundum-Sturzbügel, den man sicher nochmal aufarbeiten kann.

Auf unserem weiteren Weg hoch auf den Berg zu unserer Wohnung begegneten wir den zwei überaus schick aufgemachten Herren auf Bild 4: sie waren auf dem Weg zu einer Hochzeit, wie sie freudig mitteilten und natürlich wie alle hier vorschriftsmäßig mit Maske unterwegs, die sehr schön mit der dunklen Hautfarbe kontrastierte.

Eine Ecke weiter lief mir eine aparte Garagentor-Bemalung vor die Linse: laut derer ist Harley David der Sohn einer Schl..pe (Bild 5). Nun ja, kann man unterschiedlich sehen, die Produkte dieses Sprößlings erfreuen sich hier großer Beliebtheit.

Am gestrigen Sonntag dann war es immerhin regenfrei und nicht mehr ganz so frisch, so daß ich eine kleine Runde auf der NC durch die äußeren Viertel der Stadt wagte. Der Weg dorthin führte mich über den Dongdaemun-Flohmarkt, wo es allen möglichen Krimskrams gibt und der regelmäßig an Sonntagen gut bevölkert ist. Viele kommen da auch mit dem Zweirad hin, weil Parkplätze absolute Mangelware sind. Also ein guter Jagdgrund für mich: Bild 6 zeigt einen auffälligen Stretch-Honda Zoomer. Ob der schon da stand, als der benachbarte Hyundai mit seinem Spoiler das Vorderrad küßte oder ob es umgekehrt war, weiß ich nicht. Der Roller steht aber zugegebenermaßen auch bißchen breitbeinig in der Lücke…

Gleich daneben fand ich den auf Bild 7 zu sehenden Honda P2 250. Ein interessantes Modell, was ich so noch nicht wahrgenommen hatte: riesige Sitzbank, sehr langgestreckt und offenbar recht neu. Leider habe ich über dieses Modell nix in Erfahrung bringen können. Wer mehr weiß: nur zu!

Bild 8 gibt die materiellen Kontraste in diesem Land wieder, die einem immer wieder ins Auge stechen: man kann auch mit dem Ferrari zum Markt fahren. Dieser 458 Speciale parkte neben einer sehr traurig dreinschauenden Dreierversammlung von teilweise abgewrackten Motorrädern (Bild 9).

Heute gibt es noch einen dritten Post, wer also noch durchhält: gleich geht’s weiter…


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

8 Mitglieder finden das Top!
10 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#156 von Hondawolf , 11.05.2020 11:11

Hier also noch Teil 3:

Am gestrigen Sonntag blieb es wie gesagt trocken, wenn auch bewölkt. Temperaturmäßig war es aber angenehm, so daß ich den Entschluß faßte, dem Viertel einen Besuch abzustatten, welches kürzlich meine Aufmerksamkeit erregt hatte: die Autohandels- und Reparaturmeile, die in der Nachbarschaft eines großen Wasserwerks im Osten von Seoul liegt. Da waren mir beim letzten Mal aus dem Augenwinkel ein paar interessante Spots aufgefallen, die ich nochmal näher beäugen wollte. Und ich wurde nicht enttäuscht: beim Rumkurven dort fiel mir zunächst die unübersehbare Menge an Mietfahrrädern auf, die an einer Sammelstelle geparkt waren (Bilder 1 und 2). Das sind Hunderte, wenn nicht Tausende Drahtesel, die schöne Chaosbilder ergeben.

Von dort ging es weiter auf das Gelände der LKW- und Kleintransporter-Verwerter. Ein riesiges Territorium, welches von einer undurchschaubaren Anzahl von Firmen und Einzelunternehmern bespielt wird und auf dem man alles für seinen Kia Bongo oder Hyundai Porter findet, was kaputtgegangen oder sonstwie ersatzbedürftig ist (Bild 3).

Mir scheint, manche der Betreiber wohnen dort auch, wie Bild 4 mit dem befensterten Container über den Reparaturständen nahelegt.

Dem Außenstehenden mag das chaotisch erscheinen, aber ich bin sicher, daß die Inhaber auf Nachfrage alles finden, was man braucht und ggf. auch gleich einbauen. Bild 5 zeigt noch einen Blick in eine Karosseriewerkstatt mit einer Art Richtbank. Wenn’s nicht mehr zu richten ist: auf dem Dach liegen komplette Ersatzkabinen für die gängigen Modelle…

Das Transportmotorrad auf Bild 6 stand bei einem Reifenfritzen vor dem Tor. Ordentlich tiefer gelegt, mit einem zweiten Paar Federbeine sowie einem turmhohen Transportgestell versehen, fand ich es schade, das nicht in Aktion (sprich: beladen bis in 3 m Höhe) gesehen zu haben. Wenn das Gefährt mit 6 Reifen übereinander um die Ecke eiert, ist das bestimmt eindrucksvoll.

Das nächste Foto entstand bei einem kurzen Halt vor einer Motoren- und Getriebewerkstatt (Bild 7). Es war ja am gestrigen Sonntag und da stand trotzdem alles offen. OK, es gibt einen Hund, der den Eingang „bewacht“, aber hier wird bekanntlich ohnehin kaum geklaut. Und so einen Monster-Gußblock schleppt man auch nicht einfach so unterm Arm irgendwohin.

