Ich habe mich kurz vor meiner Frankreichreise entschieden, mir Calimoto zu "gönnen". Gönnen deshalb, weil ich ehrlich gesagt mit dem Lizenzmodell nicht einverstanden bin. Bis auf einen kurzen Test hatte ich vor der Fahrt keine weiteren Möglichkeiten, die App auszuprobieren.
Ein kleiner Erfahrungsbericht.
Lizenzen
Die Premiumprodukte reizten mich weniger. Einzig das sehr kurvige Routingprofil ist interessant. Also 70 € einmalig und dann ohne sehr kurviges Routingprofil? Oder 40 € / Jahr mit diesem Profil? 5 € / Woche empfinde ich Wucher (!!!), das schied aus. Ich entschied mich für ein Jahr ... Gönnen und so ;-)
Befestigung
Ich habe mein Smartphone mit einer Ram Mount X Grip-Halterung befestigt. Auf dem folgenden Foto ist das zu sehen. Daneben habe ich das Garmin Zumo befestigt. Doppelt gemoppelt hält besser, dachte ich mir. Und dass das gut war, wird sich noch zeigen.
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Meine Sorgen, dass mir das Telefon irgendwann um die Ohren fliegen wird, waren unbegründet. Es hielt bombenfest in der Halterung und war dennoch schnell und leicht zu lösen (z.B. um Fotos zu machen) und wieder zu befestigen. So wie ich es angebracht habe, ist das Telefon nicht ganz hinter der Scheibe verschwunden, es ist auso durchaus dem Fahrtwind ausgesetzt.
Inzwischen bin ich eine weitere Tour gefahren und hatte es bei 180 km/h (Tacho) in dieser Position. Auch vollkommen problemlos. Also von mir eine klare Empfehlung.
Die App
Für die, de die App nicht kennen. Es gibt die Routingprofile Autobahn, schnell, kurvig und sehr kurvig.
Das Herunterladen der einzelnen Länder für den Offline-Betrieb erfolgte problemlos, die Karten sind aktuell. Also alles schick.
Standardeinstellung ist "kurvig". Die App findet da auch immer einen vernünftigen Weg (der sich durch das Setzen von Via-Punkten auch einfach anpassen lässt). Man könnte durchaus sagen: "Ich bin begeistert!". Die Strecken waren wirklich toll gewählt, Verkehrsknotenpunkte werden geschickt "umschifft" und würde man nicht ab und an eine Schnellstraße kreuzen müssen, wäre man überzeugt, die Welt bestände nur aus kleinen Dörfern. Also: Daumen hoch, wirklich gelungen.
Zeitangaben
Sehr gute Berechnung. Beim Garmin kann es einem passieren, dass mit geplanten 4 Stunden losfährt und nach 2 Stunden immer noch 4 Stunden vor sich hat. Ist mit mit Calimoto nicht passiert, die Zeitangaben sind realistisch.
Die Probleme
Auch wenn es dem einen oder anderen vielleicht als Jammern auf hohem Niveau vorkommt, gibt es ein paar Dinge, die gehen nicht. Gar nicht.
Und deswegen @calimoto wäre schön, wenn Ihr hier mitlest und diese Dinge wirklich mit hoher Priorität angeht.
Online / Offline I
Auf Android läuft die App grundsätzlich auch offline. D.h. Land runterladen, Tour planen und los geht es. Außer, es wird länderübergreifend. Dann nämlich soll die Strecke auf dem Calimoto-Server gerechnet werden. Warum, erschließ sich mir nicht. heute Smartphones haben alle Power genug, um das selbst rechnen zu können.
Online / Offline II
Also gut, also ich dann in Frankreich war, habe ich die deutsche Karte ausgeschaltet (geht ganz einbfach) und bin fortan offline gefahren. Geht auch sehr gut - solange man sich im Pofil "kurvig" befindet. Möchte man aber mal eine langweilige Strecke mit "schnell, ohne Autobahn" überspringen oder in einer Region "sehr kurvig" planen, geht das ausschließlich im Online-Modus. Alles andere als das Standardprofil "kurvig" genötigt Internetverbindung.
Warum? Karte da, Rechenpower auch? Für mich nicht nachvollziehbar.
Ein klares "Geht gar nie nimmer nicht!"
Online / Offline III
Ich hatte an der franzöischen Küste das Problem, dass Roaming plötzlich nicht mehr funktionierte. Also offenes WLan gesucht und die Tour mit Via-Punkten und unterschiedlichen Streckenprofilen geplant und gespeichert. Alles schick - dachte ich.
