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30 Jahre Mauerfall

#1 von Wossi , 07.11.2019 08:12

Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Geschehnisse vom 9. Nov. 1989 zurückdenke.

Wir hatten Kegeln, 2 Generationen, Väter und Söhne. Es waren 2 ehemalige Wehrmachtssoldaten dabei, die nicht nur Stalingrad überlebt hatten,
sondern auch die anschließende Gefangenschaft. Richtig harte Knochen waren das.

Dann kam der Wirt zu uns rein mit einem Tablett voller Schnäpse. Da dieser eher "sparsam" war, dachten wir sofort an ein besonders Ereignis.
Er verteilte die Schnäpse und sagte kurz und knapp: "Die Grenze ist offen, Prost Jungs."
Beiden Veteranen schossen die Tränen in die Augen, es war totenstill auf der Bahn.

Das Kegeln war gelaufen, wir sahen uns im Schankraum die Liveaufnahmen im Fernsehen an, teils ergriffen, teils überschwänglich diskutierend.
Ich selbst war gerade erst nach einigen Jahren als NATO-Zeitsoldat und anschließender 10jähriger Alarmreserve 1 mit vielen Übungen normaler Reservist geworden.
An Schlaf war Zuhause nicht zu denken, ich war zu aufgewühlt und saß nur vor dem Fernseher um nichts zu verpassen.
Niemals hätte ich zu meinen Lebzeiten mit einem solchen Wandel in der Weltpolitik gerechnet und war echt ergriffen von den Ereignissen.

1992 war ich dann zum ersten Mal im Osten In der Gegend von Eisleben. Was für ein Elend hat mich dort erwartet.
Alles war kaputt, verfallen und grau. Das war nochmals ein nachhaltiges Erlebnis. Die Menschen brauchten einfach Hilfe.
Und das ganz dringend.

Später lernte ich Land und Leute durch einige Motorradurlaube besser kennen und schätzen. Damals gab es im Osten noch alte Tugenden,
die im Westen oftmals nicht mehr existierten. Durch das Motorradfahren lernte ich meine Frau kennen und lebe nun seit 2005 im ehemaligen Feindesland.

Da hier ja doch viele alte Knochen versammelt sind, würde ich gerne erfahren, wie ihr den Mauerfall erlebt habt und welche Einschätzung darüber
heute vorhanden ist.


Gruß Peter

Damit das klar ist, ich muss gar nix

Ich bin im Ruhestand


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#2 von Urbi , 07.11.2019 10:08

Ich war auf der Arbeit, versorgte meine Gäste mit Currywurst Pommes, als plötzlich ein Kunde erzählte , die Mauer ist auf, hab dann im Radio WDR eingeschaltet und ungläubig gelauscht.
Zuhause habe ich dann die halbe Nacht noch das Geschehen verfolgt, und schon überlegt wohin ich denn da demnächst hinfahre.
Ein paar Wochen später sind wir dann mit dem Pkw über die Grenze und haben mit Staunen die kaputten, grauen Städte und Dörfer angeschaut, wie in meiner Kindheit sah es dort aus.
Das Jahr drauf sind wir dort das erste mal hin in Urlaub gefahren mit dem Wohnmobil. Und ab da 22 Jahre jedes Jahr im Sommer.


Freiheit ist nicht nur für John Wayne ,oder Peter Fonda , da !


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#3 von aGentleBiker , 07.11.2019 10:19

Nun ich komme aus Polen und bin einige male vor dem Mauerfall durch die DDR gefahren (worden). Die DDR war für uns schon der Westen :) der Zustand der Orte war damals ähnlich. Allerdings roch es in Polen besser da weniger 2Takter unterwegs waren.
Die Abschlussfahrt in der 10ten ging nach Berlin, da war es schon geeint, die Mauer abgerissen. Aber der ICE fuhr im Osten nur 80kmh...