Auch das nächste Foto habe ich direkt bei einem kurzen Halt vor dem Tor aufgenommen (Bild 8). Anschauungsunterricht in Motorenkunde ist hier problemlos machbar: Kurbel- und Nockenwellen, Zylinderköpfe, ein Turbolader - liegt alles offen und gut zu sehen rum…

Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, daß ich derartige Plätze unglaublich spannend finde, weil man sieht, daß gearbeitet wird. Ich finde da überhaupt nix despektierliches dran, auch wenn's aussieht wie Kraut und Rüben. Im Gegenteil: mir ist sowas viel lieber als die geleckten Salons, wo kein Stäubchen auf dem Boden liegt und man immer den Eindruck hat, daß sich Fahrzeuge von selbst reparieren oder nie kaputt gehen. Hier riecht man Öl, Stahl, Schweiß und die in solchen Butzen arbeitenden Jungs verdienen sich ihr Geld hart. Das ist höchst respektabel.

Für’s erste war meine Neugier gestillt und ich verfügte mich in ein nahegelegenes Café für den Nachmittags-Koffein-Shot. Von da aus ging es nach Hause, nicht ohne allerdings das Weltbild vom „fancy und trendy“ Seoul auch in zweiradtechnischer Hinsicht wieder mit dem sonst hier meist zu sehenden Bild ergänzt zu haben: Bild 9 entstand vor einem der hiesigen Hipster-Cafés der „urban generation“. Der Triumph-Scrambler vor dem Laden wird trotz Stollenreifen nie Schotter sehen, sondern immer nur gut einsehbar vor solchen Etablissements parken… Könnt‘ ja Schlamm drankommen…

So, das war’s für heute, bis demnächst in diesem Kino. Bleibt gesund und aufrecht!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

10 Mitglieder finden das Top!
9 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#157 von Dabassman , 11.05.2020 11:12

Zitat von Hondawolf im Beitrag #155
Und weiter auf derselben Welle:

Gleich daneben fand ich den auf Bild 7 zu sehenden Honda P2 250. Ein interessantes Modell, was ich so noch nicht wahrgenommen hatte: riesige Sitzbank, sehr langgestreckt und offenbar recht neu. Leider habe ich über dieses Modell nix in Erfahrung bringen können. Wer mehr weiß: nur zu!




Das sind nicht die Originalaufkleber, und lateinische Buchstaben sind für Asiaten so wie asiatische Schriftzeichen für Mitteleuropäer ;-)

Nicht P2 sondern PS. Das ist ein PS250 "Big Ruckus", mit Umbauten.

Viele Grüße

Matthias

Edit: Die sieht ja tatsächlich recht neu aus, Schriftart passt auch. Schon komisch, dass da P2 statt PS steht.
Edit2: Ist nicht neu, das Modell wurde ja nur bis 2007 gebaut. Wahrscheinlich neu lackiert und nicht die Original-Sticker gekauft.


2 Mitglieder finden das Top!
1 Mitglied hat sich bedankt!
 
Dabassman
Beiträge: 4
Punkte: 7
Registriert am: 20.11.2019

zuletzt bearbeitet 11.05.2020 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#158 von Hondawolf , 11.05.2020 11:27

OK, wieder was gelernt, danke!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)


 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#159 von Vercoquin , 11.05.2020 16:30

Zitat von Hondawolf im Beitrag #154
Coronabedingt muß ja auch Honda mittlerweile kleinere Brötchen backen. Erste Auswirkungen zeigen sich beim 2021er Facelift der Honda Fireblade. Erste Testexemplare mit dem bekannten Fireblade-Schriftzug sind weitgehend ungetarnt unterwegs, wie man auf den Bildern 8 und 9 sieht. Hervorstechende Merkmale des neuen Jahrgangs: Krümmer in Naturrost, farblich abgesetzte Federbeine hinten und zur Gewichtsersparnis nur noch Kickstarter. Zur besseren Tarnung ist das Honda-Logo auf dem Tank verkehrt herum angebracht… Über Preise und Verfügbarkeit ist noch nichts bekannt.
Die "Fireblade" scheint ein einsamer Erlkönig zu sein:-)
Die Materialtests sind wohl bereits durchgeführt (Fußraste ab, Blinker ab, Nummernschild ab, Bremshebel gekringelt, Tank gedongt, etc;-)


-- Cheers Ray


 
Vercoquin
Beiträge: 999
Punkte: 1.571
Registriert am: 09.12.2017

zuletzt bearbeitet 11.05.2020 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#160 von Hondawolf , 12.05.2020 01:16

Zitat
Die Materialtests sind wohl bereits durchgeführt (Fußraste ab, Blinker ab, Nummernschild ab, Bremshebel gekringelt, Tank gedongt, etc;-)


Ja, das Leben eines Erlkönigs ist hart - da kann schon mal was zu Bruch gehen...


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)


 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#161 von Hondawolf , 18.05.2020 10:34

Tach, Gemeinde,

die für heute vorgesehenen zwei Beiträge sollen ein paar Beobachtungen aus der motorisierten Räderwelt meiner temporären Heimat aus den letzten Wochen zusammenfassen. Mir als interessiertem Betrachter fallen viele Dinge auf, die andere sicher ignorieren würden - ich dokumentiere das dann und verwurschte es hier. Der Schwerpunkt des ersten Posts liegt heute (eher ungewollt) mal wieder bei der Arbeiterklasse und ihren Transportmitteln.

Beginnen will ich mit einer netten Szene aus dem Stadtteil Mapo: der in Bild 1 zu sehende Kurierfahrer hatte den konzentriert einem Brettspiel nachgehenden Herren möglicherweise eine Mahlzeit zugestellt und war offenbar vom Fortgang des Spiels so angetan, daß er als Kiebitz daneben stehenblieb. Man sieht diese spielenden, meist älteren Männer häufig in Parks oder in so überdachten Chill-Ecken wie hier. Sie sind meist völlig in das Spiel versunken und nehmen ihre Umgebung kaum wahr.

