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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#76 von Hondawolf , 09.06.2019 12:20

Tach,

nee, Mercedes ist wie überall. Die haben natürlich ihre üblichen Salons, aber halt nur mit der Markenbezeichnung. Ansonsten auf den Kennzeichenhaltern ihren bescheidenen Spruch "The best or nothing"...


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#77 von Hondawolf , 15.06.2019 14:58

Tach, Gemeinde,

nachdem die Woche rum ist, war zum heutigen Samstag eine Mischung aus Beschaffungstour und Besichtigung eines interessanten Ortes angesagt. Sozius war mein Sohn, mit dem ich zunächst in einen Baumarkt im Süden der Stadt fuhr. Wie schon mal beschrieben, gibt es in Korea für alle möglichen Dinge "Themenstraßen", auf denen sich jeweils Läden aneinanderreihen, die immer nur zu einem bestimmten Bereich (Sanitärtechnik, Lampen, Bilderrahmen o.ä.) alles führen. Das macht die Suche und den Kauf schwierig, weil man nie alles an einem Fleck bekommt, was man braucht, sondern halt immer durch die halbe Stadt muß, um auf den genannten Straßen dann die jeweils benötigten Sachen aufzutreiben. Offenbar beginnt sich aber die Erkenntnis zu verbreiten, daß sowas wie ein Baumarkt keine schlechte Einrichtung ist, weil man Werkzeug, Verbrauchsmaterial, Lampen und allen möglichen anderen Kram in einem Laden mitnehmen kann. Und so war es dann auch: Fahrradlampen, Klebe- und Klettband, Dremel-Zubehör und anderer Kleinkruscht waren in kurzer Zeit eingesammelt und nach Erwerb im Topcase verstaut. Auf dem Parkplatz war dann wieder Gefühls-Diabetes angesagt: ein Rollerchen mit süüüßen Dekofiguren (Bild 1) auf dem vorderen Schutzblech... Ohne niedlich läuft hier nix !

Anschließend gings zu einem weiteren Highlight der Einkaufskultur: IKEA !!, siehe Bild 2. Ähnlich wie wahrscheinlich weltüberall sind diese Möbeltempel auch hier Ausflugsziel von Familien. Und so schoben sich Hunderte koreanische Paare mit und ohne Kinder durch die Gänge. Das Sortiment unterscheidet sich im Übrigen in nichts von dem, was man auch in Europa kennt. Wir waren nur gekommen, um zu essen, und zwar den Klassiker: Köttbullar mit Kartoffel-Pü und Erbsen, gekrönt von Preiselbeermarmelade. Auch das schmeckt exakt so, wie man es kennt. Ein paar schwedische Kekse und Fruchtsirup waren noch die Mitnehmsel, die im Topcase Platz fanden auf dem weiteren Weg an einen Ort, den ich schon länger im Auge hatte. Auf einer unserer Februar-Touren waren wir durch Sorae gekommen, einem pittoresken Hafen mit angeschlossenem Fischmarkt, der zur Stadt Incheon gehört und an einem ziemlich weit ins Landesinnere reichenden Ausläufer des Westmeeres liegt. Von dort haben die Fischerboote bei Flut freien Meereszugang und versorgen den Markt mit fangfrischen Meeresfrüchten.

Dorthin fuhren wir und wollten uns in das bunte Markttreiben werfen. Vorher lief uns noch eine Honda MSX in leicht getunter Form über den Weg (Bild 3). Von der Mole bot sich der Blick auf ein soeben eintreffendes Boot (Bild 4, es war auflaufendes Wasser). Ein paar andere hatten schon eingeparkt und ihre Fracht entladen (Bild 5). Auf selbige hofften auch die anwesenden Möwen (Bild 6), die angesichts der Mittagshitze die Schnäbel alle aufhatten. Beim Rundgang durch die Fußgängerzone, die an den Markt angrenzt, fanden wir die in Bild 7 zu sehende Daelim CitiAce in der aparten Dreifarbausführung "Türkis-Weiß-Rot". Eine weitere Preziose zeigt Bild 8: ein ziemlich neues und mit Luxus-Accessoires (Leichtmetallfelgen hinten, Sitzlehne !) ausstaffiertes Transport-Dreirad unbekannter Provenienz. Zum Abschluß und bevor es dann wirklich auf den Fischmarkt ging, noch eine hiesige Besonderheit: die Elektro-Verkaufswägelchen der sogenannten Yakult-Ladies (Bild 9): das sind praktisch rollende Kühltruhen mit Trittbrett hinten dran, die hier überall rumfahren und aus denen die zu 100% weiblichen Besitzer alles mögliche Eßbare verkaufen. Die Teile sind erstaunlich flott und kommen auch steile Anstiege hoch. Sie werden sehr gern als mobile Einkaufsstationen genutzt und sind sehr populär in Korea.

Gleich geht`s in Teil 2 weiter mit dem Fischmarkt Sorae, bleibt dran...!


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zuletzt bearbeitet 15.06.2019 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#78 von Hondawolf , 15.06.2019 15:21

Und weiter im Text: der Fischmarkt in Sorae ist eine Sehenswürdigkeit für sich: man findet da alles, was im Meer kreucht und fleucht, sowohl in lebendiger als auch bereits verarbeiteter Form. Einen kleinen Eindruck sollen die Bilder 10-13 vermitteln. Das ist sicher nicht jedermanns Ding, aber die Koreaner sind bekennende Meeresfrüchte-Esser. Man kann sich vor Ort seine Mahlzeit direkt aussuchen und in angrenzenden Restaurants zubereiten lassen. Frischer geht`s nimmer...

Auf dem Rückweg zum Motorrad fiel mir eine Gruppe Rentner auf, die im Schatten eines Zeltes koreanischer Unterhaltungsmusik aus einem riesigen Lautsprecher lauschte und dabei gut in Stimmung geriet (Bild 14). Ich fand die Situation nett und witzig und nutzte die Gelegenheit für ein Bild. Gegenüber steht dort ein Brunnen, der mit seiner Venebelungsfontäne ebenfalls ein interessantes Motiv abgab (Bild 15). Ein weiteres fand sich ein paar hundert Meter weiter an der Ausfallstraße zurück Richtung Seoul: eine beräderte Fahrradbrücke über einen Flußarm (Bild 16). Die Straßen-Anbindung wird noch gebaut, momentan führen nur Schotterwege dorthin, also was für die Hardcore-Fraktion.

Von da aus fuhren wir bei zunehmend unangenehm werdender Hitze wieder nach Hause und waren pünktlich zu Kaffee mit Kuchen vor Ort. Was auch genau richtig war, denn kurze Zeit später zogen bedrohliche Wolken auf, aus denen sich ein veritables Gewitter mit Platzregen entwickelte. Von unserer Terrasse aus haben wir einen Senator-Lounge-Blick auf die Szenerie in der Stadt, die Situation kurz vor dem einsetzenden Regen zeigen Bild 17 und 18.

Gegen Abend kam dann wieder die Sonne raus, als wäre nix gewesen. Das war es für heute, ich geh jetzt bald in die Falle, gehabt Euch wohl und bis demnächst in diesem Kino !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#79 von Hondawolf , 23.06.2019 14:06

Tach, Gemeinde,

heute bin ich schreibfaul, es gab auch keine nennenswerte Motorrad-Bewegung am Wochenende, weil es zu heiß war. Dafür gibt es heute eine Premiere: ich hab mein erstes Tubenvideo veröffentlicht !! Zu sehen gibt es eine Tour, die ich hier schon im Post #36 beschrieben und illustriert habe. Ich habe seit einiger Zeit eine Äktschn-Kämm am Helm, die ich für diesen Zweck einsetze und die sich ganz gut bewährt hat. Nachdem ich mich als zwar Fotoenthusiast, aber ohne jegliche Videoschnitterfahrung mit den Untiefen des Windows Movie Maker rumgequält hab, ist das unter folgendem Link zu sehende Machwerk entstanden:



Ich weiß, daß "beliebt" (die Passage mit dem Treffpunkt am Sihwa-Damm) nur mit einem "L" geschrieben wird, man möge mir meinen Tastentattrich verzeihen... 14 Minuten und 31 Sekunden sind natürlich deutlich oberhalb der heute üblichen Aufmerksamkeitsspanne, aber das is halt so bei Motorradtouren, die sich nicht mit Twitterzeichenlänge beschreiben und darstellen lassen. Viel Spaß beim Gucken !

Haltet Euch schön kühl, es soll auch in D heiß werden, angenehmen Restsonntag wünsche ich !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#80 von NC700 , 23.06.2019 18:25

Schön kurzweilig geschnitten, gefällt mir

fürs mitnehmen



seh'n wir uns nicht in dieser Welt, . - dann seh'n wir uns in ..Bebra ?..
Grüße aus
Heinz
Zu alt um jung zu sterben,...

