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Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#1 von Hondawolf , 14.11.2018 10:18

Tach, Gemeinde,

nach längerer Abwesenheit hier, deren Gründe gleich offensichtlich werden, melde ich mich aus anderen Gefilden wieder. Mein Arbeitgeber hat mich nach Südkorea verschifft, wo ich seit Anfang August lebe und jeden Tag zu lernen versuche, wie das Land und seine Leute ticken. Nach vier Monaten in Seoul ist es zu früh, ein Fazit zu ziehen, aber eines steht fest: alles ist in jeder Hinsicht völlig anders als in Europa und Deutschland im Speziellen. Wobei das auf den ersten Blick nicht so scheint: das Alltagsleben funktioniert wie bei uns, das Erscheinungsbild der Menschen ist meist sehr modisch, die Infrastruktur ist auf dem Stand, der Verkehr brummt, modern und neu sind beliebte Attribute für die Beschreibung dessen, was man sieht. Dahinter stehen jedoch jahrhundertealte Traditionen, ein sehr konservatives Gesellschaftsbild vor allem bei der älteren Generation und viele ungelöste Probleme bei der Bewältigung der großen Sprünge in die Moderne, was für latent konfliktträchtige Auseinandersetzungen in der Bevölkerung sorgt. Als Ausländer betrifft einen das schon wegen der hohen Sprachbarriere nur am Rande, man bekommt es aber mit. Abgesehen davon ist das Leben hier durchaus angenehm, man hat uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, kann auf sehr gut ausgebaute Verkehrs- und Kommunikationsstrukturen zugreifen und kommt gut zurecht. Auf die politische Problematik mit Nordkorea gehe ich hier bewußt nicht ein, das ist ein mehr als abendfüllendes Thema.

Genug der Vorrede: ein wesentlicher Bestandteil des Umzugsgutes war ja auch meine NC 750X, die nach umfangreichen administrativen Vorbereitungen jetzt auch hier zugelassen ist und (ganz wichtig, darauf komme ich gleich!) auch von mir bewegt werden darf. Südkorea hat eine sehr eigene Praxis bei der Umschreibung von ausländischen Führerscheinen: den Autolappen bekommt man problemlos umgetauscht, er beinhaltet automatisch die Berechtigung zum Fahren von Zweirädern bis 125 ccm.

Für alles darüber gelten keinerlei außerhalb von Korea erworbene Führerscheine, sondern man muß zwingend eine gesonderte Prüfung absolvieren, die gewissen Aufwand erfordert.
Die „Seoul Driving Academy“ bietet auch für Expats eine entsprechende Möglichkeit an, die im Idealfall drei Tage erfordert, drei Theorie- sowie zehn Praxisstunden umfaßt, wobei an einem Tag maximal vier Praxisstunden möglich sind. Man muß keine theoretische, wohl aber die Praxisprüfung am Schluß der zehn Übungsstunden absolvieren. Diese wird immer dienstags und samstags abgenommen und besteht im möglichst fehlerfreien Befahren eines speziellen Kurses auf dem Übungsplatz der Fahrschule, deren Prüfer von der staatlichen Führerscheinbehörde anerkannt sind. Der Fahrkurs besteht aus vier Elementen, dessen erstes tatsächlich auch erfahrenen Fahrern den Schweiß auf die Stirn treiben kann: man muß eine ca. 1m breite Gasse befahren, die nach einer Fahrzeuglänge rechtwinklig nach links abbiegt und nach drei weiteren Fahrzeuglängen ebenso rechtwinklig nach rechts. Man darf dabei die Ränder des Kurses nicht mit den Rädern berühren. Dort ist ein Sensorkabel eingelassen, welches bei Berührung einen Fehler aufzeichnet. Der weitere Verlauf sind eine S-Kurvengasse, die problemlos zu befahren ist, ein schmaler Geradeausstreifen und eine relativ breite Slalomgasse, die beide mit etwas Übung gut zu bewältigen sind. Wenn man diesen Kurs nach insgesamt ca. 35-40 Sekunden fehlerfrei bzw. mit maximal einem Fehler (z.B. Fuß runter oder Rand berührt) absolviert hat, ist man fertig.

Man hat Gelegenheit, während der Praxisübungsstunden diesen Kurs hunderte Male jeweils ca. 50 Minuten am Stück (danach ist zehn Minuten Pause, man checkt per elektronischer Karte neu ein, was peinlich genau überwacht wird) stupide zu befahren, wobei zur Prüfung nur der aktuelle Versuch gewertet wird, der auch schon mal schiefgehen kann. Dann muß man zum nächsterreichbaren Prüfungstermin nochmals antreten. In den letzten Fahrstunden vor der Prüfung schaltet der Instrukteur die Anlage scharf, so daß man testen kann, wie man durchkommt. Ich hatte das „Glück“, die Prüfung zu allem Überfluß bei strömendem Regen zu machen, habe aber beim ersten Versuch bestanden. Neben diversen administrativen Anforderungen kostet der Spaß umgerechnet ca. 250 Euro. Die Prüfung kostet extra (ca. 25 Euro), die Ausstellung des Führerscheins selbst auf der zentralen Behörde ca. 5 Euro. Das ist zwar alles in allem günstig, bindet aber wie gesagt drei Tage.

Vor allem aber braucht man viel Geduld und Langmut… Die SDA wirbt mit englischsprechenden Mitarbeitern, letztlich sind die Kenntnisse der Fahrlehrer zwar ausreichend, aber schon sehr begrenzt. Wenn in den Theoriestunden auch Koreaner sitzen, wird der Unterricht auf Koreanisch gehalten, was aber unproblematisch ist, da man dort im Grunde nur seine Zeit absitzen muß und die Stunden keinerlei Erkenntnisgewinn bringen. Man bekommt u.a. einen Videofilm mit englischen Untertiteln (z.T. abenteuerliche Übersetzung) gezeigt, in dem so bahnbrechende Hinweise wie „man muß den Kinnriemen am Helm auch schließen, damit er schützt“ vermittelt werden.

Die Praxisübungen sind wie beschrieben hochgradig eintönig und ausschließlich auf das Bestehen der Prüfung ausgerichtet. Man fährt keinen Meter auf öffentlichen Straßen, zu Fahrtechnik, Fahrzeugbeherrschung, Sicherheitstechnik, Interaktion mit anderen Fahrzeugen etc. wird kein Wort verloren. Die auf dem Platz benutzten Motorräder sind Hyosung GT 250R - brave Zweizylinder, die den ganzen Tag über den Kurs gequält werden: im ersten Gang und mit Standgas…

Alles in allem eine „interessante“ Erfahrung, die alternativlos ist, wenn man in Korea Motorrad fahren will. Jammern und Wehklagen helfen nichts, man muß da durch, andernfalls bekommt man sein Motorrad (jedenfalls als Expat) weder versichert, geschweige denn zugelassen. Ein schönes Gefühl, nach (in meinem Fall) 35 Jahren Motorradpraxis bestätigt zu bekommen, daß man sein Gefährt auch hier bewegen darf, ist es allemal…