Weiter geht’s mit einer Nahaufnahme (Bild 2) einer hier schon mal gezeigten Daelim CitiAce in der KT-Service-Ausführung. Deren Fahrer sind die, die das Internet und Telefonleitungen reparieren. In Europa wären sie sicher mit VW Caddy & Co. unterwegs, hier paßt das alles aufs Moped. Die Jungs sind übrigens im fließenden Verkehr richtig schnell unterwegs, was angesichts der Rundum-Beladung eindrucksvoll ist.

Das nächste Foto (Bild 3) habe ich auf einem Gemüsemarkt in einem Viertel südlich des Seouler Hauptbahnhofs festhalten können: eine geparkte Kurier-Honda vor einer großen Ladung Knoblauch, den man hier gerne und reichlich im Essen verwendet. Bin mir nicht sicher, ob diese Säcke nicht in der Kiste auf dem Motorrad angeliefert wurden... Wundern tät's mich nicht.

Ein paar Meter weiter fand ich in einem überdachten Gang mit Dutzenden Lädchen und Ständen die erstaunlich gut gepflegte Kurier-Maschine auf Bild 4. Die Seitenständer-Stahlstützen können, wie man sieht, auf beiden Seiten genutzt werden, normal parkt ja ein Motorrad nach links geneigt. Hier isses aber häufig so eng und auch steil, daß da Alternativen her müssen.

Der hoch aufragende Teppichrollen-Transport (Bild 5) begegnete mir auf einer weiteren kleinen Straße im selben Viertel, ebenso wie die auf Bild 6 zu sehende Variante in „breit“. Mich fasziniert dabei immer wieder aufs Neue, wie die Fahrer ihre Ladung kunstvoll mit Riemen und Gummibändern fixieren. Ich habe hier tatsächlich entgegen meiner ursprünglichen Annahme noch nie jemanden seinen Krempel während der Fahrt verlieren sehen, auch wenn einem der Anblick mitunter das Blut in den Adern gefrieren läßt.

Bild 7 entstand im Hinterhof einer Autowerkstatt. Ich fand die Perspektive mit den unterschiedlichen Hebebühnen-Höhen und den darauf hängenden Autos witzig, deshalb drückte ich auf den Auslöser.

Zum letzten Bild in diesem Post folgende Geschichte: mitten im Stadtzentrum ist kürzlich der Bau eines riesigen Büro-Hochhauses fertiggestellt worden. Die Baustelle war monatelang von einem Sichtschutz-Zaun umgeben, den man jetzt abgebaut hat. Die Einblicke in das Baugeschehen sind interessant. Man ist gerade dabei, den Vorplatz zu beräumen und seinem endgültigen Aussehen zuzuführen. Der vordere der beiden Gabelstapler in Bild 8 legt sich gerade in eine Rechtskurve, was angesichts der Neigung seiner Zementsack-Ladung mutig aussieht. Ein paar Augenblicke später sprangen auch ein paar Arbeiter herbei, die das wieder richteten, bevor die Last von der Palette rutschte.

Gleich geht’s weiter, also nicht den Senderknopf verdrehen!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg 

6 Mitglieder finden das Top!
10 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#162 von Hondawolf , 18.05.2020 10:39

Und hier die Fortsetzung, die ein buntes Sammelsurium interessanter und teils kurioser Wegesrandnotizen enthält.

Beginnen will ich mit einem interessanten Accessoire, welches dem audiophilen Rollerpiloten sicher gute Dienste erweist. Die Soundbox auf Bild 1 kann man paßgenau in die Innenfrontverkleidung dieses Rollers (ich glaube, es war ein SYM oder Daelim) einklipsen. Ob das mit Bluetooth oder per Kabel angesteuert wird, weiß ich nicht, aber da wird`s wohl eine bequeme Lösung für die Mucke aufm Roller geben. Spinnendesign für die Abdeckungen (rechts schon etwas lädiert) gibts gratis dazu.

Die Honda Shadow auf Bild 2 fesselte meine Aufmerksamkeit wegen einiger Details, die einen näheren Blick lohnten. Abgesehen von einigen (wishful thinking…) Harley-Aufklebern und „Police“-Emblemen fand ich den Sattel bemerkenswert. Die Detailaufnahme auf Bild 3 zeigt das genauer. Ich bin mir nicht sicher, was er unter der wenig bequem aussehenden Sitzfläche eingebaut hat – sieht aus wie ein Gaskocher. Vielleicht die rustikale Variante einer Sitzheizung…?

Das nächste aparte Zweirad fand ich auf dem bereits vorhin erwähnten Markt: eine Scomadi Turismo Leggera 125 in ganzkörper-chrom (Bild 4). Die Scomadi-Roller sind Lambretta-Repliken, die sich hier gut verkaufen, näheres weiß das Internet.

Die auf Bild 5 zu sehende Honda gehört einem Kleingärtner, der auf einem Gelände zwischen einem Bahndamm und einer Hauptstraße in Anyang südlich von Seoul drei kleine Handtuchbeete mit Kohl, Zwiebeln und anderem Gemüse betreibt. Er hatte seine Maschine passend für ein nettes Motiv abgestellt: eingerahmt von Grünzeug und im Hintergrund die goldene Kugelturmspitze einer Pagode, die zu einem Tempel gehört.

Die Parade der fünf orangen Daelim CitiAce bemerkte ich gegenüber der Autowerkstatt aus Bild 6 im letzten Post.

Das niedliche Schuhkarton-Mobil auf Bild 7 fuhr mir vorgestern in Uiwang südlich von Seoul vor die Linse. Es handelt sich dabei um einen Toyota bB OPEN DECK in lustiger Lackierung, der Anfang der 2000er produziert wurde. Eine interessante Nische in der Nische: der Kleinstwagen als Pick-up… Die zweite Generation der Toyota-bB-Baureihe wurde übrigens als Daihatsu Materia ab 2007 auch kurzzeitig in Deutschland verkauft.