Nach dem Treffen ist vor dem Treffen:
NÄCHSTES7. - 9.6.2024


 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#81 von Hondawolf , 30.06.2019 02:39

Tach, Gemeinde,

nachdem es letzte Woche Bewegt-Bilder-Entertainment gab, müßt Ihr heute wieder mit Geschreibsel und Foto-Hausmannskost vorlieb nehmen. Vorab: auch Videos wird es wieder geben, aber erst in der zweiten Jahreshälfte. Ich fliege nämlich nächsten Sonntag erstmal in den Urlaub und poste daher heute zum vorläufig letzten Mal eine Fernost-Geschichte. Richtig weiter gehts dann wahrscheinlich erst ab Ende August/Anfang September, wenn die große Hitze vorbei ist und es wieder erträglicher wird. Apropos Hitze: nicht nur Ihr in Deutschland schwitzt, auch hier isses richtig knackig und vor allem zunehmend feucht. Was mich aber gestern nicht davon abgehalten hat, eine größere Runde zu drehen und mal wieder einige Skurrilitäten des mobilen Seoul abzulichten. Nachdem ich meinen Kurzen nach dem Mittagessen am Kino abgeliefert hatte, fand ich auf dem Rückweg zum Parkplatz den in Bild 1 gezeigten Schrottlaster vor. Meint: er hatte zwar Schrott geladen. Wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob er bei Anlieferung desselben nicht auch gleich selbst mit in die Presse wandert, so abgeschabt, wie er aussieht. Die Kontraste, die man hier sieht, sind schon extrem: auf der einen Seite moderner, neuer Glitzer und dann mittendrin so ein verbeultes, rostiges Teil...

Weiter wollte ich in ein östlich des Zentrums gelegenes Viertel, wo es auch ein paar Schrauberbuden gibt, vor denen ich mir Exoten der Zweirad-Umbaukunst erhoffte. Zunächst traf ich aber an einer Kreuzung die beiden in Bild 2 zu sehenden, fröhlichen Ducati-Gesellen. Kleiderordnung war offensichtlich den Temperaturen geschuldet...

Auf dem folgenden Weg fiel mir beim Vorbeifahren ein farblich extravagantes Vehikel auf, was ich mir nicht entgehen lassen konnte: ein Kia Sportage in Matt-Lila hat was (Bild 3). Nachdem ich noch den in Bild 4 abgelichteten R1-Piloten (in kompletter Sicherheitsmontur !) einfangen konnte, sah ich noch ein Exemplar der Tuning-Sparte nebenan stehen (Bild 5): ebenfalls ein Kia Sportage in der Ausführung "und was kann ich noch alles Schönes dranbauen ?". Angefangen von den vielen Spoilerchen und Windleitleisten über die Radschrauben und die grünen Bremssättel bis hin zu den sehr exklusiven Blockaufklebern "Limited Edition" auf der Reifenwand war dies ein sehr sehenswertes Gefährt, der ringsrum noch einiges andere bereithielt. Ich würd's mir ja eher nicht in die Garage stellen...

Nachdem auf der besagten Schraubermeile dann doch nicht so viel los war und meine Lust auf metallene Abseitigkeiten unbefriedigt blieb, schwenkte ich um, zumal die Kaffeezeit näher rückte. Das schon öfter erwähnte "Paperstreet-Café" in Dongdaemun ist immer eine sichere Bank und in der Umgebung findet man doch meist das eine oder andere interessante Objekt. Und so kam's dann auch... Aber erstmal war eine längere Fahrt quer durch die dicht bebaute Innenstadt nötig. Das zieht sich hier ja doch schon ganz schön hin, man ist schnell mal 15-20 km nur von Ampel zu Ampel und in Hochhaus-Schluchten unterwegs. Wenn man dann mal an einer Kreuzung mit langer Ampelphase den Kopf hebt, sieht man Ensembles wie in Bild 6: Glas, Beton, Stahl ohne Ende...

Und dann kommt an einer weiteren Kreuzung ein Haus ins Blickfeld (Bild 7), dessen Beschriftung Fragen aufwirft: "Lovely Dog's Hotel & Kindergarten". Jetzt fragt man sich: war das eine Tierpension mit angeschlossenem Kindergarten, damit die Kids was zum Spielen haben ? Oder meint es, daß auch Hundewelpen da abgegeben werden konnten ? Oder isses einfach nur wieder eine typisch koreanische, sinnfreie Bezeichnung, damit sich's irgendwie abhebt ? Jedenfalls scheint's nicht gut gelaufen zu sein, die Zettel im Schaufenster sind Vermiet-Angebote...

Gleich geht's weiter im nächsten Post, bleibt dran...!


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#82 von Hondawolf , 30.06.2019 03:45

...und weiter im Text !

Angekommen am "Paperstreet-Café" gab es am Nachbarladen gleich die erste Preziose zu bestaunen: ein Elektro-Dreirad mit Camouflage-Zelt-Regenschutz (Bild 8). Frisch umgebaut (möglicherweise auf Kundenwunsch) und abholfertig. Mir scheint, beim "Design" des Plastik-"Überrollbügels" stand der Allzeit-Häßlichkeits-Preisträger BMW C1 Pate. Aber das kann täuschen...

Direkt vor selbigem Laden war ein Brat-Künstler damit beschäftigt, die Schwingenaufnahme eines Fat-Tire-Elektrorollers wieder fachgerecht instandzusetzen (Bild 9). Da war wohl was unterdimensioniert...

Beim nächsten Bild war ich mir durchaus unsicher, es zu zeigen. Finde aber, auch das gehört dazu und Menschen bei der Arbeit sind allemal besser als Menschen beim Saufen: Männer, die sich offenkundig weder Fahrrad geschweige denn Roller als Arbeitsmittel leisten können, sondern mit Muskelkraft ihre Lastkarren bewegen (Bild 10). Auch das trifft man in einer so reichen Stadt wie Seoul nach wie vor. Viel zu essen bekommt der Bursche nicht, wenn man sich die schlotternden Hosen anschaut.

Einen Kameraschwenk weiter sah ich die in Bild 11 zu sehende Suzuki Hayabusa. Selbst bei diesem Geschoß gehts nicht ohne "niedlich": die zwei Quietsche-Enten auf dem Heckbürzel müssen sein...

Bild 12 zeigt eine "unserer" Hondas: eine/n Integra als Lastenmotorrad. Der Besitzer war in der Boxengasse wegen Anbringung neuer Griffgummis, die nun weithin in neongrün leuchten. Der Rest des Fahrzeuges ist - nun ja: sehr benutzt...

Eine sehr pittoreske Hyosung Mirage fuhr mir dann noch an einer Kreuzung in Gangnam vor die Linse (Bilder 13 und 14): das muß man sich in Ruhe anschauen ! Dieses Kunstwerk ist über Jahre verfeinert und angepaßt worden: Tennisbälle als Stoßschutz auf dem Rohrgestell - LED-Leisten am und rund ums Rücklicht - der Armaturenkasten mit vier Telefonen, sechs Powerbanks (wenn ich richtig durchgezählt habe...) und Dutzenden Kabeln - alles zusammengehalten von Gummiband, Klebestreifen und Draht. Ich finde so was genial, die Männer sind quasi mit ihren Maschinen zusammengewachsen. Und als Krönung das Helmdesign !!

Zum Schluß noch ein Schnappschuß vom Heimweg. Gestern war der amerikanische Oberhäuptling in der Stadt, um sich mit den hiesigen Häuptlingen zu treffen. Das ist immer Anlaß für Demonstrationen. Vor dem Hyatt-Hotel, wo offenbar die Delegation untergebracht war, stand die Fraktion der Gußeisernen. Neben friedfertigen und gesprächsbereiten Leuten gibt es hier auch politische Kräfte, die die große Lösung bevorzugen, wie auf dem Spruchband mit den Porträts von Trump und der vormaligen Präsidentin Park Geun Hye zu lesen ist: "Bombing North Korea is the only answer" (Bild 15). Daß damit auch das Ende des Südens besiegelt wäre, ist möglicherweise außerhalb der Überlegung. Jedenfalls war wieder eine Menge Krach und Hunderte Polizisten am Start. Die nächtlichen Hubschrauber-Patrouillen der Amis kommen dann auch noch dazu. Aber das führt weg vom Thema...

So, das soll's vorerst gewesen sein, wünsche angenehmen Sonntag und Sommer, melde mich wieder nach der Sommerpause. Gehabt Euch wohl und fallt nich auf'n Appel !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#83 von klaus-0902 , 30.06.2019 12:34

Sehr interessant wie immer - Danke!
Die

Zitat von Hondawolf im Beitrag #81
… sehr exklusiven Blockaufkleber "Limited Edtion" auf der Reifenwand...
gibt's bestimmt kein zweites Mal .
Ist der Typo auf allen Rädern oder sind ihm die "i" ausgegangen?
VG Klaus


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#84 von Hondawolf , 30.06.2019 12:47


Dazu kann ich nur sagen: it's so Korean...!!! Aber definitiv: diese Beschriftung hat er weltexklusiv !