Nun habe ich seit Anfang November auch das Kennzeichen für meine NC und die ersten Touren in die nähere Umgebung von Seoul liegen hinter mir. Da der Herbst hier außergewöhnlich schön ist und die Straßen alles in allem in sehr gutem Zustand sind, macht das Fahren Spaß und man gewöhnt sich schnell an den quirligen Verkehr, in dem das DCT seine Trümpfe natürlich voll ausspielt. Seoul nimmt man trotz seiner 10 Millionen Einwohner kaum als Megacity wahr, weil sie in einer bergigen Umgebung liegt und die Stadtteile auch durch den Han-Fluß gut voneinander getrennt sind. Die Entfernungen sind spürbar größer und die Ausdehnung natürlich mit keiner europäischen Stadt vergleichbar. Der Autoverkehr ist streckenweise unglaublich zäh und stauintensiv, auf den z.T. achtspurigen Magistralen am Fluß und auf den großen Brücken herrscht im Grunde Dauerstillstand. Mit dem Zweirad ist man da deutlich besser und schneller unterwegs, um den Preis einer erhöhten Gefährdung natürlich. Letztlich fahren die Koreaner aber relativ defensiv, Ausnahmen sind Taxi- und Busfahrer, von denen es nur zwei Typen gibt: entweder vollkommene Phlegmatiker, die aber auch stur Kurs halten, selbst wenn es eng wird oder Hektiker, die in jede Lücke springen und alle anhupen, die vermeintlich im Weg stehen. Empfindlichen Mägen ist das unzuträglich, weil der permanente Wechsel zwischen Gas- und Bremspedal (jeweils in den Endstellungen benutzt) Brechreiz hervorrufen kann. Eine Pest sind wie überall die omnipräsenten Smartphones und ihre darauf starrenden Besitzer: Fußgänger laufen einfach auf die Fahrbahn und wähnen sich in einer Schutzblase – sie schauen nicht mal auf, wenn vor ihnen notgebremst wird, um sie nicht einfach umzunieten. Autofahrer verpennen Ampelphasen, weil WhatsApp wichtiger ist und das Allerschärfste sind die Moped- und Rollerkuriere, die auf ihren abenteuerlich umgebauten Gefährten (dazu später mehr) regelrechte Armaturenbretter angebracht haben, in denen sie bis zu sechs Telefone (das war der bisher von mir beobachtete Rekord) betreiben, auf denen Bestellungen im Sekundentakt eingehen, Navigation angezeigt wird oder ein Trickfilm läuft. Bedient wird das alles selbstredend während der Fahrt. Für diese Kaste Verkehrsteilnehmer gelten sichtlich auch keine Regeln: man fährt bei Rot, nutzt Fußgängerüberwege zum Wenden oder Abbiegen, Einbahnstraßen sind nonexistent, Fußwege nicht zwingend tabu. Beladen mit allem Möglichen und Unmöglichen sichern sie die Versorgung einer extrem konsumorientierten Metropole und sind nicht wegzudenken. Interessant auch die Kleiderordnung: im Sommer gern in T-Shirt, Shorts und Adiletten, aber immer mit Knie- und Ellenbogenschützern (die im Ernstfall sofort verrutschen und nicht etwa irgendetwas schützen)… Jetzt schon eher mal mit richtigen Motorradklamotten (wird ja schon bißchen frisch), aber Sicherheit steht offenkundig nicht wirklich im Vordergrund. Sehr schön auch die Lenkerstulpen (sieht man auch oft in Frankreich), die man in der Billigvariante mit Plastiktüten und Tape wasserdicht macht. Handschuhe gehen ja wg. Handybedienung gar nicht…

Die technischen Umbauten an diesen Vehikeln würden einem deutschen TÜV-Prüfer Schnappatmung bescheren. Zur Vergrößerung der Ladefläche hinter dem Fahrersitz wird schon mal das Heck verlängert: am Rahmen ein Rohrgestell angeschellt, Schwinge durchgesägt, Vierkantprofil rangebraten, Kette verlängert – feddisch. Manchmal gibt’s noch ein Paar Zusatzfederbeine wg. der größeren Last. Sehr beliebt sind auch Dreirad-Hybride: vorne ein Daelim-Chopper (gerne auch mit Plexiglas-Regenhauben-Überbau), ab Fahrersitz nach hinten verbreitert mit ungefederter Starrachse und Ladeplattform. Fahrverhalten wie ein Konzertflügel: wenn vor dir so ein Ding über eine sechsspurige Kreuzung eiert und durch die Spurrillen ins Hoppeln und Wanken kommt, fällt einem das Vaterunser ganz schnell wieder ein…
Man sieht in Deutschland ja häufig Handwerkerautos von Glasern, die an der Seite so Aufnahmegestelle für Fensterrahmen und –scheiben haben. So was gibt’s hier auch, nur eben an Mopeds, die damit auch Schräglage in Kurven fahren…

Aber genug gelästert. Die „echte“ Motorradgemeinde ist überschaubar, was sicher nicht zuletzt mit der Führerscheingeschichte zusammenhängt, aber auch dem Umstand geschuldet ist, daß die meisten als Statussymbol halt ein Auto haben wollen und ein „großes“ Motorrad dann wirklich reiner Luxus ist. Nichtsdestotrotz sind alle großen Hersteller mit Händlern vertreten. Harley hat seinen Protzpalast ebenso wie BMW (deren Haupthändler heißt hier witzigerweise „Deutsch Motors“), die vier Japaner, Ducati, KTM usw. Auch Exoten wie Indian, Victory, Benelli und MV Agusta gibt’s. Die Heimatmarken Hyosung und Daelim, die taiwanesischen Kymco und SYM sind natürlich allgegenwärtig, spielen aber im Motorrad-Segment keine große Rolle.

Wer sich dann hier für ein Motorrad entscheidet, nimmt auch richtig Kohle in die Hand: die Harleys sind meist in der Christbaumausstattung unterwegs, diverse BMW RnineT mit handabgesteppter Bergziegenpenisleder-Sitzbank und goldeloxierten Handhebeln trifft man ebenso an wie die neue Goldwing in der Rundum-Regenbogen-LED-Illumination. Sehr beliebt ist auch Front- und Heck-Kameraaufzeichnung mit GPS-Tracking, warum auch immer (Südkorea hat kaum Alltagskriminalität, man sieht nagelneue I-Phones auf Kneipentischen, während die Besitzer pieseln gehen)… Vieles läuft hier nach dem Motto „weil man‘s halt kann“. Es gibt eine Reihe von Motorrad-Zubehör- und Klamottenhändlern, die alle in einem bestimmten Viertel angesiedelt sind, so wie alle anderen „Gewerke“ auch. Es gibt eine Straße für Bilderrahmengeschäfte, eine andere für Backzubehör, Haustiere, Wasserhähne und eben auch eine für Motorradkrempel. Macht die Suche mitunter aufwendig und schwierig, ist aber Tradition. Sowas wie OBI oder Mediamarkt, wo man alles an einer Stelle bekommt, gibt’s hier praktisch nicht.

Die Harleyfritzen organisieren offensichtlich öfter gemeinsame Touren, jedenfalls habe ich auf den bisherigen Touren fast immer HD-Gruppen getroffen. Kann natürlich auch damit zusammenhängen, daß sie sich gegenseitig helfen können, wenn wieder so ein Museumseisen stehenbleibt.

NC’s habe ich schon gesehen, die NC X wird auch hier angeboten, ebenso der X-ADV, sind aber vergleichsweise teuer (wie alle Importe, besonders die japanischen).
Zugang zur hiesigen Community ist schwierig wg. der Sprache. Die meisten verabreden sich online in Chatgruppen, da hab ich keine Chance. Ist aber auch nicht schlimm, bin ohnehin meist alleine oder mit der liebsten aller Sozias unterwegs. Lohnenswerte Sträßchen gibt’s hier massig. Wenn man mal aus der Stadt raus ist, wird’s richtig idyllisch: bergig, kurvig, gut zu fahren und immer was zu sehen. Alle Nasen lang hat’s Tempel, Aussichtspunkte, irgendwelche Attraktionen. Es gibt flächendeckend Cafés, Kneipen (wo man aber schauen muß, was es zu essen gibt, nicht alles ist unser Geschmack), man findet überall benutzbare Toiletten – kurz: sehr angenehmes Reisen meist entlang von Wasserwegen und in den Bergen. Tanken ist auch kein Problem, es gibt ausreichend Zapfstellen, die Preise sind mit denen in Deutschland vergleichbar, aber bei den NC-Verbräuchen ist das eh nachrangig. Ein Nachteil ist, daß man mit Motorrädern egal welcher Größe/Leistung generell nicht auf die Autobahnen darf, die im Übrigen mautpflichtig und alle tempolimitiert sind (max. 110 km/h). Wenn man z.B. zügig an die Ostküste will, ist das hinderlich, weil man schlicht doppelt so lange braucht. Ansonsten ist es natürlich schön, weil die Überlandstraßen vergleichsweise wenig befahren sind und es viel zu sehen gibt.