Schließen für heute will ich (wir hatten jetzt lange keine…) mal wieder mit einer Custom-SuperCub. Das rosa Spielmobil auf Bild 8 parkt im alten Viertel von Seoul-Itaewon (ja, das ist da, wo kürzlich der Corona-Cluster-Ausbruch in den Nachtclubs war, der die Zahlen hier wieder hochgetrieben hat). Abgesehen vom Barbie-Lack finde ich die güldene Luftfilterkappe genial - quasi SuperCub Royale.

Damit will ich es für heute bewenden lassen, demnächst mehr in diesem Kino. Bleibt gesund und fallt nicht auf`n Appel!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg 

6 Mitglieder finden das Top!
11 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#163 von Ricado , 18.05.2020 11:03

Moin, bei dem Foto Nr. 3 finde ich auch die Knöpfe auf dem Tank „interessant“. An scharfes Bremsen mag ich da gar nicht denken. Könnte schmerzhaft sein….
Grüße von der Kieler Förde, Ricado


1 Mitglied findet das Top!
 
Ricado
Beiträge: 19
Punkte: 36
Registriert am: 16.03.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#164 von aGentleBiker , 18.05.2020 11:19

Der Bb gefällt mir aber sehr gut. Der perfekte kleine Firmenwagen! Und bei dem auf dem Bild muss ich an Jurassic Park denken :D



1 Mitglied findet das Top!
 
aGentleBiker
Beiträge: 2.229
Punkte: 3.317
Registriert am: 07.12.2017


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#165 von Hondawolf , 23.05.2020 13:58

Tach, Gemeinde,

was ist das schönste am Motorradfahren? Für mich: Berge und Kurven. Am meinem vormaligen Heimatort Berlin jetzt eher Mangelware, dafür hier in Südkorea praktisch im Überfluß vorhanden.
Durch eine nicht allzu oft eintretende Verkettung von glücklichen Umständen konnte ich neben dem ohnehin arbeitsfreien Herrentag auch noch den Mittwoch frei nehmen. Und der dienstfreie Herr plante direkt eine richtig abwechslungsreiche Tour in den Nordosten dieses erstaunlichen Landes.

Die dort gelegene Provinz Gangwon zeichnet sich durch vergleichsweise dünne Besiedlung, schroffe Bergketten und darin eingebettet viele Flußläufe und Seen aus. Gekrönt wird das ganze durch ein paar Straßen, die Paßstrecken in den Alpen nur wenig nachstehen. Nicht ganz so hoch und serpentinenreich, dafür mit durchgängig ansprechendem Belag, flüssig zu fahren und an Wochentagen mit wenig Verkehr. Beste Voraussetzungen für mein zweitägiges Berg- und Kurvenfestival also. Davor hatten die Motorradgötter allerdings wie immer die trotz relativ kurzer Strecke (Seoul-Chuncheon ca. 100 km) zeitaufwendige Anreise gesetzt. Man muß halt immer erstmal diesen 10-Millionen-Moloch mit Dauerverstopfung namens Seoul verlassen. Aber auch das bringt man irgendwie hinter sich und dann wird's malerisch.

Wenn man am Bukhangang-Fluß nordwärts Richtung Gapyeong fährt, stellt sich schnell Entspannung ein und ich fand meinen Rhythmus. Vorbei an dem hier schon mal in Post #61 beschriebenen Fake-Frankreich namens "Petite France" (Bild 1) ging es zunächst bis in die Stadt Chuncheon. Gerade richtig zur Mittagszeit mit Hunger angekommen, gab es für mich dort nur eine Option: die Dakgalbi-Kneipenstraße - eine lokale und auch koreaweit bekannte Sehens- und vor allem Verkostungswürdigkeit; hier geht's halt oft und viel ums Essen. Auf der schmalen Gasse, in der ein Restaurant am anderen seine Delikatessen rund ums Hühnerfleisch feilbietet (Bilder 2 und 3), haben früher Markthändler die übriggebliebenen Reste ihrer Verkäufe gegrillt und gemeinsam verzehrt. Daraus entstand diese Kneipenmeile, wo ich in eines der Etablissements einkehrte.

Man sitzt an niedrigen Tischen mit riesigen eingebauten Pfannen, die mittels Gaskocher betrieben werden und sieht vor seinen Augen eine Mischung aus Hühnerfleisch, Chili-Würzpaste, geschnippeltem Weiß- und Chinakohl, Reisküchlein und Bratfett schmurgeln. Anfangs sieht das so aus wie auf Bild 4, später habe ich vor lauter Genuß vergessen, noch ein Foto zu machen. Für umgerechnet knapp 10 Euro macht diese Mahlzeit ausgesprochen satt und vor allem zufrieden.

So gestärkt schwang ich mich mit Mühe wieder in den Sattel und fuhr zum Einstieg der genialen Bergstrecke 56, die sich Richtung Südosten nach Hongcheon durch eine traumhafte Landschaft schlängelt. Die Karte auf Bild 5 soll verdeutlichen, um was es sich dabei handelt: eine 35 km lange, perfekt angelegte und mit griffigem Asphalt versehene Traumstraße. Manuellen Modus im DCT eingelegt, Knieschluß hergestellt und am Kabel gezogen - unschlagbar! Es geht hoch und runter, immer kurvig, nie gemein, keine Bodenwellen oder Risse, man kann sich da in Trance fahren. Gänge hoch und runter flippern geht wie von allein, wenn man mal im Flow ist. Das Topcase hatte ich bewußt zu Hause gelassen, wäre auf dieser Tour nur unnützer Ballast gewesen.

