Ich habe gerade mal bei meiner CB im Schein nachgeschaut - - und bin einigermaßen irritiert, was da eigentlich nach welchen Kriterien gemessen wird:
Unter Ziffer:
U.1 97 dB (Standgeräusch)
U.2 6000 U/min (Drehzahl zu U.1)
U.3. 75 dB (Fahrgeräusch)
Was soll der Wert unter U.1? Es gibt kein Standgeräusch bei 6000 U/min, das irgendeine Relevanz für irgendjemanden hätte. Es sei denn zur Ermittlung von Geräuschemissionswerten zum Arbeitsschutz an Werkstatt-Arbeitsplätzen mit Motorenprüfstand.
Der Wert kann noch nicht einmal als Vergleichswert dienen, denn es gibt zahlreiche Motorräder, die gar keine 6000 U/min ohne Motorschaden erreichen können.
Was soll "Fahrgeräusch" bedeuten?
Nach allem, was ich zu diesem Thema bisher gelesen habe, gibt es zur Zeit weder in DE noch in EU irgendwelche nachvollziehbar praxisnahen Verfahren zur Ermittlung der Geräuschemissionen von Kfz.
Davon mal abgesehen taugen Dezibel sowieso nicht zur Ermittlung der Lautstärke im Sinne des Empfindens störender oder nicht störender Geräusche. Aus der Akustik kennt man den Begriff der Lautheit, angegeben in sone. Damit ermittelt man, wie laut ein Geräusch tatsächlich erscheint, denn das ist nicht unmittelbar aus dem Schalldruck (dB) ablesbar.
Es ist tatsächlich so, dass es Schallereignisse gibt, die zwar einen geringeren Schalldruck erzeugen (weniger dB) und trotzdem dem Hörer lauter erscheinen als Ereignisse mit höherem Schalldruck. Das hängt u.a. vom Klangcharakter des Ereignisses ab. Den Schalldruck eines Metal-Konzertes in Wacken erreicht ein Symphonieorchester auch - ohne PA.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich endlich mal zuständiges Personal daran machte, vernünftige Verfahren zu entwickeln, mit deren Hilfe wirklich laute Kfz ermittelt werden können. Um dann zu Richtlinien zu gelangen, wie es gelingen kann, nicht störende und trotzdem gut klingende Motorgeräusche zu erzeugen.
Aber was rede ich. Es geht offenbar und im Grunde nur um populistische Einfachlösungen, die den intellektuellen Horizont der Entscheidungsbeteiligten nicht übersteigen dürfen. Nachdenken und echte Lösungen finden macht Arbeit und verbraucht Energie.
Vorgestern stand ich an der Straßenbahnhaltestelle, vier Motorradfahrer kamen hintereinander vorbeigefahren: zwei große GS, eine 1200er Bandit und eine für mich nicht näher bestimmbare größere Kawasaki. Gefolgt von einem großen DB-Sprinter.
Gemäß dieser unsinnigen Debatte hätte der Sprinter aus dem Verkehr gezogen und die Forderung nach Sonntagsfahrverboten für alle Kleintransporter bis 3,5 t erhoben gehört.
Was für ein Schwachsinn...