Tach, Gemeinde,
und hier wieder eine Ausgabe der koreanischen Postille "Bemerkenswertes auf zwei Rädern - Kuriositäten aus Fernost".
Am gestrigen Samstagvormittag ergab sich die Notwendigkeit einer Besorgungsfahrt ins Stadtzentrum, die aus Gründen der Parkraum-Knappheit an den anvisierten Zielen per Motorrad absolviert werden sollte. Es war recht frisch, als ich gegen 10 Uhr aus der Garage rollte, aber immerhin sonnig und trocken. Da ich ja in 99% der Fälle, wenn ich mit der NC unterwegs bin, auch die Kamera mitführe, dachte ich mir: machste mal einen kleinen Umweg über die Stellen, an denen ich kürzlich interessante Dinge entdeckte. Schon auf dem steilen Weg von unserer Behausung runter auf die Hauptstraße fand ich die in Bild 1 abgelichtete Honda-PCX-Pizza-Shuttle-Versammlung. Diesen Gefährten werden nur kurze Pausen gegönnt. In Zeiten von häuslicher Quarantäne und sozialer Distanzierung kommt auch hier den Lieferdiensten eine nochmal höhere Bedeutung zu als ohnehin schon. Als ich anderthalb Stunden später zurückkam, waren alle vier schon weg, also unterwegs zu Kunden.
Bild 2 entstand nur einige Seitenstraßen weiter. Da sonnten sich in den morgendlichen Strahlen eine Honda Super Cub mit einem gewaltigen Topcase hinten drauf und daneben eine interessante Honda Benly 50 als Scrambler.
Nochmal um die Ecke und ich stand vor zwei wahren motorisierten Schmuckstücken, die mir vor ein paar Tagen bei einem unserer abendlichen Spaziergänge aufgefallen waren und die ich unbedingt im Bild festhalten wollte. Der Eigner (ich gehe davon aus, daß beide bajuwarischen Kraftfahrzeuge einer Person gehören) hat einen erlesenen Geschmack und offenbar die Kohle, sich so was leisten zu können. Bild 3 zeigt zunächst das Zweirad: eine BMW R75/5, sehr schick und edel als Café-Racer hergerichtet. Man sieht Oldtimer hier extrem selten, alt gilt nix. Umso erstaunlicher ist es, daß man doch gelegentlich solcher Prachtexemplare ansichtig wird. Und es geht weiter: direkt vor dieser Perle steht ein weiteres, mittlerweile äußerst seltenes Stück aus der Münchner Schmiede: ein E30-BMW 325iX Touring in Bestzustand (Bild 4). Ich hab mir mal den Spaß gemacht und auf Mobile.de geguckt: da gibt es zur Zeit genau ein Angebot für satte 24 Riesen... Der hier gezeigte weiße Edelkombi wird bewegt und offenbar sehr gut gepflegt. Muß ein Freak sein, der die beiden besitzt.
Ich mußte weiter auf den Markt, wurde aber nach wenigen hundert Metern erneut aufgehalten. Da war eine Motorrad-Anlieferaktion im Gange: die Heritage Softail stand noch vertäut in der halb zerlegten Holzkiste, der Fahrer war mit schwerem Gerät dabei, sie endgültig auseinanderzunehmen - also die Kiste, nicht das Bike... Da konnte ich natürlich nicht einfach vorbeifahren, daher Bild 5.
10 Minuten später war ich auf dem gerade erwachenden Namdaemun-Markt angekommen und hatte kurze Zeit später meine Besorgungen erledigt. Als ich rauskam und die NC entern wollte, sah ich noch die Szene in Bild 6: ein Sackkarren eingerahmt von zwei Liefer-Scootern, im Hintergrund die Einkaufsläden, wo alles und noch mehr wartet, was das Herz begehrt und die Brieftasche hergibt.
Ich fuhr auf Geheiß meiner holden Ehefrau noch in den Lotte Department Store. Der dortige Lebensmittelmarkt hat ein paar westliche Produkte vorrätig, derer man woanders nicht habhaft wird und die so exotisch sind, daß die Koreaner sie nicht kaufen. Mit Spinat-Spaghetti zum Beispiel, Oliven oder original deutschen Gewürzgurken lockt man hier niemanden hinterm Kimchi-Topf vor. Sie werden also mit Rabatt angeboten, was sie für uns wiederum attraktiv macht. Tankfach und Topcase waren also gut gefüllt, als ich die Rückfahrt antrat. Bild 7 zeigt meinen Parkplatz neben einer 600er Benelli TnT, der AGV-Helm lag da einfach so auf'm Tank...
Auf der Heimfahrt mußte ich noch ein sehr wichtiges Objekt der Begierde finden, von welchem ich schon lange ein Foto machen wollte. Korea ist ja ein High-Tech-Land mit tatsächlich flächendeckend schnellem und zuverlässigem Internet. Man hat hier selbst in den abgelegensten Ecken prächtigen Mobilfunkempfang und Datenraten, von denen man im Zentrum Berlins träumt. Gefühlt alle Koreaner sind 24/7 online und erledigen buchstäblich jeden Handgriff mit Hilfe von Apps und dem Smartphone. Man kann davon halten, was man will, aber es ist schon erstaunlich, wie einfach, bequem und schnell sich viele sonst lästige Dinge des täglichen Lebens mit Hilfe der elektronischen Helferlein auf Seite schaffen lassen. Damit das alles in einer Millionenmetropole auch funktioniert, sind viele Heinzelmännchen unterwegs, die Störungen beseitigen, neue Leitungen ziehen, Router installieren usw. usf. Und womit sind die unterwegs? Natürlich mit Zweirädern, weil alles andere viel zu lange dauert, stauträchtig ist und (meist nicht vorhandene) Parkplätze benötigt. Also werden die bewährten Daelim CitiAce 110 zu Service-Lasteseln umgebaut. Die in Bild 8 und 9 zu sehende, rollende Service-Station von KT (= Korea Telecom) hat alles an Bord: Werkzeug, Kabelrollen, eine Leiter, Seile und Bergsteigergurte (die Jungs klettern auch mal schnell einen Telegrafenmast hoch, um da Kabel zu verlegen) und alles sonst noch Nötige. Da braucht das Moped dann auch zwei Seitenständer, einer bricht vermutlich unter der Last einfach ab. Es nötigt einem großen Respekt ab, wie diese Männer arbeiten. Wir hatten letzten Herbst auch mal ein Problem mit klemmendem Internet. Da kam genauso ein Lastesel angefahren, dessen Fahrer in 20 Minuten das Problem dauerhaft behoben hatte und danach zum nächsten Kunden weiterbrauste.
Gleich gehts weiter mit Teil 2.