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RE: 30 Jahre Mauerfall

#4 von Blackman ( gelöscht ) , 07.11.2019 10:28

Ja 30 Jahre Mauerfall, Ich hab gute und schlechte Erfahrungen damit ,die guten meine besten Freunde sind von drüben warum?? Sie sind ehrlich und sie wissen was es heißt sich alles neu Aufbauen zu müssen.
Die schlechten Erfahrungen beziehen sich hier eher auf ehemalige Chefs.
Da wir Grenznah wohnten ca 30 km weg sind viele nach der Wende in den Westen ,um zu Arbeiten.
Das haben die Chefs gnadenlos ausgenutzt,wurden die Stundenlöhne gedrückt oder Gehaltserhöhungen damit abgetan das ja draußen Leute da sind die für 2-3 Mark weniger Arbeiten.
Ich hatte mit meinem Vater zusammen eine Bratwurstbude wo wir regelmäßig auch ost gegen West Mark eingetauscht hatten,dies aber meist zum selbst kosten Preis ohne extra dafür etwas zu verlangen.
Im nach hinein war es für uns als Familie schwer über die runden zu kommen ,da ja auch die Löhne extrem niedrig gehalten wurden und wer nicht beim Chef spurte wurde gekündigt.
Eben wegen den Überangebot an Arbeitnehmern.
Ich kann alle verstehen wenn man Arbeiten will und dies aber für sehr wenig Geld machen muss um zu überleben.
War ich ja genauso betroffen und das als Westdeutscher.
Heute ,ja heute gibt es für mich keinen Ossi und Wessi wir dürfen alle zufrieden sein wie es gelaufen ist.
Das die großen Staatsmächte wie Russland und Amerika ,Frankreich und Großbritannien soweit einen coolen Kopf behalten haben ,und hier einmal auf die Bewohner des Landes gehört haben.
In manch anderen Ländern wurde sowas Blutig nieder geschlagen.
Und wird es immer noch.
Vor allem was das Thema anstand betriefft sollten hier sich einige Westdeutsche mal sich in Erinnerung rufen was das ist.


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#5 von aGentleBiker , 07.11.2019 10:46

Krass stelle ich mir vor wie das für NVA angehörige gewesen sein muss, du wurdest wohl ständig gedrillt da drüben ist die Gefahr oder sogar Feind und plötzlich wir gehören jetzt auch zu denen...
Hatte beim Bund einen OFw, Ausbilder den die Bundeswehr übernommen hatte, der gehörte definitiv zu den fittesten. Der hatte sich aber nie zu diesem Wandel geäussert...



 
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RE: 30 Jahre Mauerfall

#6 von Boris.St , 07.11.2019 11:34

Ich habe damals studiert und noch bei meinen Eltern gewohnt. Ich hatte die Tage, Wochen vorher schon viel Zeit vor der Glotze verbracht rund um die Botschaftsereignisse. Mein Vater und ich waren überzeugt, dass all das, was dann ja gekommen ist, ziemlich schnell passieren würde und die Russen nicht zugunsten dieses Staazraazvorsitzendenidioten und seiner vergilbten Kommisssäcke eingreifen würden. Meine Mutter war nicht so überzeugt, dass die Mauer wirklich fallen würde.

Dann kam dieser denkwürdige Abend, wir saßen gemeinsam vor der Glotze und hatten Tränen in den Augen. Unfassbare Ereignisse. Es gibt nur ein welthistorisches Ereignis, dass mich noch ein bisschen mehr beeindruckt hat, und das war Apollo 11 und die Mondlandung 1969.

Und ja, es war alles gut und richtig, dass das 1989 so passiert ist. Geschichte wird gemacht, sie geschieht nicht einfach so. Trotzdem nehmen aber auch Dinge ihren Lauf, entwickeln Eigendynamik, die wiederum auf die Handelnden zurückwirkt. Man mag gerne darüber streiten, dass in den ersten paar Jahren danach nicht alles wirklich optimal entschieden und angepackt wurde, was bis heute Folgen hat. Ost wie West, Protagonisten aus beiden Landesteilen haben sicher Fehler gemacht, aber im Grunde steht es niemandem zu, Vorwürfe zu erheben oder gar mit Ressentiments nachzukarten und den Spaltpilz in die Gesellschaft zu treiben.


Gruß, Boris


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#7 von Sigi64 , 07.11.2019 12:27

Ich wäre sofort nach Berlin gefahren, aber leider hatte ich meinen Eltern zugesagt, auf meine damals noch sehr kleine Schwester (18 Jahre jünger als ich) aufzupassen. So hab ich das Ganze dann eben am Fernseher mitbekommen. Die folgenden Monate waren extrem emotional, was wird passieren, viele Diskussionen mit Freunden und Bekannten, die große Chance Einiges besser zu machen als in der alten BRD, Basisdemokratie vom Feinsten, erste Besuche im Osten (Karl-Marx-Stadt) am Tag nachdem die Grenze auch für Wessies geöffnet worden war, erste Kontakte, erste Besuche aus dem Osten bei mir in München, ging alles rasend schnell, was für ein Glück....

...und dann kam Helmut Kohl und hat die Revolution gekapert...


https://www.youtube.com/@thestonegateroadrunner7305


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#8 von Boris.St , 07.11.2019 13:00

Ich muss nochmal nachkarten...