Am kommenden Tag auFgesattelt und die bereits berechnete und gespeicherte Tour aufrufen wollen. Böse Überraschung: geht nur mit Internetverbindung. Warum? Habe doch bereits alles erstellt.
Ein weiteres "Geht gar nie nimmer nicht!"
Daher zum Glück die Rückfallebene Garmin Zumo...
Rundtouren I
Eine echt coole Sache. Man wählt aus, wie viele Kilometer man fahren will, bekommt einen Vorschlag, der kilometermäßig passt (oder solle) und fährt los. Es klasse Sache.
Aber ... Wenn ich sage, ich möchte eine Rundtour von 100 km fahren, möchte ich keine Vorschläge von 208 km und Ähnlichem haben.
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Selbstverständlich kann man einfach auf den Wiederholen-Knopf drücken und es gibt eine neue Berechnung. Aber es nervt, wenn man zwei bis drei Mal versuchen muss, um eine passende Tour zu bekommen.
Kein "no go", aber verbesserungswürdig.
Rundtouren II
Man hat also eine passende Rundtour erstellen lassen, fährt los und stellt plötzlich fest, dass die Anzeige auf der Karte sonderbar ist. Man fährt ja immer einer Linie nach, nur die endet plötzlich. Die App hat also eine Rundetour erstellt, die nicht rund ist, sondern einen "toten Zipfel" hat.
Ich habe versucht, das zu reproduzieren, ist mir auch recht einfach gelungen, da es immer wieder vorkommt:
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Selbstverständlich lässt sich das einfach vermeiden, indem man sich die Rundtour vor dem Losfahren noch einmal anschaut. Aber rund hat rund zu sein und bei 100 km will ich nicht einen gefühlt 20 km Schlenker machen, der dann auch noch irgendwo mitten auf der Straße endet.
nächstgelegene Tankstelle
Mit einem Klick auf diesen Knopf während der Fahrt soll die nächtgelegene Tankstelle "bestmöglich" in die Tour integriert werden. Klingt gut. Funktioniert nur gar nicht.
Einmal wurde ich 35 km durch die Prärie geführt, kam unterwegs an Tankstellen vorbei (dachte mir aber, das ziehste jetzt durch), um anschließend den gleichen Weg wieder zurückzufahren. Ein anderes Mal (in den Vogesen) war die nächstgelegene Tankstelle 13 km (Garmin: 13 km) Luftlinie entfernt, die Tour dorthin sollte einen Weg von 35 km (Garmin: 33 km) betragen. Wenn man dann nach 80 km (nicht verfahren! immer genau der Streckenführung gefolgt und die Punkte, wo Garmin anders fahren wollte genau kontrolliert) immer noch nicht an der Tanke ist, das Blinken im Display gefühlt immer aggressiver wird, dann wird man leicht unruhig. Ich habe dann abgebrochen und auf Garmin gehört.
Ich habe das noch ein, zwei weitere Male probiert. Auf "nächstgelegene Tankstelle integrieren" würde ich mich aktuell nicht verlassen.
Es gibt noch die Option, die zu integrierende Tankstelle selbst auszuwählen. Doch Vorsicht: das ändert ggf. die komplette Streckenführung. Also immer genau kontrollieren.
Rundtouren
Mit all den vorstehenden Erfahrungen habe ich dann in den Vogesen meinen Startpunkt auch als Zielpunkt angegeben. Dann habe ich die Karte aufgerufen. Mit einem längeren Klick auf die Karte werden dann sog. Via-Punkte gesetzt. Also Karte größer gezogen und auf gefühlt alles geklickt, was "Col" hieß. Natürlich muss man die Streckenführung immer wieder ein klein wenig anpassen und auf "tote Zipfel" achten. Heraus kam aber eine supertolle 320 km - Rundtour.
Fazit
Schwer ...
Grundsätzlich ist es eine tolle App mit wirklich super Funktionen.Allerdings wiegen die oben aufgezeigten Probleme (für mich) nach über 4.800 gefahrenen Testkilometern auch sehr schwer, sind eigentlich nicht akzeptabel. Diese Probleme in Verbindung mit dem Lizenzmodell (ich weiß, 10 Jahre Calimotolizenz ist ungefähr der Preis eines Motorradnavis; allerdings zahle ich da auch für die Hard- und nicht "nur" für die Software) machen es derzeit eher unwahrscheinlich, dass ich den Vertrag nach Ablauf des Jahres verlängern werde.
Aber vielleicht (hoffentlich) tut sich da was.
Beste Grüße - Matthias