Unten am Süd-Ende der Strecke im Flußtal angekommen, gab es eine kleine Verschnaufpause an einer Ladenzeile. Nach kurzer Zeit gesellte sich ein X-ADV zu meiner NC auf den Parkplatz, der Pilot hatte offenkundig die gleiche Route genommen und gönnte sich ebenfalls eine Auszeit (Bilder 6 und 7). Und weil's so schön war, ging's retour die gleiche Strecke nochmal. Pünktlich zur Kaffeezeit war ich euphorisiert und leicht ermattet wieder in Chuncheon, um mich zu stärken.

Anschließend fuhr ich zum nahegelegenen Soyanggang-Staudamm am östlichen Stadtrand von Chuncheon, von dessen Mauerkrone sich wunderbare Aussichten auf die umgebende Bergwelt bieten, wie häufig hier auch mit Kunst am Bau: der steinerne Schwan ist sehr apart (Bilder 8 und 9). Was ich dort oben noch erlebte, erfahrt Ihr gleich im zweiten Teil des Reports. Bleibt also dran!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

6 Mitglieder finden das Top!
8 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#166 von Hondawolf , 23.05.2020 14:11

Und weiter im Text: wie ich also die Aussicht vom Staudamm genoß, hörte ich Motorengeräusch und kurz darauf sah ich zwei Typen auf ihren Bikes posieren und sich gegenseitig fotografieren. Kurz dazugestellt und auch ein paar Bilder abgestaubt (Bild 1 und 2). Wie sich rausstellte, hatte der BMW RnineT-Fahrer seine Mühle seit drei Tagen und war noch ganz enthusiasmiert ob seines Schätzchens, O-Ton: "I love it !!" Anschließend meinte er, daß er von der Technik seines fahrbaren Untersatzes keine Ahnung hätte, Kaufkriterium der (gebraucht erworbenen) Maschine war nur das Design. Wenn man sich seine Jacke anschaut, weiß man auch, warum. Na gut, wie bei so vielem hier...

Ich machte mich grinsend aus dem Staub und gondelte im Frühabend-Licht noch ein wenig nördlich der Stadt herum. Die tiefstehende Sonne beleuchtete die frischen Reisfelder, auf denen die grünen Büschel schon aus dem Wasser gucken, im Hintergrund die Berge - eine idyllische Szenerie (Bilder 3 und 4).

Dann war es Zeit, mein Hotel aufzusuchen. Man findet hier sehr viele kleine und preiswerte Unterkünfte, die aber alle wegen der Sprachbarriere nur schwierig zu buchen sind. Über Booking.com reduziert sich die Auswahl drastisch, aber ich hatte Glück: das OST-Hotel im Stadtzentrum war noch zu reservieren. Ich bin ja selbst aus dem Osten Deutschlands, fand den Namen witzig und mußte ein Foto mit der NC davor machen (Bild 5). Die Geschichte dahinter ist aber wieder mal typisch "hier": der Hotelname hat natürlich rein gar nix mit dem Osten zu tun, sondern ist ganz schnöde die Abkürzung für "O-riginal S-ound T-rack". Warum man einen Beherbungsbetrieb so nennt, erschließt sich mir zwar nicht (wie so vieles hier), aber ist ja egal. Das Zimmer war jedenfalls sauber und geräumig, Kühlschrank und Wasserkocher am Platz, also alles fein. Die NC fand auch einen Platz und ich ging nach einem eher sparsamen Abendessen beizeiten in die Falle.

Am nächsten Morgen wagte ich zunächst einen Blick aus dem Fenster senkrecht nach unten in den Spalt zwischen dem Hotel und dem Nachbarhaus: aus dieser Perspektive sieht man die NC ja eher selten (Bild 6). Gleich darauf fiel mir bei der Toilettenbenutzung auf, daß die kalifornische I-Phone- und Mac-Firma aus Cupertino ihr Geschäftsfeld offenbar erweitert hat: man macht jetzt auch in Bidet-Ausrüstung (Bild 7). Das Markenemblem ist etwas abgewandelt, aber der Anspruch der gleiche: wir computerisieren den Haushalt! Das ist auch so ein koreanisches Ding: viele Toiletten haben so Spaceship-Bedienfelder an der Brille, deren Knöpfe (nur koreanisch beschriftet, die Piktogramme sind nicht selbsterklärend!) man tunlichst in Ruhe lassen sollte. Wer es dennoch ausprobiert, sollte starke Nerven haben oder wissen, was ihn erwartet. Ich wollte mal die Klobrillen-Heizung (kein Quatsch!!) ausschalten, weil's beim Draufsetzen wirklich richtig heiß wurde und war überzeugt, daß der gewählte Knopf richtig sein mußte. War er nicht: es spritzte mich plötzlich von unten an und ich war so erschrocken, daß ich aufsprang, was der nächste Fehler war, weil dann alles naß wurde. Ich führe die restlichen Details aus Pietätsgründen nicht aus...

Frühstück auf dem Zimmer (ich nehme dafür immer alles mit), anschließend Satteln der NC und dann konnte es losgehen in den zweiten Tag. Vor Abfahrt fiel mir noch der schon länger nicht bewegte Roller auf Bild 8 auf: Parkplätze sind in den Städten rar und teuer, umso mehr wunderte mich, daß dieses abgeschabte Stück einen wertvollen Platz blockiert und offenbar keine Absichten bestehen, ihn da wegzuräumen. Zwei Parklücken weiter wieder der Totalkontrast: ein Bentley Continental in Zweifarb-Lack - auch in Chuncheon wird der Reichtum gezeigt (Bild 9).

Wie der zweite Berg- und Kurventag verlief, lest Ihr demnächst hier. Bis dahin genießt das Wochenende und bleibt gesund sowie senkrecht!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

7 Mitglieder finden das Top!
11 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#167 von klaus-0902 , 23.05.2020 18:34

Den zweifarbigen Bentley gibt's wohl mehrfach? Oder es ist der aus der Tiefgarage des OST-Hotels .