Rechts und links hinten stimmt die Beschriftung (siehe Bilder, da sieht man auch gleich noch das bizarre Heck mit der Plaste-Blume auf dem Spoiler...), rechts vorne hab ich nicht geguckt... Ja, das liebe Englisch is nicht so das Ding der Einheimischen. Man liest die absurdesten Dinge und ich krieg regelmäßig Lachanfälle, wenn mir mal wieder eine besondere Kostbarkeit über den Weg läuft. Ich schau mal, ob ich dazu noch Bilder finde, manches habe ich abgelichtet, mitunter nur mit dem Handy, aber zur Doku reicht das ja heutzutage...


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#85 von Hondawolf , 26.08.2019 13:56

Tach, Gemeinde,

da isser wieder... Nachdem wir alle aus dem Urlaub und den Ferien wieder zurück im Lande sind, war am vergangenen Wochenende auch gleich die erste Tour angesetzt. Obwohl das Wetter noch nicht wieder so richtig einladend ist (es ist immer noch ordentlich heiß, wenn auch nicht mehr so feucht wie noch zu Anfang August), ließen wir es uns trotzdem nicht nehmen, einen Kurztrip an die Westküste zu unternehmen. Mit von der Partie: mein Kurzer, bei dem die Schule letzte Woche noch auf Sparflamme lief und daher keine Aufgaben fürs Wochenende bereithielt.

Los ging es am Samstag zunächst mit einem sehr gemütlichen Mittagessen bei uns um die Ecke zur Einstimmung auf die bevorstehenden Kilometer. Die NC hatte die letzten sechs Wochen Pause und wartete in der Garage auf ihren Einsatz. Dafür konnte sie am Gasthaus auch gleich in passender Gesellschaft auf unsere Rückkehr harren: der gelbe Lambo mit Superman aufm Dach steht öfter da (Bild 1). Wie wir so sitzen und essen, sehe ich auf der anderen Straßenseite mal wieder eine skurrile Kombi heranrollen (Bild 2): ein Chopper mit Sackkarrenanhänger, darauf eine selbstgeschmiedete Transportkiste, "gesichert" mit Gummiband. Der Typ rollte dann genauso vom Fußweg auf die Straße und fuhr seiner Wege, die Sackkarre lustig hinterher holpernd. Man muß es den Jungs hier ja lassen: kreativ sind sie bei den Transportlösungen...

Nach dem Essen ließen wir uns durch die Stadt gen Westen treiben. Unser Ziel war die nördlichste der vielen kleinen Inseln vor Seoul - Ganghwado. Bis dahin lagen aber noch einige Kilometer durch das städtische Gewühl vor uns, die Gelegenheit zu spontanen Ampelshots boten, weil die Rot-Phasen hier mitunter sehr lang sind. Bild 3 zeigt eine Italjet "Buccaneer", ein hübsches Scramblerchen, wie ich finde. Die Straßen führen mitten durch die riesigen Vorstadtsiedlungen des Stadtteils Gimpo, die sich am westlichen Rand von Seoul nahtlos aneinanderreihen. Als die Gegend etwas luftiger wurde, nahm ich am Straßenrand eine ziemlich abgeschabte Schrauberbude wahr, vor der eine Langgabel-Harley parkte. Kurz rangefahren und Bild 4 war im Kasten.

Als wir Gimpo hinter uns gelassen hatten und rechts und links nicht mehr Hochhäuser, sondern immer häufiger Reisfelder mit ihrem frischen, überaus satten Grün das Auge erfreuten, fiel mir an einer Kreuzung ein sich wie aus dem Nichts dort erhebender Glasklotz auf, in dem Motorräder feilgeboten wurden. Also links raus, kurz die Einfahrt gesucht und rangefahren. Wie sich zeigte, war das wieder eine bizarre Mischung: ein Honda-Indian-BRP-(CanAm-Spider)-Händler. Der Besitzer kam uns freundlich lächelnd auf einem CanAm Spider entgegen (Bild 5). Im Salon, der eine wahre Rumpelbude darstellte, fand sich alles Mögliche: im Erdgeschoß neue Honda Super Cubs (Bild 6) unter einer "Ride to Love"-Honda-Reklame, die merkwürdigerweise an einer Aprilia angeseilt ist, im Oberstübchen Indians (Bild 7) neben CanAm-Spiders und gebrauchten Harleys. Auf die Frage, wie denn die Bikes in den 1.Stock gelangen, öffnete der Verkäufer eine ungesicherte Tür, hinter der: --nichts-- war !! Ein banger Blick nach unten verriet, daß das der Freiluft-Lift für den Biketransport darstellte. Bild 8 zeigt diese Perspektive. Interessant auch ein anderes Werbeplakat (Bild 9) für Honda mit Vater und Sohn, die Spaß haben. Darunter ist der Blick in den Servicebereich auszumachen, wo der mittlerweile zurückgekehrte CanAm-Spider auf der Bühne steht.

Nach diesem bunten Sammelsurium an Moto-Technik ging es weiter zum Gimpo Marine Park, der sich als bedauernswerte Ansammlung von rostiger Kriegstechnik erwies, die am westlichen Ufer des Wattenmeeres bei Gimpo vor sich hin gammelt und die glorreiche Geschichte des Koreakrieges erzählen soll. Nach einem kurzen, unergiebigen Gang über das Gelände zogen wir es vor, auf dem gegenüberliegenden Ufer, schon auf der Insel Ganghwado, einen Kaffee zu ordern.

Gleich gehts weiter in Teil 2 mit der Tour auf Ganghwado, bleibt dran !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#86 von Hondawolf , 26.08.2019 14:00

Teil 2:
Nachdem wir die Brücke vom Festland auf die Insel hinter uns gelassen hatten, fiel die Wahl auf das "Black Pearl" Café, einer dieser hipstermäßig aufgebrezelten Läden, die man hier überall findet. Der Kaffee ist aber wirklich gut und der Blick war schön. Die NC wartete auch hier draußen auf uns (Bild 10).

Kaum richtig auf der Insel angekommen und die Hauptstraßen verlassen, wurde es idyllisch. Man mäandert durch die bergige Gegend, sieht zwischen den Hügeln das Meer durchfunkeln und erreicht nach ein paar Minuten die Uferstraße. Die Blicke auf das Watt (wir kamen bei Ebbe an) öffnen sich weit, man riecht das salzige Wasser und fährt an trocken liegenden Fischerbooten vorbei, die auf die nächste Flut warten. Und dann erreicht man einen Strand, an dem sich ein in Europa kaum denkbares Bild bietet: Koreaner bauen ihre Zelte direkt auf dem Strand auf (merke: die Sonne ist brutal !) und chillen dort mit Familie, Kind und Kegel. Der Grill ist dabei, manche sind ausgerüstet wie für eine Wüstenexpedition (Bild 11). Kinder und Erwachsene buddeln im Schlamm des Watts nach Krabben und Muscheln (Bild 12), es herrscht eine fröhliche und ausgelassene Stimmung.

Nach ein paar Minuten Betrachtung zog es uns in unser kleines Motel am Meer. Auf dem Weg dorthin machten wir noch kurz Halt an einer Brücke (Bild 13), die Ganghwado mit Seongmodo, einer noch kleineren Insel, verbindet. Mittlerweile hatten wir auflaufendes Wasser, die Flut kommt hier aufgrund des enormen Tidenhubs sehr schnell. Man kann quasi zuschauen, wie das Wasser steigt. Der Tag nahm sein Ende in einem kleinen, aber sehr feinen Bistro am Wegesrand mit "local Italian food" (Eigenwerbung des Lokals), was aber nicht zuviel versprochen ist: die Spaghetti Arrabiata waren ausgesprochen lecker, die Ginseng-Limonade ebenso.

Nach einer ruhigen Nacht und einem Frühstück im Zimmer (wir hatten alles nötige Essen dabei, Wasserkocher, Besteck und Geschirr sowie Kühlschrank sind hier Standardausstattung in derartigen Motels)
machten wir uns auf den Weg in den Sonntag. Zunächst führten uns enge, versteckte Dorfstraßen zu einem steinernen Buddha mit Skulpturenpark im Zentrum der Insel, vor dem ich die NC parkte (Bild 14). Ein paar hundert Meter weiter befindet sich eine groß aufgemachte Sehenswürdigkeit von Ganghwado: ein Dolmen, also ein aus großen Steinblöcken errichtetes Megalith-Bauwerk (Bilder 15 und 16). Der Dolmen auf Ganghwado ist offensichtlich ein ganz besonderer, weil seit dem Jahre 2000 UNESCO-Weltkulturerbe. Dolmen gibt es weltweit, in Korea werden bis zu 35.000 solcher Bauwerke gezählt. Allemal ein sehenswerter Abstecher also.