Für’s erste soll es das gewesen sein, später hoffentlich regelmäßig mehr. Jetzt naht ja hier auch der Winter. Noch kann man tagsüber bei zweistelligen Temperaturen gut fahren, aber gegen Ende November wird es dann zügig richtig kalt und bleibt bis Ende März auch so. Ein paar Bilder füge ich bei, bei Fragen gerne fragen.

Grüße aus Seoul vom
Hondawolf


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#2 von Pietzt , 14.11.2018 11:09

Vielen Dank, sehr interessant und witzig zu lesen.
Respekt vor dem Aufwand mit FS und Fahrzeugimport; ich hätte mir wohl vor Ort 'ne 125er geholt.

Alles Gute,
Gruß aus der Heimat,
Pietzt


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#3 von HondaNC750XFahrer , 14.11.2018 11:09

Hallo Hondawolf.
Es hat mir Spass gemacht dein Bericht zu lesen.
Ich wünsche dir eine tolle Zeit in Fernost.


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#4 von BodenseeNC750x , 14.11.2018 12:46

Kann mich nur anschließen, kurzweiliger und sehr interessanter Bericht!


Gruß, Armin


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#5 von fish , 14.11.2018 18:29

Klasse Story. Freu mich auf mehr!

Danke!


Liebe Grüße von Fish

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#6 von Fonzie , 15.11.2018 17:13

Hammer! Was Dir Dein Arbeitgeber da aufzwingt hört sich aber auch mega-interessant an. Und das Ganze kannst Du mit der besten aller Sozias teilen, super!
Auch ich bin mega gespannt, wie es weiter geht....


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#7 von Hondawolf , 16.11.2018 10:10

Tach, Gemeinde,

freut mich, wenn`s gefällt ! Ich werde versuchen, in gewissen Abständen hier weiteres Erbauliche aus diesem erstaunlichen Land zu posten. Zunächst aber ein paar Punkte:

Zitat
ich hätte mir wohl vor Ort 'ne 125er geholt.


Das war (und ist) durchaus auch ein Thema. Meine bessere Hälfte überlegt, ob sie sich einen PCX vorstellen kann. Großes Staufach, wendig und vergleichsweise stark. Wir wohnen auf dem Berg und da wäre es ganz gut, wenn man nicht ständig den wirklich steilen Anstieg zu Fuß hoch muß. Ist natürlich gutes Training, muß aber nicht immerzu sein. Mal schauen, was im Frühjahr der Stand ist.

Zitat
Was Dir Dein Arbeitgeber da aufzwingt hört sich aber auch mega-interessant an


Naja, es war auch unser Ansinnen, insofern ist "aufzwingen" nicht der passende Begriff. Es wird ja auch ganz gut vergütet, deshalb will ich nicht klagen...

Zurück zum Spocht: aktuell fahre ich noch mit der NC zum Dienst und zum heutigen Freitag war ich nach Feierabend nochmal auf der "Mopedstraße", weil`s meine Sommerhandschuhe hinter sich haben und ich mal schauen wollte, was so im Angebot ist. Brauche ich momentan zwar nicht, aber gucken kann ja nie schaden. Leider gibts hier nur wenig Auswahl und noch dazu in Größen, die mir zu klein sind. Hab zwar jetzt nicht gerade Gewichtheberpranken, aber größer als L habe ich heute nicht gesehen. Naja, irgendwann find ich was, Luxusprobleme halt...

Die Gelegenheit war günstig, um noch ein paar interessante Gefährte abzulichten, die sich da so in den angrenzenden Straßen tummeln. Als erstes fand ich ein interessantes Dreirad (eigentlich ein Fünfrad, weil hinten mit Zwillingsreifen !!) mit Schwenkmechanismus und großem Topcase. Das ist hier extrem wichtig, weil wie schon erwähnt, alles Mögliche damit transportiert wird.

Auf dem zweiten Bild gibts ein weiteres Dreirad der ebenfalls schon beschriebenen Kategorie "Chopper vorn, Starrachse hinten". Er/sie/es wurde gerade mit frisch gedruckten Papieren beladen. Sehr apart finde ich die aerodynamisch und ästhetisch gelungene Vierkantrahmen-Konstruktion für Frontscheibe und Dach, garantiert crashgetestet...

Als nächstes lief mir eine besonders wohlproportionierte Variante der hier sehr populären Daelim CitiAce über den Weg: Transportvolumen ist alles, ob der Fahrer da noch halbwegs drauf hocken kann, scheint nachrangig. Offenkundig isses aber schon öfter beim Gassenschlängeln (zu) eng geworden, wenn man sich die Schleifspuren am Topcase-Rand anschaut.

Viertes Bild: was macht man, wenn die Rückspiegel fehlen ? Man läßt seinen Hund nach hinten gucken: wenn einer kommt, muss er bellen, ansonsten ist freie Fahrt.

Demnächst mehr, wenn das Wetter mitspielt, ist morgen nochmal eine Tour angesagt. Schönes Wochenende in den fernen Westen !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#8 von Vercoquin , 16.11.2018 22:45

Very nice:-)

Auf Bild 1 sind ja gleich zwei skurile Kontruktionen zu sehen. Auch der weisse Hobel mit Sitzstange hat was:-)
Beim Gelenkroller steckt sogar der Schlüssel (-Bund).

Auf dem dritten Bild ist das Topcase (Deiner NC?) zu erkennen.
Auf dem vierten Bild scheint im Hintergrund ein Zweiradhändler zu sein.
Jedenfalls ist im Schaufenster eine Vespa PX oder der indische Lizenzbau von Star zu sehen.
Und der Hund ist cool!

Während hier in D Windschilder oft nach ästhetischen Gesichtspunkten gekauft werden, oder gleich ganz entfallen,
scheinen viele Fahrer in Korea die Windschilder nach Nutzwert, also vollflächigem Windschutz, auszusuchen.


-- Cheers Ray


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#9 von sin_moto ( gelöscht ) , 17.11.2018 09:57

Hallo Hondawolf, vielen Dank für deinen interessanten Bericht….
Für wie lange habt ihr euch in Südkorea verpflichtet?
Ich muss sagen, ich hätte mich aus verschiedenen Gründen geweigert.
Einer davon ist Heimweh, und dass ich wahrscheinlich nur im Erzgebirge längere Zeit überhaupt existieren kann….
Gegen zwei Wochen Urlaub dort, hätte ich aber nichts.
Ich hoffe, ihr genießt die Zeit und kommt irgendwann gesund wieder nach Deutschland zurück.

Es grüßt
sin_moto


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#10 von Hondawolf , 17.11.2018 11:38

Tach, Gemeinde,

und hier die nächste Folge von "Wie überlebe ich als Motorradfahrer in Korea?" Sind gerade zurück von der samstäglichen Tour, die bei Sonne und 12 Grad begann und mit Bewölkung und 10 Grad gegen 17 Uhr Ortszeit endete. Bei Euch fängt der Tag erst an, hier ist er praktisch rum, wir sind ja acht Stunden voraus. Heute war ich mit meinem Kurzen (14 Jahre alt) unterwegs, es war aufgrund der Temperaturen wahrscheinlich die vorerst letzte Überlandtour für dieses Jahr. Aber dazu später, erstmal die Beantwortung der Fragen und Bemerkungen.

