Tach, Gemeinde,
wie immer auf dieser Wellenlänge, gibt es auch heute aktuelle Schnipsel aus Zweirad-Seoul. Wie letzte Woche schon angedeutet, warten wir auf besseres Wetter, sprich: weniger feucht, weniger heiß. In der vergangenen Woche haben uns zwei Taifune gestreift, die Wind und Regen brachten, heute früh pladderte es auch heftig, der mittlerweile zehnte Taifun der Saison sollte aber einer der letzten sein, bevor uns hoffentlich ein halbwegs angenehmer Herbst ins Haus steht. Seoul und Umgebung sind selten richtig stark von den Taifunen betroffen, meist ziehen sie westlich öder östlich am koreanischen Festland vorbei, wobei es aber trotzdem Regionen vor allem in den südlichen Landesteilen gibt, die schon was abbekommen.
Die Wind- und Regenpause am Freitag und Samstag habe ich ausgiebig genutzt, um die NC auch mal wieder über etwas längere Strecken zu bewegen. Das Fotokästlein war wie immer dabei und deshalb gibt es auch wieder entsprechende Bilder zu betrachten. Am Freitagnachmittag war ich also in der Stadt unterwegs, um einige überlebenswichtige Dinge zu besorgen: Brot, Käse, Honig.
Auf dem Weg quer durch das Stadtzentrum zu den Kaufmannsläden fuhr mir die auf Bild 1 zu sehende Schwerlast-Komposition vor die Linse. Ich konnte (wieder einmal) kaum glauben, was ich da an einer der belebtesten Kreuzungen der City sah: ein bestimmt 4,50 Meter langes Lüftungsrohr mit Gummiriemen auf einem Roller verzurrt, drunter zwei Rohrknie, auf dem Trittbrett ein Karton mit einem Ventilator. Der Fahrer mit Bauhelm (Riemen offen) und Maske hatte Mühe, seinen Kopf unter das Monstrum zu bekommen. Über die Fahrweise will ich den Mantel des Schweigens decken. Nur soviel: er brauchte beim Anfahren die ganze Spur, um sein wankendes Vehikel in der Senkrechten zu halten und sich nicht langzumachen. Nur am Rande: um dieses Foto zu machen, fuhr ich kurz an den Straßenrand und kam direkt hinter einem Polizeiwagen zu stehen, dessen Besatzung die Szenerie jedoch nicht die Bohne interessierte…
Nach meinen erfolgreichen Beschaffungen hatte ich an diesem sonnigen und sehr angenehmen Freitagnachmittag noch Zeit für eine weitere Unternehmung, die mich zur örtlichen Triumph-Niederlassung weit im Osten von Seoul führte (Bild 2). Ich klappere ja rein interessehalber immer mal wieder ein paar Motorrad-Dealer ab, man bekommt immer was zu sehen und es ist interessant, die Atmosphäre da zu schnuppern.
Die Jungs der englischen Schmiede haben sich hier richtig ins Zeug gelegt: ein dreistöckiger Glaspalast, ausstaffiert vom Feinsten und mit allen Modellen am Start. Im Mittelpunkt derzeit: die neue Rocket 3, wegen der auch ich hauptsächlich den Weg dorthin suchte (Bilder 3 und 4). Es gab zwei Exemplare im Showroom (eines schon mit „Sold“-Schild aufm Sattel) und ein Probefahrt-Bike draußen. Nicht, daß ich mir dieses Trumm anschaffen wollte, gucken und mal aufsitzen reicht. Aber es ist ein gewaltiges und sehr edel gemachtes Kraft-Rad, dessen Motor mehr an einen Schiffsdiesel erinnert. Einen 240er Hinterreifen haben auch nur wenige Motorräder serienmäßig…
Auch die neue Scrambler 1200 macht einen appetitlichen Eindruck (Bild 5), zumal, wenn sie so prominent im Salon präsentiert wie hier. Im zweiten Stock ist die Zubehör- und Klamottenabteilung, auch dort alles vom Feinsten. Die Preise treiben einem wie immer die Tränen in die verwunderten Äuglein, aber das ist hier überall so.
Nicht unbedingt zu erwarten, aber umso angenehmer: es gibt auch englischsprachiges Verkaufspersonal und so konnte ich sogar Konversation betreiben und noch ein paar Infos ergattern. Triumph ist ja Sponsor des „Distinguished Gentleman’s Ride“, der dieses Jahr am 27.09. stattfindet. Wegen Corona sind zwar keine großen Veranstaltungen und Meetings geplant, aber der Händler wird am 27.9. offen sein und es werden sicher ein paar Leute hinkommen. Wir haben das auch vor, ich werde berichten.
Nach diesem Intermezzo mäanderte ich quer durch die schon im Frühabendlicht liegende Stadt Richtung heimatlicher Garage. Ich kam wieder mal über die Auto-Reparatur- und Ersatzteilmeile und konnte dort noch die Auslage eines Spezialisten für Blattfedern und Autobeleuchtungskörper ablichten (Bild 6). Beeindruckend die Präsentation der Heckleuchten an einer Kette hängend…
Auf dem weiteren Weg fing ich bei einem Ampelstopp die Szene auf Bild 7 ein: die Jungs von „Bikeseason“ bei ihrer Feierabend-Kippe vor einer Dreierkollektion von BMW GS’en.
Vor einiger Zeit hatte ich hier mal über einen Tuning-Schuppen berichtet, der sich hauptsächlich den Yamaha-Morphous-Sofarollern widmet. Das tut er immer noch, wie ich beim Vorbeifahren feststellen konnte. Meine Aufmerksamkeit fesselte aber diesmal ein anderes Kultmobil, klar: eine Honda SuperCub als 90er Ausführung und mit Karomuster-Sitz, Weißwandreifen sowie roten Griff- und Fußrastengummis (Bild 8). Schnuckelig wie immer…
Auf dem Fensterbrett des ziemlich abgeschabten Ladens fand ich dann noch die zwei Pitbikes auf Bild 9, argwöhnisch beäugt von dem links aus dem Fenster hängenden Abluftrohr. Die letzten Meter bis auf den heimischen Berg legte ich schon in der einsetzenden Dämmerung zurück, ein netter und durchaus ergiebiger Ausflug ging zu Ende.
Morgen gibt es zwei weitere Beiträge zu unserem samstäglichen Ausritt auf die Insel Ganghwa. Schaltet also wieder ein, wenn es Zweirad-News aus dem Fernen Osten gibt. Bis dahin: bleibt aufrecht und gesund!