Die Zeit für den zweiten Frühstücks-Kaffee war ran und was soll man sagen: das Navi zeigt einem eine Vielzahl an Alternativen an, von denen wir uns das "Tretar:H" aussuchten. Ein zunächst weitgehend sinnfrei erscheinender Name, aber nach Google-Recherche stellte sich raus, daß das ein schwedisches Wort für “a threefill” oder "second refill" von Kaffee ist. Die Einrichtung erinnerte in der Tat an skandinavische Etablissements dieser Art, war liebevoll und gemütlich (Bild 17). Beim Studieren der Kuchenauslage fiel mir eine Delikatesse ins Auge, die hier anders als in Europa heißt: "Titamisu" (Bild 18). Auflösung des Rätsels: ein schlichter Tippfehler, auf koreanisch isses nämlich richtig geschrieben, so viel verraten mir meine rudimentären Sprachkenntnisse jedenfalls.

Als wir diesen ausgesprochen gastlichen Ort verließen, spürten wir die Hitze schon stärker werden, was uns veranlaßte, mit dem zum Glück noch sonntagvormittäglich überschaubaren Verkehrsstrom wieder gen Heimat zu surfen, wo wir gegen Mittag ankamen und den Rest des Tages faulenzend in der Wohnung verbrachten.

In den kommenden Wochen wirds hoffentlich etwas weniger heiß, dann ist man nach der Tour nicht ganz so durch wie aktuell noch. Spaß hats trotzdem gemacht, die Insel Ganghwado ist definitiv eine Reise wert, die auch zweimal stattfinden kann. In Bälde gibts auch wieder einen Video-Clip von dieser Unternehmung, ich muß aber erst Zeit finden für Schnitt und Vertonung. Bis demnächst also in diesem Kino, genießt den Restsommer und bleibt senkrecht !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#87 von Hondawolf , 28.08.2019 12:41

Tach, Gemeinde,

so, nu isses getan: mein zweites Tourenvideo ist online: https://youtu.be/DyCwAlCh3Bc

Inhaltlich und fototechnisch hab ich die Unternehmung schon in den beiden vorangegangenen Beiträgen beschrieben, jetzt gibt's halt noch bewegte Bilder dazu. Ich bin, was Videoaufnahme und -verarbeitung betrifft, echter Neuling - man verzeihe mir die eine oder andere Unprofessionalität. Raum für Verbesserung ist immer...

Trotzdem viel Spaß beim Gucken !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#88 von Hondawolf , 06.09.2019 14:06

Tach, Gemeinde,

nachdem für das bevorstehende Wochenende eher kein Motorradwetter angekündigt ist und damit auch keine Tourenberichte in Aussicht stehen, will ich den Freitagabend nutzen, um ein paar kleinere und bisher nicht gezeigte Skurrilitäten der hiesigen Zwei- und Vierradszene zu präsentieren. Losgehen soll es mit einer Vespa in der Sonderedition "Aufkleber" (Bild 1). Da muß man erst mal lange sammeln, bis man für die doch recht großen Flächen genug Material hat. Zum Glück hat er die Scheibe freigelassen, wobei: hier weiß man nie, vielleicht kommt das noch...

Bilder 2 und 3 zeigen den Versuch, etwas Schrankwand-Atmosphäre aus dem Wohnzimmer ans Motorrad zu bringen: eine Honda CB1100 mit der Seitenkoffervariante in "Kiefer hell gestreift". Die Retro-Schriftzüge geben dem Ensemble den nötigen 60er-Jahre-Touch.

Das Foto 4 entstand bei uns um die Ecke an einer sehr steilen Straße. Die dort anzutreffenden Garageneinfahrten haben teilweise abenteuerliche Bauformen und Neigungswinkel. Der abgebildete, schon arg beschundene Kia Morning wurde so elegant geparkt, daß das linke Hinterrad den Bodenkontakt eingebüßt hat und in der Luft hängt. Egal, hat ja Vorderradantrieb, wird schon wieder rauskommen...

Die Maschinen von SYM aus Taiwan sind im Motorradbereich hier eher selten anzutreffen. Umso mehr erstaunte mich die in Bild 5 zu sehende Version "Nostalgia Wolf" in Racing-Green mit braunen Einzelsitzen.

Während unserer Tour auf die Insel Ganghwado in der letzten Woche gab es am Hafen von Hwangcheongni einen sehr sehenswerten Sonnenuntergang zu besichtigen. Wir waren nicht die einzigen, die auf dem Motorrad angereist waren. Die auf Bild 6 gezeigte Harley Ultra Glide Classic FXSTCXYZABC (oder wie die Dinger heißen...) brachte ein mittelaltes koreanisches Pärchen an den Ort des Geschehens. Ich fragte mich bei Betrachtung dieses Kraft-Rades allerdings, warum sein Besitzer die am Handbremshebel baumelnde Peitsche spazierenfährt. Ob er die Mühle damit während der Fahrt schlägt, damit's schneller geht...? Wollen wir hoffen, daß es nicht seine Frau trifft.

Das letzte Bild für heute stammt aus dem Big-Site-Bikegeschäft im Osten der Stadt. Die dort ausgestellte Triumph Bonneville ist als hübsche Custom-Ausführung hergerichtet und durchaus ansehnlich. Warum sie allerdings mit beiden Reifen auf Fellen stehen muß, erschließt sich mir eher nicht. Sollen die Stollenreifen oder die Holzbretter sauber bleiben...? Anyway, schick sieht's aus !

Das war's für heute abend, gehabt Euch wohl und bis demnächst in diesem Kino !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#89 von Hondawolf , 23.09.2019 12:52

Tach, Gemeinde,

nach längerer Pause, die einerseits taifun-, andererseits feiertagsbedingt war, nun wieder zwei Reports zum Zweirad-Geschehen in Fernost.

Der Taifun war "Lingling" und er hat auch hier ganz ordentlich geweht, aber zumindest in Seoul keine nennenswerten Schäden verursacht. Der Feiertag war Chuseok - das koreanische Erntedankfest, welches hier grundsätzlich im Kreise der erweiterten Familie gefeiert wird und u.a. dazu führt, daß an den Tagen rundherum das nationale Gemeinschaftsgefühl in gigantischen Autobahnstaus landesweit gestärkt wird. Alle sind unterwegs und quälen sich in dichten Strömen über die Highways, die zu allem Überfluß (Marktwirtschaft auf den Kopf gestellt...) an diesen Tagen auch noch mautfrei sind. Ich würde ja die Gebühr verdoppeln - getreu dem Motto "erhöhte Nachfrage - erhöhter Preis", aber das ist hier halt anders. Da wir auch etwas weiter weg wollten, hatten wir einen Mietwagen und das zweifelhafte Vergnügen, bei diesem Chaos mitmachen zu müssen.

Aber zurück zum Spocht: letztes Wochenende versprach dann zumindest der Samstag mit gutem Wetter motorradfreundlich zu werden. Also gings mit dem Kurzen (der mittlerweile gar nicht mehr so kurz ist...) zunächst nach Gangnam in den "Yankees Burger" zum Mittagsmahl. Ich esse das Fastfood-Zeug selten, muß aber sagen, daß dieser Laden echt gut ist: alles frisch gemacht und wirklich schmackhaftes Fleisch. Das ist mit Mäckes & Co. nicht zu vergleichen, allerdings isses auch schlapp doppelt so teuer wie da - Gangnam-Zuschlag halt. Das Innendesign industrial-mäßig, wenigstens fielen wir in unseren Klamotten da nicht auf. Bild 1 zeigt einen Eindruck von dieser Lokation, die sich gut hält und eine sichere Bank ist.

Auf der anschließenden Weiterfahrt mußte ich mich auf den dichten Verkehr auf den breiten und vielspurigen Magistralen in Gangnam konzentrieren, während mein Filius sich umgucken konnte und prompt krähte, ich müsse unbedingt anhalten und auf dem Gehweg ein paar Meter zurückfahren. Und in der Tat - was er da entdeckt hatte, sieht man selten: Im "Café de Bodyfriend" (wer auch immer da wessen Freund ist...) war offenbar Lamborghini-Eigner-Treffen angesagt. Akkurat eingeparkt standen links vom Eingang zwei Huracan und ein Aventador SVJ (Bild 2) und rechts davon das neue SUV Urus (Bild 3). Mir wäre nicht erinnerlich, daß ich außerhalb eines Händler-Showrooms im Straßenbild eine solche Ansammlung schon mal wahrgenommen hätte. Apropos Händler: der Lambo-Verkaufssalon ist ein paar hundert Meter weiter und da stehen nur drei Autos im Laden... In Deutschland wird sowas ja bald gesetzlich verboten, dann müssen alle Fahrrad oder E-Tretroller fahren. Die aktuelle Klimadiskussion ist hier kaum jemandem nahezubringen und würde allenfalls zu mitleidigem Kopfschütteln führen...