Zitat
Für wie lange habt ihr euch in Südkorea verpflichtet?


Vorgesehen sind erstmal vier Jahre. Mein Job bringt das mit sich - Heimat ist für mich immer da, wo meine (mobilen) vier Wände sind. Ich bin in den letzten 25 Jahren achtmal von D ins Ausland und im Ausland umgezogen (wenn ich richtig gezählt habe), d.h. insgesamt sechzehn Mal Zeugs ein- und wieder auspacken. Das wird mit zunehmendem Alter nicht leichter, sorgt aber für schlanken Besitzstand: man nimmt nur mit und behält nur das, was man wirklich braucht. Ich habe da ein striktes Prinzip: was beim zweiten Mal Einpacken erkennbar bis dahin nicht benutzt worden ist, fliegt raus (wird verkauft/verschenkt/entsorgt), außer, es hat ideellen Wert (Fotos, pers. Gegenstände). Aber das führt weg vom Thema...

Zitat
Auf dem dritten Bild ist das Topcase (Deiner NC?) zu erkennen.


Jo, is richtig !

Zitat
Beim Gelenkroller steckt sogar der Schlüssel (-Bund).


Stimmt, und hat einen ganz einfachen Grund: hier wird praktisch nicht geklaut, das gilt als "bääh !" und extrem verwerflich. Ist sehr angenehm, verursacht aber am Anfang einige Aha-Erlebnisse: Leute lassen ihr Telefon (gern das neueste Iphone) aufm Tisch in der Kneipe liegen, wenn sie auf Toilette gehen. Es ist hinterher noch da... Offene Handtaschen werden über Stuhllehnen gehängt, mit allem drin, was man bei uns eher im Safe lagern würde, aber da faßt niemand rein. Mein Sohn hat kürzlich einen (für ihn wertvollen, weil geschenkt bekommenen) Leinenbeutel (leer !) im Bus vergessen. Wir haben bei der dafür speziell eingerichteten Hotline angerufen, die haben beim Buslinienbetreiber nachgefragt und siehe da: der Beutel lag abholbereit an einer Endstelle der Linie. Das war zwar JWD, aber er ist dann da hingefahren und hat seinen Beutel wiederbekommen. Hier ist zwar bei weitem nicht alles Gold, was glänzt (und es glänzt ne Menge), aber solche Dinge geben einem ein wenig den Glauben an das Gute im Menschen wieder.

Unsere heutige Tour startete also am späten Vormittag und führte uns östlich von Seoul in die Berge. Die urbanen Ausläufer der Hauptstadt verschmelzen quasi übergangslos mit den weiter im Landesinneren gelegenen Dörfern, man fährt nirgends längere Zeit durch unbebautes Gebiet. Das Land ist sehr dicht besiedelt, Bauland ist durch die bergige Gegend Mangelware, damit teuer und muß aufwendig erschlossen werden. Die Platzausnutzung ist manchmal erstaunlich, da wird noch der letzte Winkel zurechtgefrickelt. Daß die städtische Skyline Hochhäuser in Hülle und Fülle hat, ist nachvollziehbar. Wenn man aber mit dem Zug über Land fährt und aus dem Fenster ein Gebirgstal sieht, in das sich ein Wohnviertel mit einem Dutzend 35-Geschossern reinquetscht, wähnt man sich schon manchmal wie im Film.

Aber weiter im Text: als wir die Stadt endlich hinter uns gelassen hatten, war erst mal Mittagessen angesagt. Dabei entstand das erste Foto: eine beampelte Fahrradweg-Kreuzung, an der sich mitunter die hier meist mit Hightech-Rädern und -Klamotten ausgestatteten Freizeit-Radler stauen. Mein Kurzer ist regelmäßig völlig aus dem Häuschen angesichts der Fahrräder - häufig Vollkarbon-Geschosse mit Highend-Komponenten vom Lenker bis zu den Felgen. Gefahren wird meist, als gäb`s kein Morgen: volle Pulle, mit der JBL-Musikrolle und LED-Girlanden ringsum. Als die NC dann die Bergsträßchen unter die Räder nehmen konnte, wurde es deutlich weniger quirlig und dafür ländlich: Leute waren auf den Feldern als Kohlkopf-Selbstpflücker unterwegs (siehe Foto), um es zu Hause als Kimchi zuzubereiten und einzulagern. Das ist die auch in Europa bekannte koreanische Spezialität, die aus sauer und scharf (mit Paprika- oder Chilipaste) eingelegtem Gemüse (meistens halt Kohl, es gehen aber auch diverse andere Gemüse) besteht und zu praktisch allen Gerichten (außer Süßkram) gereicht wird und in speziellen Kimchi-Töpfen lange haltbar ist. Eine Besonderheit der koreanischen Küche ist, daß sie eigentlich nur süß oder scharf kennt, salzig so gut wie gar nicht. In der Praxis führte das z.B. heute dazu, daß mein Kurzer sich eine Gorgonzola-Pizza bestellte, die dann süß schmeckte und zu allem Überfluß mit einem Schälchen Honig gereicht wurde...gewöhnungsbedürftig. Andererseits ist das scharfe Essen trotzdem sehr schmackhaft und aromatisch: Bibimbap z.B. mag ich gern, von Fleisch und Meeresfrüchten verstehen sie was...

Über kurvige und z.T. recht steile Straßen ging`s bis auf 420 m Höhe und durch pittoreske Dörfchen (oft mit abstrakter Kunst an den Ortseingängen und/oder zentralen Plätzen) zurück an den Han-Fluß und zum Kaffee mit Kuchen an den "Block 9", einem Hipster-In-Place mit Flußblick. Anschließend mußten wir durch den zähen Verkehr auf den z.T. wirklich furchterregend monströsen Straßen zurück in die Stadt. Warum monströs ? Seoul und Umgebung hat eine irrsinnig komplexe Verkehrsinfrastruktur: durch die Lage am Fluß und die hügelige Umgebung ist man gezwungen, sich innovative Lösungen für Straßenführungen auszudenken. Da die schon vierspurigen Uferstraßen beidseits des Flusses mit der Zeit so überlastet waren, daß dort nix mehr ging, hat man an vielen Stellen einfach Autobahntrassen auf gigantischen Beton-Stelzen in den Fluß reingebaut oder auch bestehende Straßen einfach mit neuen Straßen überbaut. Man fährt manchmal dreistöckig... Davon vielleicht später mal Bilder. Die Aus- und Überleitungen dieser Straßen, vor allem zu den Brücken, sind eine echte Herausforderung: da kommst du gefahren und mußt in Sekunden entscheiden, welche von den fünf Abzweigungen jetzt die richtige ist. Geht manchmal auch schief und dann hängste irgendwo im nächsten Stau und mußt sehen, wie du wieder in die richtige Richtung kommst. Navi funzt zwar gut (hab meinen altehrwürdigen Zumo 660 mit routingfähigen OpenStreetMap-Karten bestückt, die wirklich taugen), aber manchmal braucht`s einfach zu lange, um sich zu orientieren und dann biste falsch... Zum Glück sind die Geschwindigkeiten meist nicht so hoch und das DCT hilft natürlich ungemein. Jedenfalls hat`s Spaß gemacht und die NC steht unversehrt wieder in der Garage mit 135 km mehr auf der Uhr.

Anbei wie immer paar Bilder als Momentaufnahmen. Bei Fragen: fragen.


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#11 von Vercoquin , 17.11.2018 20:09

Zitat von Hondawolf im Beitrag #10
durch pittoreske Dörfchen (oft mit abstrakter Kunst an den Ortseingängen und/oder zentralen Plätzen)
Hat das "Regenbogentor" auf Bild 3 eine tiefere Bedeutung?