NC700S:
SH125i:


 
klaus-0902
Beiträge: 442
Punkte: 814
Registriert am: 06.12.2017


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#168 von Vercoquin , 24.05.2020 02:10

Er hat das selbe Kennzeichen, daher wird es wohl der selbe Bentley sein;-)


-- Cheers Ray


 
Vercoquin
Beiträge: 999
Punkte: 1.571
Registriert am: 09.12.2017


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#169 von Hondawolf , 24.05.2020 06:44

Ich hatte ja fast damit gerechnet... Ja, ist derselbe Bentley


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)


 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#170 von Hondawolf , 24.05.2020 14:14

Tach, Gemeinde,

hier nun der Report zum zweiten Tag meines Herrentags-Berg-und-Kurven-Festivals rund um Chuncheon. Zunächst auch hier eine Karte in Bild 1, damit der geneigte Leser eine Vorstellung von der Strecke hat, die ich unter die Räder nahm. Wie man am schnörkeligen Verlauf der Straße erkennt, gab es wieder Kurven satt. Das Höhenprofil sieht man hier nicht, aber glaubt mir: es ging ausreichend auf und ab - ich habe sowohl die guten Bremsen der NC als auch wieder den manuellen Modus des DCT sehr zu schätzen gewußt.

Eine zweite Vorbemerkung: die gewählte Strecke verläuft nördlich von Chuncheon und nähert sich bis auf 10 km Luftlinie der nordkoreanischen Grenze, sprich der DMZ. Das sieht man auch: nahezu in jedem Dorf ist eine Armee-Einheit stationiert, Jeeps patrouillieren in der Gegend und man passiert immer wieder Panzersperren: beidseits der Straße aufgestellte doppelstöckige Betonblöcke, deren obere Reihe so gelagert ist, daß ihnen eine kleine Sprengladung den Halt nimmt und sie auf die Straße kippen. Ich habe das aus nachvollziehbaren Gründen nicht fotografiert... Als Tourist und Motorradfahrer wird man nicht behelligt, wenn man sich an die Regeln hält, insofern ist das kein Problem, auch die Straßen sind frei befahrbar. Die Grundstimmung ist aber schon etwas angespannter, wenn einem die Situation so präsent gemacht wird.

So, jetzt geht's aber los: am Donnerstagmorgen in Chuncheon machte ich vor der Bergfahrt noch kurz Halt an einer beliebten Attraktion in der Stadt - dem Soyanggang River Sky Walk. Der in Bild 2 im Hintergrund zu sehende Brückenabschnitt hat auf seinen 100 m Länge einen gläsernen Boden, durch den man aufs Wasser gucken kann. Derlei Skywalks gibt es mittlerweile an vielen Stellen, mal mehr, mal weniger spektakulär, aber immer gut besucht. Der Fotospot mit der silbernen Fischskulptur auf dem nächsten Pfeiler wird gern und häufig genutzt. Ich war aber vor 10 Uhr da und es waren noch keine Besucher zu sehen. Das kleine Fährboot rechts im Bild dümpelte am Kai vor sich hin und wartete auf die Besatzung.

Nach diesem Intermezzo wollte ich vorwärts kommen und bog Richtung Norden ab. Sobald man die Ebene um Chuncheon verläßt, wird's gleich wieder richtig bergig. Die Straßenbauer mögen das ja nur begrenzt, also bohren sie gern Tunnel. Südkorea ist daher von unendlich vielen Straßen- und Eisenbahntunneln durchlöchert. Es gibt Autobahnabschnitte, da sieht man auf 100 km das Tageslicht vielleicht auf 10-15 km, der Rest sind Tunnel. Die meisten sind mit modernster Technik ausgestattet: LED-Beleuchtung, Hallo-wach-Spurmarkierungen und Warneinrichtungen wie Megafon-Durchsagen, Sirenen und Reflektionsstreifen überall. Wenn dann noch Geld übrig ist, kommt auch hier Kunst am Bau zum Einsatz, wie man in Bild 3 sieht. Das ist einfach eine eindrucksvolle Verzierung der Tunneleinfahrt, die keinen erkennbaren Zweck erfüllt.

Auf meinem Weg nordwärts sah ich in einem Vorort der Stadt Yanggu einen Wegweiser zum "geografischen Zentrum Koreas". Da mußte ich natürlich abbiegen und die knapp 4 Kilometer bis dahin fahren. Dort angekommen, findet man auf dem Parkplatz die Koordinaten in großen Ziffern angegeben: 128°02' östliche Länge und 38°03' nördliche Breite (Bild 4). Offenkundig handelt es sich dabei um den geografischen Mittelpunkt der gesamten koreanischen Halbinsel. Wie das berechnet und fixiert wurde, weiß ich nicht. Neben dem Parkplatz gibt es noch eine Stele, die den Mittelpunkt Koreas versinnbildlicht (Bild 5).

Eine weitere Sehenswürdigkeit findet sich auch auf dem Parkplatz: ein Toilettenhäuschen mit liebevoll gestalteter Architektur (Bild 6). Dazu muß man sagen, daß öffentliche Bedürfnisanstalten in Korea fast durchgängig in sehr gutem Zustand und vor allem sauber sind. Ganz im Gegensatz zu dem, was man abseits kostenpflichtiger Autobahn-Toiletten in Deutschland manchmal so vorfindet...