Weiter ging es vorbei an Edelboutiquen und -restaurants in Richtung Südwesten. Am Stadtrand zeigten sich dann die Berge und schon bald ging es über hübsche und am Samstagnachmittag glücklicherweise sogar recht dünn befahrene Bergsträßchen hinauf zur Namhansanseong-Festung. Diese ist UNESCO-Weltkulturerbe und in der Tat apart anzuschauen. Wie immer hier, sind solche Sehenswürdigkeiten an den Wochenenden rappelvoll und es wird immer was geboten. Diesmal war es eine Darbietung traditioneller koreanischer Musik, die von Künstlern in ihren Trachten gespielt wurde. Die Akustik ist Geschmackssache, schick anzusehen ist es allemal (Bild 4). Nett auch, daß man nach Ende der Vorführung interessierten Besuchern, vor allem Kindern, die Gelegenheit gibt, selbst ein wenig Krach zu machen (Bild 5). Der Stift war begeistert dabei...

Der weitere Fußweg hoch zur Festung bot dann die schon reichlich bekannte Architektur der hiesigen Tempel- und Festungsbauten, dennoch ist vor allem die kunstvolle Ausführung der Mauersimse immer wieder beeindruckend (Bild 6).

Auf dem Rückweg wurden wir noch von dem in Bild 7 zu sehenden Pärchen angelockt, die uns Werbung für ein später stattfindendes Theaterstück in die Hand drückten. Aber wir hatten andere Pläne, so daß wir dankend weitergingen...

Zurück am Motorrad fiel mir ein hinter einer Hecke hervorlugendes Hinterrad auf, von dem ich erst dachte, daß es zu einem Traktor gehörte. Aber nein: es war der bescheidene 260er Schlappen einer Harley (Bild 8)... Was der sich den Rücken einsaut, wenn's mal naß wird ! Aber wahrscheinlich ist standardmäßig eine Wetter-App mit Regenradar eingebaut, die automatisch den Weg in die Garage ins Navi einspielt, wenn es droht, zu tröpfeln...

Gleich geht's weiter in Teil 2, laßt eingeschaltet !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#90 von Hondawolf , 23.09.2019 12:57

Und weiter im Text bzw. on the road:

Noch ein paar Kilometer auf Bergsträßchen, über die sich wirklich gut schwingen läßt, und wir hatten das "Café Arabica" erreicht, wo ich schon mal im Frühjahr Station gemacht hatte. Mitten im Wald, ist das eine echte Oase mit hervorragendem Kaffee und wiederum mitgebrachtem Pflaumenkuchen (dem Hefegebäck meiner Angetrauten ist nicht zu widerstehen, ich will da nix anderes...). Nach einer halben Stunde Genuß zog es uns weiter Richtung Norden zum Han-Fluß, wo zwar der Verkehr wieder etwas zunahm, aber immer erträglich blieb. Die Brücke bei Paldang führte uns auf die Nordseite und nach ein paar Kilometern Schnellstraße kam das "Big Site" in Sicht: ein Treffpunkt der Zweiradzunft, wo es immer was zu sehen gibt und wo wir das letzte Mal vor der Sommerpause Halt gemacht hatten. Und auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht: wir kamen und ein Kawa-ZX14R-Treiber fuhr gerade weg (Bild 9). Immer wieder schön zu sehen: trotz bereits abgepolsterter Bank kommen die kurzbeinigen Gesellen nur mit Mühe bis zum Boden. Ich komme später noch darauf zurück...

Im Laden drinnen war natürlich wieder alles umgestaltet: man präsentierte gerade die neue Ducati 1260 Multistrada Enduro (Bild 10). Der rechts im Bild zu sehende Rabattpreis von 34.500.000 Won treibt einem die Tränen in die ohnehin feinstaub-wunden Äuglein. Umgerechnet sind das zur Zeit 26.400 Euro. Nach meiner Kurzrecherche kostet diese Ausführung in Deutschland 20.690 Euro, also ein satter Exotik-Zuschlag. Aber ist ja Ducati, die dürfen das. Außerdem ist das der Showcase-Event, danach kostet der Hobel dann 37,5 Mio. Won, das sind richtig günstige 28.600 Euro...

Nach diesem Schock war dann der Anblick der Honda-Neo-Sports-Café-Ecke (Bild 11) wahrer Balsam: keine Preise, dafür ein schick aufgemachter Präsentations-Stand mit einer CB 1000R, einer CB 650R und einer CB 125R. Das Auge ißt bekanntlich mit und für so Sachen haben sie hier schon ein Händchen. Zwei Meter weiter sah ich das erste Mal in echt die Royal Enfield Himalayan Enduro (Bild 12). Gemütliche 25 PS, dafür robust und wahrscheinlich richtig schlechtwegetauglich. So'n Teil und der Himalaya verliert seinen Schrecken...

Draußen vor der Tür wartete allerdings ein Schrecken der besonderen Art: eine an sich richtig schöne Lambretta V125 Special, verunziert mit einem riesigen Kohlenkasten-Topcase (Bild 13). Das sieht sowas von verboten aus, da kann man gar nicht hingucken. Ein Kumpel von mir hat genau das gleiche Modell, ebenfalls in diesem supercoolen Orange. Ich mußte ihm gleich das Bild schicken und ihn anweisen, so ein Verbrechen nicht an seinem Modell zu begehen...

Was mich zum nächsten Ereignis führt: die in Bild 14 zu sehende, flammneue BMW K 1600B in babymöhrchen-rot wurde auch von einem Piloten mit eher kurzen Stelzen bewegt. Man sieht im Bildhintergrund einen leicht abgesenkten Kiesstreifen, der als Abgrenzung des Parkplatzes zur Straße dient. Der Versuch des BMW-Typen, sich in den fließenden Verkehr einzufädeln, endete mit einem veritablen Ausrutscher und der dicke Bock fand sich in stabiler Seitenlage auf besagtem Kiesstreifen. Ob's zu viel Gas war oder er anhalten mußte und die Gräten zu kurz waren, um den Hobel abzufangen, ließ sich nicht sagen. Jedenfalls sahen der rechte Seitenkoffer und der zum Glück montierte Sturzbügel nicht mehr so makellos aus wie auf dem Foto, welches tatsächlich wenige Sekunden vor dem Umfaller entstand. Dem Fahrer selbst war nix passiert und nachdem vier (!!) Burschen das bayrische Kunstwerk wieder auf die Räder gestellt hatten, ging's auch weiter. Aber so isses halt, wenn die Augen (und die Schatulle...) größer als die Skills sind.

Zum Abschluß zwei Fotos (Bilder 15 und 16), die einen der hier beliebten 125er Scrambler zeigen, verziert mit der Hubschrauber-Ente, die hier aus nicht nachvollziehbaren Gründen den "Bee"(=Bienen)-Helm trägt. Wie schon gelegentlich erwähnt: ohne "niedlich" läuft hier nix und Namen sind Schall und Rauch.

In diesem Sinne: schönen Herbst (hier beginnt demnächst die Laubfärbung, was wirklich sehenswert ist) und bleibt senkrecht !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#91 von aGentleBiker , 23.09.2019 13:37

Sehr schöne Bilder!
Aber es wird doch keiner in D E-tretroller fahren! Die Dinger sind ja laut Medien eine Erfindung des Satans und werden uns alle töten! ALLE !!!!
Hmm die Ferse des BMW Fahrers ist immerhin auf dem Boden, das schaffe ich auf meiner NC nicht mit beiden Füßen, auf einer Triumph Scrambler1200 mit keinem Fuß :D vielleicht umso besser so eine 125er Scrambler...



 
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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#92 von Hondawolf , 30.09.2019 09:59

Tach, Gemeinde,

heute gibt es die Wochenend-Nachlese aus Korea in drei Teilen. Beginnen will ich mit dem Samstag, den ich weitgehend in der Stadt verbracht habe. Am Vormittag hatte ich ein paar Einkaufsgänge zu erledigen und wollte das mit dem Besuch des Royal-Enfield-Händlers verbinden. Grund dafür sind nicht etwa Umstiegsgedanken, sondern schlicht Neugier, wie es dort aussieht. In den Pressemeldungen, die anläßlich der Eröffnung des Salons im April herausgegeben wurden, war eine Adresse erwähnt, die in der Nähe des Harley-Dealers und des BMW-Zentrums liegen sollte. Leider hatten die Verfasser der Meldung den Straßennamen mit der fast gleichlautenden Bezeichnung eines Ortsteils von Seoul durcheinandergebracht. Das wußte ich nicht und irrte also mit der NC durch das angrenzende Wohnviertel, ohne fündig zu werden. In meiner Not parkte ich dann vor dem Harley-Palast und fragte mich beim dortigen Servicepersonal durch, die mir dann auch die richtige Adresse heraussuchten. Da das natürlich am anderen Ende der Stadt ist, fahre ich irgendwann später mal da hin. Der Milwaukee-Glitzertempel von innen sieht aus wie alle diese Etablissements, wo man „Laifstail“ an den Mann zu bringen versucht und Motorradtechnik eher nachrangig ist.