-- Cheers Ray


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#12 von Hondawolf , 18.11.2018 12:04

Tach,

Zitat
Hat das "Regenbogentor" auf Bild 3 eine tiefere Bedeutung?


Das kann ich zwar nicht abschließend sagen, behaupte aber, daß das keine tiefere Bedeutung hat. Ich hab hier schon diverse "Kunst"objekte gesehen, wo man sich fragt, was und warum das sein soll. Häufig hat man den Eindruck, es war einfach noch Geld übrig und der Architekt hatte gute Beziehungen zu einem Steinmetz/Metallbauer/Schnitzkünstler o.ä. und dann steht da halt irgend so ein Teil rum. Vor dem örtlichen Olympus-Brandstore z.B. findet man den im ersten Foto abgebildeten Silberkugelbullen. Da ist viel Stahl und Chrom verbraten worden und jetzt steht er da...

Ich erwähnte gestern die Brücken in Südkorea. Es ist faszinierend zu sehen, was da für Konstruktionen am Start sind, ein paar Bildbeispiele in den Bildern 2-4. Bild 5 zeigt den Lotte World Tower, mit 555 m Höhe das höchste Gebäude in Korea und das fünfthöchste der Welt. Man kann da bis auf 480 m Höhe rauffahren und hat eine gläserne Aussichtsplattform - das lohnt sich.

Zum Schluß noch eine hiesige Spezialität: gestretchte Roller. Man findet das in allen möglichen Ausführungen und mir scheinen diese Gefährte sehr merkwürdig: fahrdynamisch muß das eine Katastrophe sein, schneller werden sie davon nicht und Platz braucht`s auch noch mehr. Aber gut, jedem Tierchen sein Pläsierchen...

Das für heute, demnächst mehr in diesem Kino. Schönen Restsonntag !


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 Brückenauffahrt.jpg   Brückenverzweigung.jpg   Flußbrücke in Seoul.jpg   Flußbrücke mit Lotte World Tower.jpg   Silberkugelbulle.jpg   Stretch-Roller I.jpg   Stretch-Roller II.jpg 

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#13 von KaiS , 18.11.2018 14:06

Wenn ich mir die ganzen kreativen Fahrzeuge so anschaue, stelle ich mir die Frage ob es irgendwelche Zulassungsmodalitäten oder einen Tüv für die Abnahme der Sonderbauten gibt.
Das scheint ja dort das zubehörmäßige Paradies zu sein.
Oder Läuft die Vergabe der Kennzeichen so:
1-Rad - braucht kein Kennzeichen
2-Räder - das ist ein Moped oder Motorrad
3-Räder - das ist ein 3/4 Auto oder ein 1,5 Motorrad
4-Räder - Das ist ein Auto
usw

Die Frage nach dem Tüv ist nur Interesse Halber. Nicht etwa dass ich gerne zum TÜV fahre, aber das ewige abbauen von ungeprüften Teilen vor dem Tüv nervt schon etwas.


Grüße Kai
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#14 von Hondawolf , 20.11.2018 12:53

Tach, Gemeinde,

tja, mit dem TÜV ist das hier so eine Sache... Ich hab mal versucht, mich schlau zu machen und bin dabei auf die Aussage gestoßen, daß prinzipiell alles über 200 ccm wohl zur Überprüfung muß. D.h. im Umkehrschluß, daß alles drunter momentan noch nicht dahin muß. Jedoch sollen spätestens ab 2021 alle (also auch 50er Roller etc.) geprüft werden. Es gibt also wohl (eher lange) Übergangsperioden, während derer die Dinge durch Weggucken geregelt werden... So richtig erschließt sich mir das nicht, aber es ist generell schwierig, an verläßliche und konsistente Infos dazu zu kommen. Läuft wohl ganz oft nach dem Motto "wo kein Kläger, da kein Richter". Die Jungs auf ihren Transportrollern verdienen damit ihr Geld und wären quasi ihrer Lebensgrundlage beraubt. Da das hier trotz allem eine sehr harmoniebedürftige Gesellschaft ist, die Konflikte vermeidet, wo sie kann, ist es wahrscheinlich, daß es so geht.

Heute allerdings wurde mir ganz warm ums Herz, als ich auf dem Heimweg mal wieder vor einer Schrauberbude anhielt und vor mir ein Koreaner seine Mühle warmlaufen ließ. Zuerst dachte ich, den Sound einer Suzuki TL 1000 erkannt zu haben, aber nein (sin_moto: aufgemerkt!!!): vor mir stand eine MZ 1000 S ! Der Eigner sprach sogar drei Brocken Englisch und erzählte, daß er das Ding aus Deutschland importiert habe. Was ihn dazu verleitet hat, erschließt sich mir zwar nicht (es dürfte hier ein absolutes Einzelstück sein, für das Teile nur mit gigantischem Aufwand beschaffbar sind), aber egal: ein Motorrad der Zschopauer Traditionsschmiede hier in Seoul zu sehen - damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Bildbeweise siehe Fotos 1 und 2.
Ansonsten stand da noch eine voll aufgetakelte KTM Ädventscher rum. Wie man sieht, sind hier neben den großen Brummern selbst die Scooter mit Akrapovic-Tüten bestückt, Foto 3.

Jetzt kommt aber das allerskurrilste Mobil seit Kaiser`s Zeiten: da steht regelmäßig ein selbstzusammengeschmiedetes Zweirad vor dem Laden, welches möglicherweise dessen Betreiber gehört. Eine sehr kreative Interpretation: da hat sich ein Yamaha-Treibsatz mit einem interessanten Kühler und einer Öhlins-Gabel in einem offensichtlich teilweise reparaturgeschweißten Alu-Rahmen zusammengetan, dekoriert von einem Moto Guzzi-V7-Tank und -Seitendeckeln. Dieses Kunstwerk hat ebenfalls einen Akrapovic-Auspuff und (das verwunderlichste...) ein Kennzeichen.
Was das ursprünglich mal als Basis war, weiß ich nicht, möglicherweise hat ein Yamaha-Roller (ich kenn` mich da nich so aus) herhalten müssen. Wer Näheres erkennt oder benennen kann, nur zu !
Man steht jedenfalls staunend vor diesem Eisen und fragt sich so einiges. Hohen Unterhaltungswert hat`s allemal...

In diesem Sinne: fallt nich auf`n Appel, in Deutschland soll`s schon kalt und rutschig sein !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#15 von diggerbub , 20.11.2018 16:53

Krasses Teil, auf dem Rahmen steht sogar wie laut das Ding sein darf ;-) Interessant, aber nicht mein Ding, sieht schräg aus. Also das Konvolut von Teilen aus der Motorradindustrie ;-)

Gruß aus dem kalten windigen Deutschland

Volker


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#16 von Fonzie , 21.11.2018 17:50

das müsste mal ein T-MAX 530 Roller von Yamaha gewesen sein


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#17 von Hondawolf , 25.11.2018 12:19

N´ahmd,

melde mich mal wieder, weil es einen Anlaß gibt: gestern früh hats hier ordentlich geschneit ! Ist zwar schon wieder alles so gut wie weg und morgen sollen es bis zu 13 Grad werden, aber für ein paar Bilder hat es trotzdem gereicht. Die in Bild 1 und 2 zu sehende Honda Super Cub ist ständige Laternenparkerin in einer Seitenstraße bei uns, sieht aber auch leicht beschneit sehr hübsch aus. Das Maschinchen ist hier quasi Kult, in Europa kennt man sie dennoch kaum. Es gibt sogar eine höher gelegte Variante als Cross Cub: https://www.visordown.com/news/new-bikes...-launched-japan.

