Wie verhält es sich nun ganz allgemein mit dem Kettendurchhang (der manchmal unzutreffend als "Kettenspannung" bezeichnet wird)?
Nochmal der Hinweis: bei unseren NCs wird der Durchhang gemessen im unbelasteten Zustand auf dem Seitenständer gestützt. Nicht auf dem Bockständer, und schon gar nicht auf dem Mopped sitzend ohne Ständer. Ich gehe schlicht davon aus, dass Honda im Fahrerhandbuch keine Märchenstunde abhält, sondern eine klare Anweisung gibt, wie zu messen und zu handeln ist. Alle anderen Varianten, wie sie irgendwelche Werkstattmechaniker (aus uralter Erfahrung, vom erfahrenen Meister abgeguckt oder warum auch immer) als einzig richtig behaupten, sind mir tatsächlich völlig egal. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich deren Richtigkeit nicht selbst überprüfen kann. Im Zweifelsfall ruiniere ich mir mit irgendwelchen Werkstattweisheiten die Kette oder die Getriebeausgangswelle - und dann wird derjenige, auf dessen "Expertise" ich mich verlassen habe, kategorisch abstreiten, mir irgendwelche diesbezüglichen Ratschläge gegeben zu haben. So ist die Welt nun einmal.
Vorgeplänkel fertig, jetzt zu einigen Gesichtspunkten, die Kette und ihren Verlauf betreffend:
Meine minderen Computer-Grafikkünste entschuldigend, habe ich mal eine Zeichnung angefertigt, wie es sich mit der Geometrie im hinteren Drittel unserer Motorräder verhält. Ich habe mal bei meiner NC - ganz grob - gemessen:
- Von der Drehachse der Hinterradschwinge (dem Schwingenlager) bis zur Achsenmmitte der Hinterradnabe hat es rund 57 cm.
- Von der Drehachse der Getriebeausgangswelle (dem Ritzel) bis zur Achsenmmitte der Hinterradnabe hat es rund 66 cm.
- Der Umkreis um das Schwingenlager hat also einen um rund 10 cm kleineren Radius als der Umkreis um die Getriebeausgangswelle.
- Die Kette umläuft den Radius (als Strecke gesehen) des Umkreises um die Getriebeausgangswelle.
Im Bild:
Ketten-Schwingen-Geometrie.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Was sehe ich auf dem Bild? Wenn ich nicht irre, dann hat die Kette ihren geringsten Durchhang (die "größte" Spannung), wenn beide Achsen/Radien exakt parallel bzw. in einer Linie liegen. Federt das Mopped nun deutlich ein oder aus, wird der Durchhang der Kette größer (!). Weil nämlich das Kettenrad, das auf dem kleineren Umkreis "läuft", dem Ritzel näher kommt, je größer der Winkel aus der Waagrechten des Radius wird. (Man möge einfach die beiden gedachten Umkreise in Richtung der Senkrechten drehen, um das klarer zu sehen)
Bleibt natürlich die Frage (man muss einfach mal genau am Mopped gucken...), ob beide Achsen/Radien exakt parallel verlaufen, wenn die NC unbelastet auf dem Seitenständer gestützt steht? Das wäre folglich der geometrische Idealfall in der Konstruktion.
So, nun ihr, die ihr womöglich die besseren Fachleute in solchen Dingen seid als ich Laie: Stimmt das so in etwa oder stecken da Denk- oder andere Fehler drin?
Im Idealfall gehen wir doch alle schlauer aus diesem Thread heraus, als wir hineingegangen sind.