Nach dieser Zwischenstation sagte mir ein Blick auf's Display der NC, daß ich mal besser eine Tränke aufsuchen sollte. In den Bergen trocken zu fallen, wäre nicht gut... Also fuhr ich in Yanggu ran und bunkerte Sprit. Beim Bezahlen in der kleinen Bude der Tankwärterin (warum auch immer sind auf dem Land häufig weibliche Bedienkräfte anzutreffen, in Seoul gibt es mehrheitlich nur Männer als Tankwarte) fiel mir ein Hundewelpe auf, der ganz ängstlich auf mich schaute und Schutz unter einem Stuhl suchte. Sein buntes Spielzeug mußte er mir aber trotzdem zeigen, ein Foto war Ehrensache (Bild 7).

Im weiteren Verlauf der Tour konnte ich dann das Kurvenvergnügen vom Vortag wiederholen. Wie auf der Karte zu sehen, geht es auf dem Weg von Yanggu bis an den Pyeonghwa-Damm rund. Der Verkehr wurde immer dünner und menschliche Ansiedlungen immer seltener. Mir fiel während der Fahrt auf, daß ich wohl noch nie in so einer einsamen Gegend in Korea war. Üblicherweise sind hier überall viele Menschen, die Bevölkerungsdichte ist mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Aber dort oben ist wahrlich nix los...

Mitten in dieser Wildnis und Einsamkeit findet sich aber eine besondere Attraktion: der besagte Pyeonghwa-Friedens-Damm. Das ist eine Talsperre mit einer gewaltigen Mauer, nach Landessitte verziert und bemalt (Bild 8). Die Anlage ist recht neu und sieht beeindruckend aus. Was ich dort erlebte, lest Ihr im zweiten Teil. Bis gleich auf dieser Wellenlänge!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg 

7 Mitglieder finden das Top!
8 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#171 von Hondawolf , 24.05.2020 14:17

Teil 2:

Tja, da stand ich nun vor dieser Staumauer und staunte... Das Thema an diesem Ort ist "Frieden" in allen Facetten. Wie gesagt, ist die nordkoreanische Grenze dort nur 10 km Luftlinie entfernt und es herrscht formal eben noch kein Frieden zwischen den beiden Koreas. Der Wunsch danach ist sicher stark, an diesem Ort manifestiert sich dies auf ganz eigene Weise. Erstens steht ein Fotospot mit der Aufschrift "Together for peace" vor der Staumauer. In dem Rahmen sitzt ein "Peace Man" auf der Bank und wartet auf Sitznachbarn. Da ich mich der Idee anschließe, bekam der "Peace Man" meinen Helm auf den eckigen Kopf und ich setzte mich in Positur, nachdem Stativ und Selbstauslöser eingestellt waren. So entstand Bild 1.

Etwas seltsamer mutet dagegen der in der Nachbarschaft von "Peace Man" angelegte "International Peace Art Park" an der Staumauerbasis an (Bild 2). Ich ging etwas beklommen über das Gelände ob der Exponate: bunte Panzer mit Friedenstauben, einer Trompete als Kanonenrohr und ein Jagdflugzeug auf dem Regenbogen (Bilder 3-4). Die Skulptur mit den zwei ineinander verschlungenen Ringen auf Bild 5 überragt die Szenerie, der obere der beiden Ringe trägt auf der Innenseite die Inschrift "Love, Peace". Das ist aber noch nicht alles: am Rande des großen Parkplatzes oben an der Staumauerkrone befindet sich ein Betonbogen mit der "World Peace Bell" (Bild 6) - eine riesige Glocke, die mit einem ebensolchen gigantischen Schlegel links davon zum Tönen gebracht wird. Ich konnte nicht für den Frieden läuten, weil der Schlegel mit einem Schloß gesichert ist. Diverse internationale Persönlichkeiten von Rang und Namen haben Grußworte und Widmungen zu dieser Glocke hinterlassen. Eine kleine Ausstellung gibt Aufschluß darüber.

Erstaunlich ist, daß all das an einem wirklich abgelegenen und nicht sehr frequentierten Ort zu finden ist: mitten in den Bergen in einer schroffen Umgebung und nicht so einfach zu erreichen. Man kommt da nicht mal eben vorbei. Am Donnerstag waren auch nur vereinzelt Menschen dort zu sehen - ein, zwei Autos auf dem Parkplatz und sonst kaum jemand. Umso erstaunter war ich, plötzlich Pröttelgeräusche von der über die Staumauer führenden Straße zu vernehmen. Kurz aufgesessen und hingegurkt: da machte doch tatsächlich eine Viererbande Harley-Piloten Gruppenfotos direkt auf der Straße! Die Jungs waren aus Busan, der Millionenstadt ganz im Süden des Landes, hierher unterwegs und offensichtlich auf Urlaubstour. Mein Angebot, alle zusammen mit ihren Eisen abzulichten, wurde dankend angenommen, das Ergebnis sieht man auf Bild 7. Nachdem sie ihre Schwergewichte in Gang gesetzt hatten und davongefahren waren, dachte ich mir: wenn schon mal hier, dann muß auch die NC mitten aufn Damm. Gesagt, getan - siehe Bild 8.

Jetzt war es schon nach ein Uhr und ich verspürte ein stärker werdendes Hungergefühl. Ungewöhnlich für Korea, gibt es an diesem Ort weder ein Restaurant, noch ein Café und noch nicht mal einen Convenience Store - eine absolute Ausnahme und Beleg dafür, daß da wirklich so wenig Leute vorbeikommen, daß es sich nicht lohnt. Man findet diese kleinen Läden sonst echt überall, aber hier: Fehlanzeige! Also mußte ich zusehen, wieder in belebtere Gegenden zu kommen, um was Eßbares aufzutreiben. Bis nach Hwacheon, die nächste Stadt, sind es von da oben ca. 30 km, die es aber in sich haben: wieder eine Kurve an der anderen (siehe Karte im ersten Post), volle Konzentration war angesagt, das Hungergefühl trat in den Hintergrund. Eine Dreiviertelstunde später stand ich dann in Hwacheon vor einem Bistro und mampfte gemütlich in der Sonne.

