Zitat von Lille im Beitrag #53
Wobei (A) 1200 von 85 Mio = 0,00141% sind und (D) 279 von 8,7 Mio = 0,0032% - das sind immer noch 200% von Deutschland.
Andersrum, in D sind es 200% gegenüber der Quote aus A.
Was trotzdem wegen der Diskrepanz in der Anzahl der festgestellten Hirntoten zwischen D und A beweist, dass ein extrem großer Anteil der Menschen in D sich einfach mit der Thematik nicht beschäftigt haben und deshalb eine sehr große Anzahl von potentiellen Spendern einfach unentdeckt bleiben, weshalb auch viel weniger Menschen hier insoweit geholfen werden kann, obwohl das Potential da ist, welches wegen der Widerspruchslösung in Östereich insoweit also genutzt wird und in Deutschland eben nicht.
Die Diskrepanz in der Anzahl der festgestellten Hirntoten zwischen D und A erklärt sich nämlich insoweit auch aus der Widerspruchslösung, da eine Hirntoduntersuchung meistens nur bei einer potentiellen Organspende erfolgt.
Und wenn eine Hirntoduntersuchung bei einem theoretisch als Spender in Betracht kommenden Toten möglich ist, werden in A also alle untersucht die nicht ausdrücklich wiedersprochen haben und in D nur die die auch einen Spendeausweis haben.
Und da unter diesen sich aktiv dazu entscheidenden Spendern sicher mehr am Ende wirklich geeignete Spender befinden, ist es auch logisch, dass die Transplantationsquote nach den festgestellten Hirntodzahlen in D fast doppelt so hoch ist wie in A, wo, wie die Statistik hier belegt ca. 10 mal soviel Hirntote festgestellt, also auch entsprechend untersucht wurden.
Zitat von Lille im Beitrag #53
Genau DAS dürfte erstmal keinen Unterschied machen. Selbst wenn es in einem Land keine Organspende gäbe, dann müsste doch die Anzahl an Hirntoten/Jahr bezogen auf die Einwohnerzahl immer die selbe sein. Wenn man einen gleichen medizinischen Standart und gleiche Regeln zur Feststellung des Hirntotes voraussetzt. Und da sollten A und D keine gravierenden Unterschiede haben.
Wenn in A der Hirntod auf die selbe Weise überprüft wird, dann wären es rechnerisch ca. 122 potentielle Spender, und nicht 279.
Nicht, wenn die Feststellung des Hirntods normalerweise nur dann erfolgt, wenn es sich um einen potentiellen Spender handelt.
In dem Fall würden in Österreich alle geprüft werden die entsprechend auch geprüft werden können und die nicht erkennbar Widersprochen haben, wogegen in D nur die geprüft werden würden, bei denen es möglich und erforderlich ist UND die einen Spendeausweis haben.
Zitat von Lille im Beitrag #53
Der Hirntod sollte ja unabhängig davon, ob jemand als potentieller Spender in Frage kommt, eine feststellbare definierte Tatsache sein. Und nichts mit Zustimmungslösung, bzw. Widerspruchslösung zu tun haben.
In Deutschland gilt aber, dass es keine Hirntoddiagnostik ohne Neurologen oder Neurochirurgen geben darf.
(Ich hoffe/vermute dass es in Östereich genauso ist, weiß es aber nicht genau.)
In einer neuen (deutschen) Richtlinie wurden bestehende Regeln sogar noch verschärft und präzisiert. (
siehe)
Fakt ist also, dass in Deutschland nicht in jedem Fall eine Hirntoduntersuchung stattfindet, sondern nur dort wo sie sinnvoll und/oder eben erforderlich ist, was aber in den meisten Fällen nur bei einer potentiellen Organspende der Fall sein wird.
Denn unstreitig werden die allermeisten Todesbescheinigungen/Totenscheine in Deutschland nicht von solchen Ärzten ausgestellt, die für eine Hirntodfeststellung qualifiziert sind, was ja bedeutet, dass es keine gesetzliche Pflicht gibt den Hirntod zwingend in jedem Fall festzustellen.
Ergo wird eine genaue Hirntoduntersuchung auch nur dort, wo sie möglich und wirklich erforderlich ist, erfolgen.
Zitat von Lille im Beitrag #53
Was mich persönlich an einer Widerspruchslösung stört: Es heißt doch immer noch "Organspende" - oder ist es eine "Organzwangsabgabe"? Spende beinhaltet "Freiwillig, ohne Gegenleistung"
Kann man so sehen ist aber meiner Meinung nach falsch, denn es handelt sich ja gerade nicht um einen Zwang bei dem man ja grundsätzlich nicht widersprechen könnte.
Die Widerspruchslösung beinhaltet insoweit nur eine widerlegbare (durch Widerspruch) Vermutung, dann man bereit ist zu spenden.
Und bei der Masse an Menschen die ohne über solche Themen sich zu informieren und eine Meinung zu bilden in Deutschland leben, macht das nach meiner Meinung absolut Sinn.
Zitat von Lille im Beitrag #53
Deswegen finde ich auch immer wieder die Diskussion "Wenn Du kein Organspender bist, solltest Du auch keine fremden Organe bekommen, wenn Du krank bist" recht befremdlich.
Da stimme ich Dir 100% zu.
Denn es kann und darf einfach kein Kriterium sein, ob jemand Organe zu spenden bereit ist oder nicht, bei einer Entscheidung darüber ob dieser jemand Hilfe bekommt oder nicht, weil in unserem Gesundheitssystem darf es einfach keine entsprechenden Entweder/Oder-Kriterien gibt.
Unser Gesundheitssystem ist mir sowieso schon viel zu sehr in zwei Klassen aufgeteilt, womit wir aber bein nächsten Fassthema ohne Boden wären...
Zitat von Lille im Beitrag #53
Übrigens wird das nicht nur in DE diskutiert:
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta.../story/17099713
Meine Meinung dazu ist: Gut dass diskutiert wird, und traurig, dass es dazu überhaupt eine Diskussion geben muss.