Da in der Umgebung von hiesigen Zweirad-Shops häufig skurrile Gefährte zu finden sind, schaute ich mich lieber draußen etwas um und fand natürlich prompt sehenswerte Vehikel. Die Bilder 1 und 2 zeigen einen bis auf die Knochen gestrippten Scooter mit interessanten Einblicken in Kabelbaumführung und sonstige Details, die ansonsten ja meist unter ausladenden Plasteverkleidungen verborgen sind. Gleich daneben stand, bewacht von den ernsten Blicken asiatischer Steinstatuen, eine Honda Super Cub mit Soziussitz-Tasche (Bild 3). Die Cub hat ja kein Staufach, da sind andere Lösungen gefragt.
Zurück an der auf dem Gehweg geparkten NC fand sich direkt daneben eine wunderschöne Husqvarna Svartpilen und im Hintergrund eine für Harley ungewöhnlich farbenfrohe Street Rod 750 (Bild 4). Daß diese Hubraumklasse überhaupt Eingang in die Modellpalette der Schwermetaller gefunden hat, mutet für mich eher seltsam an. Aber man muß ja auch die Einsteiger bedienen, die nicht gleich mit acht Zentnern durch die Gegend walzen wollen/können.

Zum Mittagessen fuhr ich dann an den Hauptbahnhof von Seoul ins schon mal ganz am Anfang dieser Geschichten-Erzählreihe erwähnte „Glücksschwein“ zu Schnitzel und Bratkartoffeln. Auf dem Vorplatz begegnete ich der in Bild 5 zu sehenden, in postgelb lackierten Vespa. Die Liebe zum Detail wird hier am farblich passenden Scheibenkantenschutz deutlich. Daß die Nummernschild-Unterlage wieder „GB“ trägt und einen komischen Spruch auf Englisch, ließ mich ratlos zurück. Es könnte aber durchaus daran liegen, daß der Eigner der Meinung ist, daß die Vespa-Fabrik in England liegt. Warum ich das denke, erkläre ich im übernächsten Post.

Zunächst aber noch ein weiteres Highlight der koreanischen Bratkunst: ein Roller mit einer sehr spannenden Stützradkonstruktion (Bild 6). Da haben Rohrbieger, Schweißer und Fahrwerks-Experten eine Meisterarbeit abgeliefert, die jedes Ingenieursherz höher schlagen läßt… Ob sich dieses Aggregat angesichts einer sicher gewöhnungsbedürftigen Fahrdynamik auch nur drei Meter ohne Schweißausbrüche bewegen läßt, steht auf einem anderen Blatt. Im Stand umfallen kann es jedenfalls nicht. Ob das auch für die Fahrt gilt…? Registriert isses möglicherweise als Auto: hat ja vier Räder. Immerhin hat die daneben parkende Vespa eine italienische Nummerschild-Unterlage, deren Eigner weiß also besser Bescheid.

Auf der Heimfahrt konnte ich dann wieder die Rotphasen-Schnellschuß-Fototechnik üben: neben mir kam eine NC 750S zum Stehen. Ich freue mich immer, wenn ich mal eines Schwestermodells ansichtig werde und muß das dann gleich festhalten (Bild 7). Es war übrigens auch eine DCT-Ausführung.

Gleich geht’s weiter in Teil 2, bleibt dran, wenn’s Euch nicht zu langweilig ist…


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#93 von Hondawolf , 30.09.2019 10:03

Hier also der zweite Teil:

Am gestrigen Sonntag versprach das Wetter sonnig und angenehm warm zu werden. Da meine Holde auf einer anderen Tour im Land unterwegs ist, starteten wir mit meinem Sohn um 10 Uhr zu einer Männerpartie an die Westküste. Erste Zwischenstation war der Freizeitpark am Sihwa-Gezeitenkraftwerk, über das ich schon in früheren Posts berichtet habe. Unsere Ankunft dort war noch bei Ebbe, so daß die Fischerboote, die nicht rausgefahren waren, auf dem Trockenen lagen (Bild 8).

Den Zweite-Frühstücks-Kaffee gab es bei Pascucci, wo man während der Wartezeit auf das Gebräu gleich noch die Funktion und Teile des typisch italienischen Espressokochers kennenlernt (Bild 9). Während wir uns dem Genuß hingaben, fiel mir das im Partnerlook gekleidete koreanische Pärchen am Nachbartisch auf (Bild 10), welches sich einträchtig dem Smartphone widmete, was sich hier allüberall beobachten läßt.

Ein Gang in den Außenbereich brachte eine Vielzahl von Motiven: zunächst fährt in Bild 11 ein passend zur Fahrzeugfarbe (natürlich rosa…) gekleidetes Mädchen im Mini Cabrio vor. Das ist aber nur ein Leihwagen, Kinder (und Eltern) von Welt geben sich nur mit dem Besten zufrieden und kaufen das dann auch gleich: der junge Mann in Bild 12 lenkt einen BMW i8 und muß nicht mal am Lenkrad drehen: die Fernbedienung in der Hand reicht. Das gibt’s beim 7er in Originalgröße auch, um in enge Lücken einparken zu können.

Sehr schön auch das Gespann in Bild 13: da zieht ein Junge auf einem entfernt an eine Elektro-Schwalbe erinnernden Vehikel zwei Plastikfässer auf Rädern mit Kindern drin und einen leider gehandicapten Mann im Rollstuhl hinter sich her. Die vier hatten richtig Spaß !

Zurück am Parkplatz stand neben uns ein Yamaha Xmax-Scooter in der hier beliebten Optiktuning-Variante mit roten Anbauteilen und vielen Aufklebern (Bild 14). Passend dazu auch die Helme (Bild 15), ebenfalls versehen mit Aufklebern, mutmaßlich aus Combat-Videospielen: „Tap or fly into your zombies to collect them“. Ich will ja nix sagen, aber solche Gedanken habe ich hier im nervigen Stadtverkehr auf dem Motorrad auch manchmal…

Apropos Helme: der in Bild 16 zu sehende Harley-Hut gehört einem 1%er, was auch immer das heißen mag. Vielleicht irgendein Geheimcode…

Weiter in Text und Bild geht es gleich in Teil 3.


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zuletzt bearbeitet 30.09.2019 | Top

RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#94 von Hondawolf , 30.09.2019 10:13

Und hier der Schlußteil für heute (ich nummeriere mal die Fotos wieder von 1 durch, sonst gerät das durcheinander):

Nach weiteren 15 Kilometern kehrten wir zum Mittagessen in ein kleines Lokal mit koreanischen Fleischspezialitäten ein, wo wir ausgesprochen gut verköstigt wurden. Der Eigner sprach sogar ausreichend gut Englisch, was in der Provinz immer noch eine Seltenheit ist. Meist muß der Google-Übersetzer ran, was häufig nur mittelprächtig funktioniert. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist eine Warnmeldung der hiesigen Behörden, die just nach dem Mittagessen (zu dem es Schweinefleisch gab) auf dem Handy einging: man warnt vor dem Besuch von Schweinefarmen im Norden Südkoreas, weil es dort einige Fälle der Afrikanischen Schweinepest gegeben hat. Das war die sinnvolle Übersetzung, der Google-Knecht machte daraus: „bitte Schweinefarmen meiden, es gibt die Schweinepest in Afrika“… Ah ja, da wollten wir heute auch nicht mehr hin.

Nächster Zwischenstop war der geschäftige Hafen von Jeongokhang an der südwestlichen Küste der Insel Daebudo. Da war richtig Betrieb: Touristenboote legten an und wieder ab, Yachten liefen in den Hafen ein, Boote wurden mit Trailern aus dem Wasser geholt. Auf der Hafenpromenade tummelten sich viele einheimische Erholungssuchende neben Anglern, die den zweifelhaften Versuch unternahmen, aus der trüben Hafenbeckenbrühe irgendwas rauszuholen. Bild 1 zeigt ein knallgelbes Touri-Boot mit ebenso gelbem Gummi-Elefanten als Galionsfigur.

Großes Kino wurde geboten an der Trailerrampe: da wurden im Minutentakt kleinere und größere Boote aus dem Wasser gezogen. Die Fotos 2 und 3 geben einen Eindruck davon. Ich würde ja mit dem Auto nicht unbedingt bis zur Achse ins Salzwasser fahren, zumal es dafür auch Profis gibt, die das mit dem Traktor machen (siehe Bild 3).