Solcherart gestärkt, trat ich dann den ca. 100 km langen Heinweg nach Seoul an. Es lief ganz gut und so hatte mich gegen 16.30 Uhr der quirlige Stadtverkehr der Hauptstadt wieder. Zum Abschluß der Tour fuhr mir noch der in Bild 9 abgebildete NC-X-Besitzer vor die Linse - Rotphasen-Schnellschußtechnik war angesagt. Auf meine herübergerufene Frage, warum er so derart viel Zeugs dabeihabe (sogar Taschen an den Sturzbügeln!), kam die Antwort: "Camping!". Na dann... Übrigens macht er mit Daumen und Zeigefinger seiner Gashand das hier beliebte Symbol "Heart": ein symbolisches Herz als Zeichen des Wohlwollens.

Damit gingen zwei intensive und ausgesprochen interessante Tage zu Ende. Ich komme nicht oft zu solchen Alleingängen, empfinde aber daher auch besonderen Genuß und hatte viel Freude. Hoffe, daß es Euch auch so geht, bleibt gesund und aufrecht! Bis demnächst in diesem Kino!


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 1.jpg   2.jpg   3.jpg   4.jpg   5.jpg   6.jpg   7.jpg   8.jpg   9.jpg 

7 Mitglieder finden das Top!
9 Mitglieder haben sich bedankt!
 
Hondawolf
Beiträge: 277
Punkte: 2.562
Registriert am: 10.04.2018


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#172 von Maoming , 27.05.2020 00:37

Hallo Hondawolf,

ich bin neu hier im Forum und habe Deine Berichte (nicht alle) mit großem Interesse gelesen. Besonders haben mich Deine ersten Berichte (Führerscheinprüfung, was alles per Motorrad transportiert wird etc.) an meine Zeit in China erinnert.
Gerne hätte ich auch das ein oder andere Bild von Dir angesehen. Doch leider sehe ich bei mir nur die Meldung: "Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt"
Was kann/muss ich tun, um Deine Bilder sehen zu können?

Grüße aus dem Rheinland (DUS) nach Fernost (ICN)


 
Maoming
Beiträge: 4
Punkte: 4
Registriert am: 24.04.2020

zuletzt bearbeitet 27.05.2020 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#173 von Maoming , 27.05.2020 00:41

Hallo Hondawolf,

nach dem Hochladen meiner Frage kam prompt die Antwort, d.h. jetzt werden Deine Bilder angezeigt. Vermutlich habe ich da als "Newcomer" etwas überlesen

Freue mich schon über Deine weiteren Bericht aus Fernost.


 
Maoming
Beiträge: 4
Punkte: 4
Registriert am: 24.04.2020

zuletzt bearbeitet 27.05.2020 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#174 von Vercoquin , 27.05.2020 08:20

Zitat von Maoming im Beitrag #172
Doch leider sehe ich bei mir nur die Meldung: "Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt"
Was kann/muss ich tun, um Deine Bilder sehen zu können?
Bin zwar nicht Hondawolf, aber dennoch: Üblicherweise muss man angemeldet sein, um die Bilder sehen zu können;-)


-- Cheers Ray


1 Mitglied hat sich bedankt!
 
Vercoquin
Beiträge: 999
Punkte: 1.571
Registriert am: 09.12.2017


RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#175 von NC700 , 27.05.2020 12:14

Zitat von Maoming im Beitrag #173
Hallo Hondawolf,
nach dem Hochladen meiner Frage kam prompt die Antwort, d.h. jetzt werden Deine Bilder angezeigt. Vermutlich habe ich da als "Newcomer" etwas überlesen ...

So ist es, eigentlich solltest du nach deiner Registrierung eine Mail erhalten haben die u.A. genau das erklärt

Zitat:
"Bitte beachte, dass auch die oben genannte Freischaltung noch keinen uneingeschränkten Zugang zu allen Bereichen des Forums beinhaltet.
Die vollstängige Freigabe erfolgt automatisch mit der Erstellung eines ersten Beitrags im Forum (z.B. Vorstellung)"


Schade, habe ich doch Stunden verbracht um eine für alle verständliche Formulierung hinzubekommen



seh'n wir uns nicht in dieser Welt, . - dann seh'n wir uns in ..Bebra ?..
Grüße aus
Heinz
Zu alt um jung zu sterben,...

Nach dem Treffen ist vor dem Treffen:
NÄCHSTES7. - 9.6.2024


1 Mitglied findet das Top!
1 Mitglied hat sich bedankt!
 
NC700
Beiträge: 2.099
Punkte: 3.598
Registriert am: 06.12.2017


   

Fazit...
Danke geht an Klaus

Wir brauchen Deine Hilfe!



Dir gefällt das Forum?
Das Forum wird ausschließlich durch Spenden der User am Leben erhalten
Deshalb findest du hier keine Werbung und auch keine "Datenkraken"
Für den Betrieb werden vom Hoster derzeit monatlich 24€ berechnet
An der Rücklage für die nächste 3-Monatsrate von 72€ kannst du dich hier beteiligen

Spendenziel: 72?
81%
 


Was passiert mit deiner Spende
Während das Forenhosting bei Xobor grundsätzlich kostenlos ist, kosten Extras wie die Werbefreiheit oder Chat einen monatlichen Beitrag.
Alle Spenden werden AUSSCHLIEßLICH für die Zahlung der Premium-Funktionen des Forums verwendet - eine andere Verwendung ist nicht möglich.

Betrag wählen

3 €
5 €
10 €
20 €
50 €
Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator
disconnected Foren-Chat Mitglieder Online 2
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz