Sry, dass ich mich auch noch ins OT stürze :)
Soweit ich das verstanden habe werden Bremsen nach Zulassungsbestimmungen ausgewählt - wenn nicht Prestige noch wichtiger ist. Letzteres wird aber kaum beim günstigen Alltagsfahrzeug gemacht werden. Und vor der Zulassungsstelle sind alle Fahrzeuge gleich, zumindest der Prüfzyklus.
Und die Zulassung fordert eine gewisse Mindestverzögerung, ich meine das auch mehrmalig aus Topspeed. Wenn ich langsamer beschleunige und nicht so schnell werde gibt das der Bremse gleich zwei Vorteile
1. Sie hat mehr Kühlzeit
2. Die Geschwindigkeit geht in die abzubauende kinetische Energie quadratisch ein. Bedeutet, dass ein Fahrzeug mit potentiell höherer Endgeschwindigkeit deutlich mehr Energie abbauen können muss, um die gleiche Verzögerung zu erreichen. Und da reicht schon moderat mehr Geschwindigkeit, um einiges an Gewicht auszugleichen.
Jetzt ist die NC völlig ausreichend für fast jede Situation motorisiert (meine Meinung aus bisheriger Erfahrung), aber unbestrietbar hat sie geringere Beschleunigungswerte und Endgeschwindigkeiten, als andere Motorräder. Vergleichen wir mal spaßeshalber NCX DCT und CB650R Neo. Bei Vollbeladung und Maxgeschwindigkeit (nach Dateblatt) ergibt sich an abzubauender Energie:
NC: E = 478 kJ
CB: E = 554 kJ (+16%)
Wenn die Bremse also im Grenzbereich besser sein muss, dann hat sie natürlich unterhalb auch Reserven. Bei den Autos gibts ja tatsächlich noch sich "erdreistende" Entwickler, die Trommeln verbauen. Für alles gibts das richtige Werkzeug. Wenn ich solch ein Auto ständig an der Grenze bewege muss ich auch überlegen, ob und wie ich die Schwachstellen anpasse. Oder eben ein Fahzeug wählen, das von vornherein die Aufrüstung hat, weil es für Prestige, oder Anforderung direkt darauf ausgelegt worden ist.
Wahrscheinlich hat sich das Thema künstlich in diese Spirale gestürzt. Irgendwann hat jemand angefangen die Bremsen dezent größer, als erforderlich zu dimensionieren. Das fanden die Kunden natürlich angenehm und so hat sich dass dann fürs Prestige so schneller verstärkt, als es die Zulassungsanforderungen getan haben. Und nun ist eben eine auf moderates Fahren und Zulassung ausgelegte Bremse plötzlich "unterirdisch", weil andere es eben schon länger "übertreiben", weil es sich besser verkauft.
Jetzt muss ich zugeben, dass eine Bremse mit Reserven immer gut ist.
Und es gibt tatsächlich einen Punkt, der mir an meiner NCX-Bremse noch etwas unschön vorkommt. Um vorne sicher ins ABS zu kommen muss ich schon arg zugreifen. Vor allem habe ich im Fahrsicherheitstraining nach einem Hinweis des Instruktors festgestellt, dass ich genau eine Stellung zwischen zweien der verfügbaren Abstände am Bremshebel bräuchte. Für die Allgemeinbedienung wäre es etwas angenehmer, wenn ich den Griff etwas näher stelle, da ich dann früher gut Druckaufbauen kann. Aber dann bekomme ich das Problem, dass das ABS wirklich nur mm vor dem Anschlag am Griff kommt. Stelle ich den Griff weiter ein, was ich glaube ich aktuell auch habe, dann ist die Erreichbarkeit nicht mehr so bequem - wenn auch immernoch sicher - aber ich kann auch zum Ende hin noch besser Druck aufbauen, was im Notfall besser ist.
Das Problem kommt glaube ich aus der etwas "weichen" Übersetzung zum Ende. Vielleicht helfen hier steifere Leitungen, die den Druck weniger in Dehnung umsetzen können und so direkter in Bremsdruck.
Von der Verzögerung her kann ich bisher nicht klagen. Aber ich fahre auch ganz bestimmt nicht annähernd im Grenzbereich des Motorrades.