Ein paar Meter weiter konnte ich eine typisch koreanische Szenerie einfangen. Nach meinem Eindruck sind alle möglichen Freizeitbeschäftigungen in diesem Land potentiell lebensgefährlich bzw. werden dazu gemacht. Wie schon gelegentlich erwähnt, hängen überall Gefahren-Warnschilder und Verbotsanweisungen. Wenn dann schon mal was erlaubt ist, geht das nur mit fachkundiger Unterweisung durch Spezialisten. Der Verleih und die Nutzung eines simplen Elektro-Plastebootes mit Spritzpistole vorne dran im seichten Hafenbecken ist erst möglich, wenn sich die Mieter dieser Einweisung unterziehen. Zu sehen in Bild 4, selbstverständlich ist Schwimmweste obligatorisch. In praxi sieht das dann aus wie auf Bild 5.

Beim Schlendern über die Hafenpromenade begegnete ich einem koreanischen Pärchen, die ihren Jungen in einem Plastik-Porsche Cabrio spazieren fuhren (Bild 6). Sogar das Stuttgarter Nummernschild war dran. Allerdings fiel ich unmittelbar vom Glauben ab, als der stolze Vater folgende Worte an mich richtete: „It’s a Porsche – a nice Italian car!“ Meine Antwort: „Ähm – nope, this is still a German car” stieß auf ein verwundertes „Really??“. Deshalb also meine im ersten Post von heute geäußerte Vermutung, daß der Vespa-Eigner auch glauben könnte, sein Gefährt käme aus England. Naja, wenigstens der Kontinent stimmt…

Nach dieser lustigen Begebenheit sattelten wir wieder auf in Richtung der Insel Jebudo. Diese ist über einen flachen Damm im Wattenmeer erreichbar, der bei Flut nicht passierbar ist. Ich hatte zwar vorher in den Gezeitenkalender geguckt und eigentlich geplant, kurz nach dem Mittag vor Ort zu sein. Aber wir hatten natürlich ein wenig getrödelt (im Hafen war’s so interessant) und kamen erst gegen 14.40 Uhr auf der Insel an. Da steht dann am Beginn und Ende des Dammes je ein Posten und regelt den Verkehr. Mir kam das schon komisch vor, als ich eine Leuchttafel sah, auf der was von 14.50 Uhr stand. Meine Frage an den Posten ergab dann, daß tatsächlich der Damm ab 14.50 Uhr gesperrt werden würde und dann erstmal Feierabend ist. Also mußten wir direkt nach Ankunft auf der Insel schleunigst wenden und wieder aufs Festland düsen, um nicht die nächsten sechs Stunden da festzuhängen. Für ein kurzes Foto im Watt mit meinem Kurzen (Bild 7) hat‘s aber noch gereicht. Im Hintergrund schwappt das Wasser schon an die Randsteine.

Von da aus ging es dann zum Kaffee ans Steilufer der Insel Seonjaedo, wo wir im Frühjahr schon mal vorbeigeschaut hatten. Die NC wartete vor dem Eingang neben einem alten Wasserrad auf uns (Bild 8). Von der Terrasse des Floredo-Cafés hat man einen schönen Blick auf das Meer und kann den Kuchen umso mehr genießen. Das brauchten wir auch, denn der stau-belastete Rückweg in die Stadt schlaucht dann doch etwas. Wir konnten uns zwar ganz gut durchschlängeln, aber es wird dann doch anstrengend, die ganze Zeit zwischen den Dosen zu manövrieren. Schlußendlich sind wir aber heil zu Hause gelandet, 160 Kilometer waren zusammengekommen und wir hatten einen abwechslungsreichen und interessanten Tag.

Hier bleibt es ja noch mindestens einen Monat warm und angenehm, bevor dann Mitte November die Temperaturen deutlich zurückgehen. Bis dahin hoffe ich noch auf einige Touren, über die dann hier berichtet wird. Bis dahin !


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#95 von fish , 30.09.2019 10:17

Zitat von Hondawolf im Beitrag #93
zu sehende Harley-Hut gehört einem 1%er, was auch immer das heißen mag. Vielleicht irgendein Geheimcode…


Das ist kein Geheimcode. Die 1%er-Patches resultieren aus einer anderen Zeit (noch vor Marlon Brando), als US-Motorraderfahrer mit üblen Rockern gleichgesetzt wurden. Es war dann, glaube ich, sogar Mr Hoover persönlich (oder gar der US-Präsi?) , der erklärte, man dürfe nicht eine ganze Bevölkerungsgruppe wegen dem einen Prozent an Kriminellen verteufeln...

... woraufhin die harten Jungs nicht Besseres zu tun hatten, als sich mit dem 1%er-Sticker als echte Outlaws zu outen.

Der Sticker sagt also: "Pass uff! Ich bin hart drauf und Recht und Gesetz, erst recht Deine Gesundheit, sind mir sch... egal!"


Liebe Grüße von Fish

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#96 von Hondawolf , 30.09.2019 10:19

OK, danke, das wußte ich in der Tat nicht. Sehr interessant ! Wobei der Fahrer dieses Teils ganz eindeutig den 99% zuzuordnen war, der war ja so was von friedlich...


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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#97 von fish , 30.09.2019 10:23

ich denke, dass man in Asien generell ein Faible dafür hat, "wild&gefährlich" auszusehen. MEin Freund machte gerade mit ein paar indonesischen Geschäftsfreunden eine kleine Harley-Tour auf Bali. Die braven Businessmen hatten sich rausgebrezelt, dass es eine Wonne war: Fingerlose, nietenbesetzte Handschuhe, Lederwestchen, Nazi-Sturmhelm, Gesichrsmaske usw .... ;-)


Liebe Grüße von Fish

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#98 von Hondawolf , 08.10.2019 11:22

Tach, Gemeinde,

das vergangene Wochenende brachte eine spürbare Abkühlung, die es für uns Motorradfahrer wesentlich angenehmer macht, im grundsätzlich immer aufgeheizten Seoul unterwegs zu sein. Außerhalb und speziell am Meer ist es auch im Hochsommer meist etwas frischer, aber dennoch zu heiß, um mit Genuß unterwegs zu sein, von Fahrten in der Stadt ganz zu schweigen. Da ist bei jedem Ampelstopp der Schweißausbruch vorprogrammiert…

Der Samstag versprach also bei Temperaturen um die 23°C bestes Tourenwetter. Da mein Sohn Termine mit diversen Kumpels und Kumpelinen hatte, nutzte ich die Gelegenheit, mit der besten aller Sozias im Rücken auszureiten. Wir waren mit einem Bekannten verabredet, den ich letzthin schon erwähnte: seit kurzem Besitzer einer signal-orangen Lambretta 125, war er ganz erpicht darauf, auch mal was anderes als nur seinen Arbeitsweg unter die Räder zu nehmen. Wir einigten uns auf einen überschaubaren Weg zur Namhansanseong-Festung und in das Waldcafé, welches ich jüngst schon mit meinem Kurzen angesteuert hatte.

Der Weg dorthin führt durch den Hochhaus-Dschungel von Gangnam. Dortselbst begegnete uns an einer Kreuzung (Achtung: Rotphasen-Schnellschuß-Technik !!) das in Bild 1 zu sehende lustige Pärchen auf einem Scooter. Die Dame hielt einen Helm für entbehrlich, wahrscheinlich leiden die Ohrringe…

Auf dem Berg an der Festung angekommen, standen auf dem Platz vor einem Café schon ein paar bescheidene Vertreter der Zweiradzunft: eine rausgeputzte RnineT und ein Sechszylinder-Tourendampfer in apartem Senfmetallic. Wie es der Zufall so will, paßte das an der Hecke abgestellte Fahrrad farblich ebenfalls dazu (Bild 2).

Von den hier häufig anzutreffenden Quietsche-Entchen auf Motorrädern hatte ich schon berichtet, auf besagter RnineT war ein besonders edles Exemplar befestigt: metallicrot-goldener Propellerhelm und Sonnenbrille mit Straßsteinchen sichern ihm den ersten Platz in der Style-Wertung (Bild 3).

Auf dem weiteren Weg gab es kaum fotomäßig Spektakuläres, dafür halbwegs flüssig befahrbare Bergsträßchen und nach dem Besuch im Café „Arabica“ später weite Blicke über die Täler, die sich im Hinterland des Han-Flusses im Osten von Seoul erstrecken. Das änderte sich, als wir auf dem Parkplatz des Big Site Rider’s Land ankamen: erstmalig überhaupt bei einer Motorradtour in Korea traf ich auf ein Bike mit bemerkenswert gut gestalteten Airbrush-Motiven (von den Blümchenapplikationen auf einigen Vehikeln mal abgesehen, die man gelegentlich mit Schauern zur Kenntnis nimmt). Eine wie aus dem Ei gepellt aussehende Harley mit diversen Custom-Parts zog meine Blicke auf sich (Bild 4). Den Tropfentank zierte u.a. ein Schwarz-Weiß-Porträt neben einer Oldtimer-Front und diversen anderen Details (Bild 5). Technisch extrem sauber gemacht… Der Heckkotflügel war mindestens ebenso sehenswert – Queen-Schreihals Freddy Mercury in gelber Joppe und typischer Pose (Bild 6). Der daneben aufgetragene, langhaarige Geselle kommt mir auch bekannt vor, ich konnte ihn aber nicht genau verorten. Ein bißchen sieht er aus wie David Coverdale von Whitesnake in seinen jungen Jahren. Vielleicht erkennt ihn einer von Euch auf Anhieb…?

Ein paar Meter weiter parkte eine rabenschwarze Yamaha R6 mit goldeloxierten Anbauteilen, der unvermeidlichen Akrapovic-Tüte und als Highlight einer Plüsch-Mieze auf dem Sozius, der zum Zwecke einer gesicherten Liegeposition mittels Gurtband eine Wespentaille verpaßt worden war. Sie sah aber trotzdem ganz zufrieden aus… (Bild 7). Die ein paar Meter entfernt stehende Fahrerin hatte übrigens eine ebensolche Taille und kicherte vernehmbar, als ich ihr Bike im Bild festhielt.

Nachdem es dann auf dem Rückweg in die Stadt schon leise zu dämmern anfing, zog ich etwas mehr am Kabel, um zügig heimzukommen. Es wurde dann auch deutlich frischer…

Zum Schluß und zur Einstimmung auf den nächsten Text noch eine Impression, welche beinahe heimatliche Gefühle weckte (auch wenn die Qualität der Dienstleistungen dieses Unternehmens häufig nur begrenzte Euphorie erzeugt): sauber aufgereihte Hyundai-Transporter aus dem Fuhrpark der hiesigen Deutsche Post-DHL-Niederlassung (Bild 8).

Mit deutschem Akzent geht’s auch im nächsten Beitrag weiter, bleibt dran !


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#99 von Hondawolf , 08.10.2019 11:26

Und hier der Sonntags-Rapport:

Die Wetterprognose klang vielversprechend und meine Holde hatte ein paar Motive in einer Szene-Gegend von Seoul ausbaldowert, die wir uns näher anschauen wollten. In diesem Land ist ja sehr vieles streng reglementiert und Leute, die sich etwas abseits vom Mainstream bewegen, sind eher die Ausnahme. Es gibt sie aber und sie suchen sich ihre Freiräume. In den Seitenstraßen rund um die Konkik-Universität im Stadtteil Seongsu nahe dem Seoul Forest finden sich sehr interessante Graffiti-Wände an freistehenden Häusern. Infos darüber findet man hier nahezu ausschließlich in Internet-Quellen wie Instagram. Darüber war auch mein Ehegespons darauf gestoßen und wir wurden nicht enttäuscht: die in Bild 1 zu sehende Hauswand hat was, finde ich. Glücklicherweise war kein Auto davor geparkt, so daß ich die NC in die schwarz-weiße Szene setzen konnte.

Ein paar Meter weiter fanden wir in einem Hinterhof mit kleinem Basketball-Bolzplatz das ebenfalls in schwarz-weiß gehaltene Kunstwerk in Bild 2. Ich finde es faszinierend, wie man mit ausschließlich schwarzen Pinsel-Strich-Punkten auf grau-weißem Grund ein so detailliertes Bild, zumal in dieser Größe, hinbekommt.

Wir rollerten weiter durch schmale Gassen und über kleine Kreuzungen, um nach wenigen hundert Metern auf eine ganz außergewöhnliche Pretiose der Zweirad-Baukunst zu stoßen (Bilder 3 und 4). Da stand dekorativ am Straßenrand abgestellt ein Eigenbau der Sonderklasse mit Rasenmähermotor, Kettenantrieb und einer statisch (von dynamisch gar nicht zu reden…) eher instabilen Radführung mit Flacheisen an Federgabel und abenteuerlichem Steuerkopflager. Eine Bremse ist nur hinten dran, im Bedarfsfall hilft wohl eher abspringen… Leider war der Besitzer/Fahrer nicht zu sehen, ich hätte dieses Prachtstück zu gern in Aktion gesehen.

Nach einem Mittagessen in einer ebenso abgefahrenen Hipster-Lokation namens „Urban Source“ ging es gut gesättigt in Richtung Lotte World Tower und der angrenzenden Mall. Dort ist seit kurzem auf dem Seokcheon-See eine Installation namens „Luna Project“ zu sehen. Aufhänger ist das 50-jährige Jubiläum der Apollo-10-Mission und die Tradition der NASA, die Rufzeichen der Apollo-Raumschiffe von der Mannschaft auswählen zu lassen. Das Apollo-10-Raumschiff wurde „Charlie Brown“ genannt, die Mondlandefähre „Snoopy“. Beide Namen stammen aus der Comicserie „Peanuts“ von Charles M. Schulz. Da lag es nahe, aufblasbare Gummifiguren aus diesem Comic als Kunstprojekt zu zeigen. Auf dem See schwimmen also Snoopy und Woodstock auf einer Rakete um das große, blaue „Earthmon“, umgeben von anderen Figuren mit Anleihen aus dem Comic. Und weil das alles die Koreaner mit ihrem Faible für derlei Dinge begeistert, gibt es Schlangen von Leuten jeglichen Alters, die sich vor diesem Hintergrund fotografieren lassen und dabei die beliebten „Herz“-Symbole mit den Armen bilden (Bild 5).

Es wurde aber noch mehr geboten: auf dem großen Rasenplatz vor der Lotte World Mall läuft zur Zeit das „German Fest at Lotte World Tower“. Lotte ist ein koreanischer Mischkonzern, der als Familienunternehmen (ein sog. Chaebeol) in allen möglichen Geschäftsfeldern unterwegs ist: Lebensmittel, Versicherungen, Elektronik, Autovermietung, Immobilien, Hotels, chemische, Bau- und Maschinenindustrie und vieles mehr.

Daß das Festival an diesem Platz stattfindet und einen direkten deutschen Hintergrund hat, ist nicht unmittelbar ersichtlich. Schuld daran hat (wie könnte es anders sein…!) unser nationales Multi-Genie Goethe. Der Gründer der Lotte-Unternehmensgruppe Shin Kyuk-Ho (der noch lebt und vor kurzem 97 Jahre alt geworden ist) war so begeistert von Johann Wolfgang von Goethe und besonders von dessen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“, daß er in Anlehnung an Charlotte (auch oft kurz Lotte genannt) seiner Firma den gleichen Namen gab. Und natürlich ist auf dem Vorplatz vor dem World Tower auch ein großes Goethe-Monument aufgestellt, was in Bild 6 zusammen mit den Festplakaten zu sehen ist. Auf der Rückseite des einen Aufstellers stand ein deutsches Pärchen in dem, was sich Koreaner als Nationaltracht in Deutschland vorstellen, vor einer Fototapete mit Wernigerode als Hintergrund, um den Besuchern ein Erinnerungsbild zu ermöglichen (Bild 7).

Einer der Sponsoren und Mitveranstalter der Festivität ist Borussia Dortmund, die dort ein Zelt haben und mit diversen Werbeartikeln den „Fußball-Standort Deutschland“ promoten. Es spielen ja einige Koreaner in deutschen Vereinen, wie in Bild 8 zu sehen ist. Gut besucht war das Ereignis jedenfalls, es gibt eine Torwand, eine Tombola, diverse Kinderbespaßungen und natürlich einen Bierstand (nicht für die Kinder…).

Aber Korea wäre nicht Korea, wenn nicht direkt nebenan noch eine Konkurrenzveranstaltung laufen würde: die „Allure Beauty Fair“. Da gibt’s alles, was die Illusion immerwährender Jugend und Schönheit aufrecht erhält und dafür sorgt, daß die Besucher freudig ihre Schatulle öffnen und en gros alles denkbare Zeugs kaufen, was man sich ins Gesicht und anders wohin schmieren kann, auf daß die Falten verschwinden. Den Einlaß in diesen Tempel des Konsums regeln so Damen wie in Bild 9, es gibt da tatsächlich eine Schlange davor...

Es war amüsant, aber wir trollten uns dennoch nach ein paar Fotos. Ich bin zu schön für Kosmetik und meine Frau erst recht, so daß mit uns kein Staat zu machen war. Wir setzten uns lieber ins Café, anschließend auf die NC und surften durch die Stadt wieder nach Hause, um das Erlebte sacken zu lassen und schön zu entspannen.

Bis demnächst in diesem Kino, wünsche angenehmen Herbst !


"Übergewicht kommt selten im Kopf vor." (Art van Rheyn)

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RE: Eine NC ganz weit weg...: Geschichten aus Fernost

#100 von Ricado , 08.10.2019 12:03

Hi, die Berichte sind immer schön zu lesen! Und jetzt sind auch noch Fußballer aus meiner Heimatstadt Kiel abgebildert! Grüße aus der Landeshauptstadt, Ricado


 
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