Ostern vorbei, erste Eindrücke von meinen ersten Ausfahrten mit der neuen CB 650 R folgen...
Um kurz schlagwortartig zu charakterisieren und die CB in Vergleich mit der NC-S zu setzen:
- Die Honda CB 650 R ist ein mittelgroßes Sportmotorrad mit ausgesprochen gutmütigen Alltags-Fahrqualitäten. Geeignet sowohl zur äußerst zügigen Landstraßen-Kurvenhatz wie zum urgemütlichen Spazierenfahren um die heimischen Ecken, auch im Stadtverkehr.
Im Innenstadt- und Vororte-Gewusel hat sie der NC 750 S das absolut leichte Handling voraus, das geringere Gewicht (202 Kg) sowie die kompaktere Geometrie des Vorderbaus machen sich sehr positiv bemerkbar. Der Lenkkopfwinkel beträgt 25,5° (NC: 27°), der Nachlauf 101 mm (NC: 110 mm). Dementsprechend fällt die CB geradezu von selbst in die Kurven, um die Ecken in der Stadt wie auf der Landstraße.
Die Sitzhöhe ist mit 81 cm um 2 cm höher als bei der NC (79 cm), die Sitzhaltung etwas kompakter: die Fußrasten liegen etwas zurückgesetzt und der Lenker etwas tiefer und weiter vorn auf der Gabelbrücke. Dadurch hat man sehr guten Kontakt zur Maschine, wobei man den etwas höheren Druck auf die Hände gegenüber der NC leicht abfedern kann mittels der Spannung in den Oberschenkeln. Man kann richtig damit spielen und ganz entspannt fahren.
Die Sitzbank ist durchaus bequem, zusammen mit der etwas strafferen Fahrwerksabstimmung gegenüber der NC ergibt sich für mich eine ähnliche Popometer-Beurteilung wie bei der NC: beide sind ausreichend komfortabel, aber nix für 300+ Km Dauertour ohne abzusteigen. Wobei die CB etwas gefälliger und stoischer Fahrbahnunebenheiten überbügelt als die NC, was aber auch möglicherweise den Reifen zugeschrieben werden kann.
Mir fiel spontan der Vergleich ein: Fahrwerksmäßig ist die NC ist der Golf, die CB der Golf GTI.
Der Motor. 650 ccm, 4 Zylinder, 95 PS bei 12.000 U/min. Muss ich noch mehr sagen? Gut.
Dieser Motor ist das Sahnestückchen an der Maschine. Artgemäß unglaublich elastisch, ein imposantes nutzbares Drehzahlband - und das habe ich bisher noch nicht im Ansatz ausgenutzt. Bislang habe ich mich im Bereich bis maximal 6.500 U/min bewegt, und wie der Motor die Fuhre dabei anschiebt, hat mich ein ums andere Mal beeindruckt.
Ich muss es klar sagen: Mit den 95 PS dieses Motors fährt man gegenüber der NC in einer anderen Leistungs-Liga. Dabei ist das Drehzahlpotenzial keinerlei Muss, sondern ein Kann. Mir persönlich macht es z.B. mehr Spaß, mit der Elastizität zu spielen als die Drehzahlen orgeln zu lassen. Es ist geradezu ein Genuss, im 5. oder 6. Gang mit Tempo 45 im Verkehr mitzurollen und bei sich bietender Gelegenheit einfach Gas zu geben. Der Motor schiebt mühelos und ohne Murren oder Ruckeln zügig an und schon unter 4.000 U/min steht ordentlich Druck an. (Für Ortskenner: Die alte Kanonenstraße von Oberursel zum Sandplacken unterhalb des Feldbergs kann man unter Einhaltung der Tempolimits (80 km/h und 60 Km/h) locker und zügig im 6. Gang hochfahren.)
Das alles kostet natürlich mehr Sprit als mit der NC. Ich denke, die (glaube ich) 4,7 Liter/100 Km, die Honda angibt, erscheinen mir realistisch. Ich bin mal gespannt, was ich längerfristig an Durchschnitten realisieren kann. Es ist aber ganz klar, dass eine auch auf Treibstoff-Effizienz hin entwickelte NC hier deutlich punkten kann.
Ich ziehe mal ein Fazit:
Ich hatte, glaube ich, mal erwähnt, dass ich kein schlechtes Wort über meine NC 750 S verlieren werde, wenn ich nach zwei Jahren ein neues Motorrad suchen und finden werde - auch wenn mich jetzt meine Neue wie erhofft begeistert. Dabei bleibt es. Die NC ist ein klasse Motorrad mit erstaunlichen Eigenschaften, und meine hat mir zwei Jahre lang und 33.600 Km weit sehr viel Spaß gemacht. Alleine die gefahrenen Kilometer sprechen für sich. Sie hat ihre Defizite, die sind hinlänglich bekannt. Wirklich stören tun sie nicht. Ich kann sie nur ausdrücklich empfehlen, wenn jemandem der Sinn nach dieser Art Motorrad steht.
Die CB 650 R ist ein vom Charakter und Zielsetzung her ganz anderes Motorrad: ein klassischer mittelgroßer Vierzylinder im kompakten Gewand - geradezu exemplarisch für diese Gattung. Sportlich ausgelegt, extrem drehfreudig und elastisch. Und dabei gutmütig. Für mich ist es ein Riesen-Spaß, zwei so unterschiedliche Motorräder unmittelbar aufeinander folgend genießen zu können.