Ansonsten gibt es hier in Seoul am Hauptbahnhof einen kuriosen Laden: das "Glücksschwein" - eine auf rustikal getrimmte Kneipe, in der es tatsächlich Schweinshaxn, Würschtl, Schnitzel und andere "German delicatesses" gibt. Schmeckt sogar wirklich gut ! Dieser Tage habe ich mir mal das Schnitzel gegönnt: gab`s nix zu meckern, siehe Bilder 3, 4 und 5.

Zum Schluß noch ein Bildnachweis für die bereits in einem früheren Post erwähnten Smartphone-Armaturenbretter an den Kurier-Scootern: vor einem Händler traf ich den in Bild 6 abgebildeten Honda PCX-Piloten, der gerade an einem seiner 5 Geräte ganz dringende Tippereien zu erledigen hatte...

Schönen Restsonntag (bei mir fast rum) wünsche ich !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#18 von Hondawolf , 25.02.2019 10:02

Tach,

so, da isser wieder... Nicht nur in Deutschland ist es schon ausreichend warm, um die eine oder andere Tour anzugehen, auch hier in Seoul und Umgebung war am vergangenen Wochenende motorradtaugliches Wetter: bis zu 15 Grad in der Spitze und Sonne satt. Also am Freitag die NC gecheckt und nach fast exakt dreimonatiger Pause am Samstag gegen Mittag auf den Knopf gedrückt. Nach einer halben Anlasserumdrehung schnurrte sie und es ging los. Hab erst meine holde Ehefrau zum Cross-Fit-Training nach Gangnam gefahren (ja, das ist das Viertel, wo der K-Pop herkommt und es überall glitzert und glimmert). Diese Gegend ist immer wieder einen Besuch wert. Abgesehen von den Edelboutiquen (die mich nun weniger interessieren) und den vielen Beauty-Kliniken, die ein verpflastertes Mädchen nach dem anderen nach der Nasen-Wangen-sonstwas-OP ausspucken (auch das nicht immer sehenswert...), gibt’s hier auch immer wieder neue Bistros, kleine Restaurants und Kneipen, die ein Reingucken lohnen. Während also meine bessere Hälfte sich sportlich betätigte, hab ich im „Bowl-Room“ zu Mittag gespeist: leckerer brauner Reis mit Lachs und Shrimps, scharfem Dressing und Salat, siehe Bilder. Frisch zubereitet und in hipstermäßiger Umgebung (minimalistisches Design mit Sichtbeton, Bartischen und der Speisekarte auf dem Apple-Display) hebt das gleich die Stimmung.

Danach ging‘s mit der frischgeduschten Sozia durch das städtische Gewühl Richtung Südwesten. Seoul als Stadt platzt aus allen Nähten, durch die bergige Umgebung ist es schwierig, noch mehr Baufläche zu gewinnen. Also weicht man in die Fläche aus – in der Metropolregion Seoul verschmelzen die Nachbarstädte miteinander. Die größte dieser Nachbarstädte ist mit über 3 Millionen Einwohnern das westlich von Seoul gelegene Incheon – ein Zentrum für Innovation, Wissenschaft und neue Technologien. Befeuert wird das ganze durch die Nähe zum internationalen Flughafen Incheon, der DAS Drehkreuz Koreas und Ostasiens ist – modern, riesengroß, effizient. Im Umfeld des Flughafens entstanden in den letzten Jahren komplette Satellitenstädte mit jeweils sechsstelligen Einwohnerzahlen, eine davon – Songdo – war unser Ziel am Samstagnachmittag. Angelegt auf trocken gelegtem Marschland am Meeresufer mit Dutzenden hypermodernen Hochhäusern (da ist das Smarthome schon Realität, spannend nur, wenn der Strom ausfällt...), futuristischer Glas-Beton-Stahl-Architektur allerorten - höher, schneller, weiter ist die Devise. Dazwischen zum Teil künstlich angelegte Flußläufe, ein „Central Park“ zum Flanieren, Baukunst und das sichtbare Bemühen, diesen Retorten-Ort einigermaßen wohnlich und ansehnlich zu machen. Man muß das mögen, heimelig im europäischen Sinne wirkt das auf den ersten Blick sicher nicht. Die Koreaner lieben es, weil es neu, supermodern und frisch ist. Dazu muß man wissen, daß alle Koreaner wahnsinnig stolz auf den Aufstieg ihres Landes in den letzten 50 Jahren sind. All diese Glitzerviertel waren vor wenigen Jahrzehnten noch Brache und Wildnis. Was hier innerhalb kürzester Zeit mit gemeinschaftlicher Anstrengung (und viel Geld…) buchstäblich aus dem Boden gestampft wurde, ist höchst respektabel. Die Dimensionen dieser nicht nur stadtplanerischen Leistungen sind gewaltig. Die dunkle und durch die Erfahrungen mit Koreakrieg, Teilung und Militärdiktatur aufgeladene Vergangenheit lassen die Koreaner hier auch symbolisch hinter sich. Wer mehr darüber wissen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Songdo_Int...siness_District

Wir wandern durch den „Central Park“, während ein Ausflugsschiff auf dem Kanal vorbeifährt, Kinder spielen und junge Pärchen coffee-to-go –schlürfend herumschlendern und einfach „in“ sind. Wir müssen auf sie als Europäer, noch dazu in unserer Motorradkluft, wie Außerirdische wirken, die sich im Landeplatz geirrt haben. Obwohl: wo, wenn nicht hierher würden sich Aliens beamen ? Apropos: wir sind hier tatsächlich als solche erfaßt: alle Ausländer müssen eine „Alien Registration Card“ haben…

Auf dem Rückweg im Sonnenuntergang kommen wir in Sorae an einem riesigen Fischmarkt vorbei, in dem wieder die alte Zeit atmet: Marktfrauen preisen ihre Ware an, Männer mit Schubkarren sind auf den schmalen Straßen unterwegs, überall wuseln Leute umher, alles illuminiert mit unzähligen LED-Lichterketten – pralles Leben. Ich muß allerdings mehr auf die Straße gucken, denn der Verkehr ist durchaus eine Herausforderung: Vorfahrtsregeln sind Auslegungssache, wenden geht auch ohne zu blinken und der linke Daumen liegt permanent auf dem Hupenknopf für den Fall der Fälle. Zum Glück geht es eher langsam zu, so daß man immer noch reagieren kann. Nach ein paar Kilometern Schnellstraße durch die Vorstädte von Seoul, vorbei an Hochhaussiedlungen, die in Europa einwohnermäßig eine mittelgroße Kreisstadt bilden würden, hat uns die Metropole wieder.

Samstagabend in Seoul ist die pure Reizüberflutung: ein Ameisenhaufen ist eine geordnete Veranstaltung dagegen. Überall blinkende Lichter in den Geschäften, gigantische Werbe-Bildschirme an den Fassaden, Millionen Leute auf Fußwegen, an Haltestellen und auf Plätzen vor Theatern und Restaurants. Abrupt haltende Taxifahrer, wild hin und her schwenkende Busse, gefühlt siebzehnspurige Kreuzungen und verschachtelte Abzweigungen über Brücken, in Tunnels und Überfahrten. Und mittendrin meine brave NC… Das DCT ist einmal mehr ein Segen. Wir kämpfen uns mittels Navi und viel Geduld durch diesen Moloch und als der N-Seoul-Tower auftaucht, sind es noch 3 km bis in die heimische Garage auf dem Berg. Als wir ankommen, muß ich erstmal durchschnaufen – der Kopf brummt und der Puls braucht eine Weile, um runterzukommen. Der Rest des Abends vergeht mit Verarbeitung der Eindrücke, Sortieren der Fotos auf dem Laptop und der Planung für den Sonntag, der wettermäßig ähnlich angenehm zu werden verspricht.

An dieser Stelle kurzer Cut, gleich geht es im nächsten Post weiter. Anbei die Bilder vom Samstag mit entsprechenden Titeln.

Bowl Room Bistro.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Mein Mittagessen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Songdo I.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Songdo II.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#19 von Hondawolf , 25.02.2019 10:08

Sehe gerade, daß die Betitelung der Bilder nicht mit angezeigt wird. Egal, aus dem Text wird die Erklärung auch ersichtlich...

Der zweite Teil, sprich: die Sonntagstour nun hier:

Der Soziusplatz wird paritätisch aufgeteilt, am Sonntag ist mein Sohn dran. Unser Weg führt uns aus der Stadt Richtung Nordwesten. Da der dem Han-Fluß-nahe Highway für Motorräder leider verboten ist, müssen wir wieder durch die Innenstadtstraßen einen Weg raus aus der Stadt suchen. Als wir hinter Goyang die westlichen Ausläufer der Stadt verlassen, wird es etwas ruhiger. Das Ufer des nahen Han-Flusses ist direkt hinter der Autobahn mit teilweise doppelreihigem Stacheldrahtzaun gesichert – man spürt die Nähe zum nordkoreanischen Nachbarn. Bald kommt links auf dem Odusan Mountain direkt am Fluß der „Unification Tower“ in Sicht. Von da aus kann man in den Norden über die Grenze blicken. Wir sparen uns das, weil man nur mit dem Shuttlebus da hoch kommt, eigene Fahrzeuge sind nicht zugelassen. Also fahren wir weiter in das nahegelegene Heyri Art Village. Das ist ein großes Areal mit einem bunten Sammelsurium von Museen aller Art, kleinen Handwerks- und Kunstgewerbebetrieben, Galerien, Kinderbespaßungseinrichtungen, Cafés, Restaurants und weiß der Fuchs was noch… Wir parken direkt am Eingang neben einem Abstellplatz für Lokomobile, Traktoren und anderem historischen Mobil-Schrott, u.a. einem „Daidong-Diesel“-Aggregat. Die Firma gibt’s heute noch, sie stellen diesel- und gasbetriebene Generatoren her und sitzen in Incheon. All diese Gerätschaften gehören, wie sich rausstellt, zu einem Gebäude, welches unsere Aufmerksamkeit fesselt: das „Museum of Modern History of Korea“. In einem großen Haus findet sich ein dreistöckig eingerichteter Rundgang durch eine Art Musterdorf, in dem sehr liebevoll und mit kleinsten Details versehen die Entwicklung der traditionellen Lebensweise im Korea des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zur jüngeren Vergangenheit in den späten achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts gezeigt wird. Präsentiert werden verschiedene Handwerke, das Alltagsleben, die Wohnumgebung, Schule, Freizeitaktivitäten und viele wissenswerte Details aus der Geschichte des Landes. Der Gang durch dieses Labyrinth ist sehr interessant und abwechslungsreich, in jeder Ecke findet man sehenswerte Szenerien und Bilder. Ein Exponat weckt mein besonderes Interesse - ein Dreirad zur Kohlen-Auslieferung, am Tank ein Emblem, auf dem sich kurioserweise der Name „Kia-Honda“ findet. Leider war zu diesem Mobil nichts Näheres in Erfahrung zu bringen. Der Motor ist definitiv ein Honda-Aggregat, was Kia dazu beigesteuert hat, weiß ich nicht…

Nach einer knappen Stunde verlassen wir dieses überaus interessante Museum und trinken zu mitgebrachtem Apfel-Hefekuchen in der Nachmittagssonne einen Kaffee. Eine mißmutig dreinblickende Katze leistet uns dabei (eher unfreiwillig) Gesellschaft.
Danach machen wir uns Richtung Osten über den Ort Paju wieder auf den Rückweg in die Stadt. Ein Abstecher auf die am nördlichen Stadtrand gelegene und bei Bikern wie Radfahrern beliebte Bugaksan-Serpentinenstraße mit Zwischenstopp auf dem Plateau rundet die Tour ab. Das Wetter hat auch einige andere Enthusiasten ans Licht gelockt: zwei Ducati-Diavel-Piloten (sehr stylish jeweils in schwarz und weiß), eine BMW RnineT, deren Fahrer uns seit ein paar Kilometern hinterherheizt und noch ein paar andere. Im letzten Licht gondeln wir dann nach kurzem Smalltalk (soweit möglich, weil halt kaum jemand brauchbar Englisch spricht) durch das Zentrum nach Hause, die NC hat ab 18 Uhr Feierabend und wieder 250 km mehr auf der Uhr.

Die Sonntagsbilder anbei, bei Fragen einfach fragen.
Demnächst mehr, wenn es dann endgültig Frühling und die Tage auch wieder noch länger werden.

NC vor Museum.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Daidong Diesel.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Kia-Honda.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)koreanisches Restaurant.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Schlechte Laune.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#20 von Hondawolf , 25.02.2019 10:17

Und noch zwei Fotos vom Treffpunkt am Bugaksan...


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 Ducati Diavel als Paar.jpg   Meine NC im letzten Licht.jpg 

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#21 von droescheder , 25.02.2019 11:12

Hallo hondawolf, deine Berichte sind toll und super zu lesen. Auch die Fotos sind spitzenmäßig. Das kann ja später schon zu einem Buch zusammengefasst werden. Einen Verleger wirst du dafür bestimmt finden.


Gruß Klaus aus Iserlohn, dem "Tor" zum Sauerland


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#22 von Fonzie , 25.02.2019 14:35

Hi Wolfi,
ich habe die letzten Tage schon an Dih gedacht, weil ne Weile keine dieser tollen Lebensberichte mehr kamen. Aber jetzt weiß ich es, die Saison geht wieder los ;-)


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#23 von NC700 , 28.02.2019 17:11

(@Hondawolf)
Hallo Wolfgang,

schöner Bericht den du da mittlerweile zusammengetragen hast, habe sehr gerne mitgelesen.
Ob es, wie droescheder schrieb, schon für ein Buch reicht kann ich nicht beurteilen, weiß ja nicht was du eventuel noch so an Material hast.

Hast du mal darüber nachgedacht das in (d)einem persönlichen Blog hier im Forum einzustellen ?
Könnte mir gut vorstellen, dass sich die Berichte und Bilder im Blog besser gliedern und noch anschaulicher darstellen lassen.

Zudem wäre das auch Premiere für die Blogfunktion hier im Forum, soweit ich weiß hat davon nämlich noch niemand Gebrauch davon gemacht.

Würde mich freuen wenn du es mal ausprobieren würdest.



seh'n wir uns nicht in dieser Welt, . - dann seh'n wir uns in ..Bebra ?..
Grüße aus
Heinz
Zu alt um jung zu sterben,...

Nach dem Treffen ist vor dem Treffen:
NÄCHSTES7. - 9.6.2024


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#24 von Hondawolf , 03.03.2019 12:03

Tach, Gemeinde,

bei mir ist das Wochenende schon fast wieder rum, während Ihr gerade beim Mittag sitzt...

Wetter war wieder gut, so daß zwei kleinere Touren anstanden. Dieses Mal war's umgedreht: gestern war der Kurze dran, heute die beste aller Sozias.
Vor der gestrigen Ausfahrt stand aber erstmal das Mittagessen an. Dazu ein Schwenk zum Thema "Essen in Korea". Gaaanz wichtig...- Essen hat hier einen enormen Stellenwert, es wird zelebriert und natürlich ist die koreanische Küche die weltbeste. Im Gegenzug wird "alles nicht-von-hier" als exotisch eingestuft und erstmal mißtrauisch beäugt. Nun kann man in Seoul wahrlich international speisen ohne Einschränkungen. Es gibt nix, was es nicht gibt, welche Geschmacksrichtung auch immer gewünscht ist. Gestern entschlossen wir uns also daher, dem Lieblings-Japaner wieder einen Besuch abzustatten. Dazu muß gesagt werden, daß es die japanische Küche, obwohl geografisch nah und von den Zutaten her ähnlich, hier schwer hat: das koreanisch-japanische Verhältnis ist kompliziert und arg belastet - hängt mit der Geschichte (Okkupation, Kriegsnachwirkungen, Verschleppung koreanischer Frauen zur Zwangsprostitution für japanische Soldaten, aktuelle Provokationen/Gegenreaktionen im militärischen Bereich usw. usf.) zusammen. Für Koreaner gilt es als unpatriotisch, japanische Vorlieben zu haben. Dennoch gibt es natürlich japanische Restaurants, uns isses eh wumpe, dafür schmeckt's zu gut, als daß wir dieses kulinarische Kleinod ignorieren könnten. Die ersten beiden Fotos zeigen den Ort und das unbeschreiblich gute Sushi, was es dort gibt. Nicht zu vergleichen mit dem, was man in Europa bekommt: hier gilt "weniger Reis, mehr Fisch" - und das schmeckt man. Dazu gibts diverse Suppen, japanische Udon-Nudeln (so was von lecker !) und Beilagen.

Gut abgefüllt starteten wir anschließend auf eine Rundtour, die uns zunächst am Han-Fluß entlang Richtung Osten bis in die Kleinstadt Yeongpyong führte. Während wir also so durch die Kurven schwingen, sehe ich plötzlich in einer Haltebucht direkt am Flußufer eine Reihe riesiger Fotostative, bestückt mit Kameras und Teleobjektiven, dahinter Männer in Tarnanzügen. Anker geworfen und rangefahren, das muß aufgeklärt werden ! Wie sich rausstellte, waren das Vogel-Fotografen, die dort auf einen am gegenüberliegenden Flußufer am Berghang nistenden Adler warteten, bis er im Fluß auf Beutezug geht. Einer der Freaks konnte ein bißchen Englisch und erklärte uns, daß es nur noch 20 Exemplare dieser majestätischen Jäger gibt, die regelmäßig in Korea nisten. Wir konnten uns Fotos anschauen, die die Jungs dort schon erfolgreich gemacht hatten, sehr beeindruckend ! Bilder 3 und 4 zeigen ein wenig von der Ausrüstung, die da am Start war. Während wir dort standen, rührte sich selbstverständlich der Adler keinen Millimeter aus dem Nest...

Weiter gen Osten gibt es auf diesem Abschnitt eine Raststätte, die am Wochenende beliebter Motorrad-Treffpunkt ist. Und so hielten wir auch dort an, um mal wieder Lokalkolorit nach dem Motto "was treibt der koreanische Biker am Wochenende durch die Gegend ?" aufzuschnappen. Die Bilder 5-10 sprechen dabei für sich: es gibt (wie scheinbar überall auf der Welt) die BMW-Fraktion. "King of Motorrad" - war ja klar... Die Koreaner sind ja in ihrer Mehrheit jetzt keine Hünen und eher kurzbeinig, wohingegen die bajuwarischen Kraft-Räder bekanntlich schon ziemliche Wonneproppen sind - ein gewisser Zielkonflikt ist vorprogrammiert... Ich durfte der Auspark- und Abfahrprozedur einer K1600 GT beiwohnen. Das dauert seine Zeit, bis der Brocken gaaanz langsam und vorsichtig zurechtgerückt wird, der Seitenständer ausgeklappt ist, der linke Fuß die Fußraste entert, die rechte Stelze über den tiefergelegten Sitz geschwungen ist, die Fuhre in die Senkrechte balanciert wird und es dann, nachdem der Seitenständer wieder eingeklappt ist, auch schon losgehen kann. Die Heckansicht zeugt natürlich vom Tunnelblick des Eigners, die M-Aufkleber "zieren" das gesamte Heck - da fällt auch nicht weiter ins Gewicht, daß es mitunter verkehrtrum auch ein "W" ist...
Dann haben wir die Harley-Fritzen, auch die sind eigentlich überall gleich: Fransentaschen, Auspuff nicht unter 2,50m Länge, blitzendes Chrom, gern auch das ganze Eisen damit überzogen, auf daß bei Papi am Abend die Putzwolle glüht
Sehr apart auch wieder die tiefgelegte Stretch-Variante der Honda Zoomer. Ich steh' da regelmäßig kopfschüttelnd davor und frage mich, wie man so eine Büchse bewegt, ohne einen Krampf zu kriegen...
Dann kam auch ein X-ADV angefahren und parkte direkt neben meiner NC, auch mal schön...! Nach einem Kaffee und einem Kuchenkringel (neudeutsch Donut) gings weiter auf der anderen Flußseite zurück Richtung Stadt über kurvige und eigentlich fein zu fahrende Straßen, wären da nicht ständig diese Speed-Bumps und koreanische Büchsentreiber, die ihre Vehikel am liebsten um die Kurve tragen. Anyway, war ein netter Ausflug mit Wissens- und Sehenswertem.

Gleich gehts weiter mit dem Bericht vom heutigen Sonntag !
Mahlzeit !


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#25 von Hondawolf , 03.03.2019 12:25

Wie angekündigt, hier nun der Sonntag: gemeinsam mit meiner holden Ehefrau starteten wir nach dem Mittag in Richtung Nordwesten. Der Verkehr hielt sich wg. des Sonntags in erfreulichen Grenzen, wir hatten selten richtig Stau und kamen ganz gut durch. Meine Ehegespons hatte eine Stelle ausfindig gemacht, die interessant und besuchenswert schien - ein traditionelles Hanok-Dorf, nur neu ! Wie das geht ? Die Stadt hat solventen Interessenten Grundstücke in bemerkenswert pittoresker Lage am Stadtrand von Seoul mit Bergblick, Flüßchen und viel Flair angeboten. Bedingung: bebaut werden darf das Ganze nur mit Häusern in eben diesem traditionellen Hanok-Stil, der sehr aufwendig ist. Alles aus Holz, die Dächer geschwungen und mit den typischen Dachziegeln und Verblendungen versehen. Sehr hübsch anzusehen, man spürt allerorten, daß irre viel Geld reingeflossen ist. Das Proletariat wohnt da nicht, ist sofort erkennbar... Korea wäre nicht Korea, wenn es nicht direkt nebendran ein Museum zur Hanok-Geschichte sowie mehrere Restaurants und Cafés gäbe. Von einem Café aus kann man das ganze Ensemble von oben betrachten, was mit der Bergkulisse im Hintergrund schon sehenswert ist. Zum Kaffee gab es dann, ebenfalls ganz traditionell, den hier beliebten Reiskuchen (Tteok), gefüllt mit roter Bohnenpaste. Etwas klebrig, aber durchaus lecker, Bild anbei.

Nachdem wir gestärkt und mit Koffein versehen waren, nahmen wir auf dem Rückweg die Abzweigung zur Bugaksan-Höhenstraße, um kurz auf dem dortigen Plateau vorbeizuschauen. Wie immer standen ein paar koreanische Fahrer rum. Sehenswert (vor allem vor dem Hintergrund des kleinen Tempels) war ein GoldWing-Pilot in full dress mit LED-Girlanden ringsum, Blau- und Rotlicht, Tröte und wer weiß was noch alles... Sie lieben es heiß und innig, selbst der abgeschabteste Roller hat irgendwo noch einen LED-Leuchtstreifen unterm dreimal geflickten Seitenteil. Die Rennleitung stört's nicht und ein Hingucker isses allemal, also bei der Wing zumindest...

Und so waren wir um 17.30 Uhr wieder wohlbehalten zu Hause. Mittlerweile muß ich mir über neue Reifen Gedanken machen, dazu vielleicht später mal mehr. Für heute noch ein paar Bilder, bis demnächst in diesem Kino !


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Fazit...
Danke geht an Klaus

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