Habe vor nicht allzu langer Zeit eine Doku gesehen, in der die ganze Historie seit den Ereignissen in Polen (noch vor Gorbatschow), dann Gorbatschow und die Weltereignisse drumherum, die Annäherungen zwischen der UDSSR und den USA bis nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung in geraffter Form nacherzählt wurde. Da wurde mir klarer, was mir in der Zeit davor schon ab und zu mal aufschien:

Man konnte und kann gegen den Mann vieles an Kritik und Unverständnis anbringen, aber im Zuge der Umwälzungen in der damaligen Noch-UDSSR, initiiert von Grobatschow, und der darauf folgenden Umwälzungen in Ungarn, in der Tschechoslowakei, Polen, in der DDR und anderen Warschauer-Pakt-Staaten hat er, glaube ich, ein richtig gutes Gespür gehabt. Und er hat, auch wenn er einfach gestrickt gewesen sein mag, die richtige Mischung aus Druck und Unterstützung abgemischt und gesehen, was geht und wie es geht, dass dieser gigantische Reformprozess, der ja unmittelbar ein gutes Viertel der damaligen Welt betraf, einigermaßen friedlich und ohne Totalzusammenbrüche von den unmittelbar Beteiligten über die Bühne gebracht werden konnte:

Ronald Reagan...


Gruß, Boris


 
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RE: 30 Jahre Mauerfall

#9 von Sigi64 , 07.11.2019 13:26

Ich denke mal, Reagan konnte lesen (im Gegensatz zum aktuellen POTUS), und wußte daher ab dem 27. Parteitag der KPDSU (Februar/März 1986) über Gorbatschows Motive Bescheid.
Damals wurden Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) eingeführt.

Gorbatschows Rede vom Parteitag war damals bei Ullstein Taschenbücher herausgegeben worden. War sehr amüsant zu lesen, wie er eindeutig kapitalistische Attribute mit leichter Hand zu inherent gerechten und damit sozialistischen Konzepten umdeutete, z.B. unterschiedlichen Lohn für unterschiedliche Arbeit, mehr Lohn für mehr Arbeit/Einsatz, kein Lohn für Verweigerung, freie Märkte, freie Berufswahl etc..
Im Bekanntenkreis haben wir uns köstlich über sein "Neusprech" amüsiert.

In seinem Buch zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution, 1987, "Perestroika und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt" war dann auch völlig unverklausuliert zu lesen, dass Abschottung nicht sein Konzept für die Zukunft war.

Kam trotzdem viel schneller als erwartet.


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#10 von aGentleBiker , 07.11.2019 13:31

Kapitalismus - mehr Arbeit mehr Lohn?
eher mehr Lohn wenn man nicht arbeitet sondern andere für einen arbeiten lässt :D



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RE: 30 Jahre Mauerfall

#11 von Tourer , 07.11.2019 13:54

Ich saß damals im LKW auf der Heimfahrt von Birmingham nach Stuttgart. Irgendwo kurz nach Brüssel kam dann die Meldung im Radio, dass die Grenze zur BRD geöffnet wurde. Das war irgendwie gar nicht nachvollziehbar für mich. Erst ein paar Monate zuvor war ich überhaupt das allererste Mal in der DDR und da hätte ich viel darum gewettet, dass das immer so sein wird wie ich das kannte. Ich hatte keine Verwandten dort und auch sonst keinen Bezug dazu. Nur eben diesen „ersten „ Eindruck, von meiner Fahrt nach Polen kurz davor.
Der war ja nicht wirklich der Beste, da ich offensichtlich nur mit 1000% igen Fahnentreuen in Kontakt kam 😀.
Jedenfalls wusste ich damals noch nicht wie das alles werden sollte, wenn die denn alle rüberkommen 😊. Wie gesagt, für mich war DDR einfach Ausland , wie Österreich, Schweiz etc.
Ich brauchte ziemlich lange, mich daran zu gewöhnen, aber heute gibts bei mir auch kein Ossi Wessi Denken mehr. Meine Schwiegermutter ist 1970 aus Ost Berlin geflüchtet und saß dafür ein Jahr im Bau. Ja, inzwischen hab ich auch Ost Verwandtschaft 😂. Während der letzten 30 Jahre habe ich den Osten inzwischen mehrfach bereist und natürlich kennen und lieben gelernt.
Grüße Andy


Zwei Kolben sind genug um Spaß zu haben


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#12 von oeme , 07.11.2019 17:54

Sigi hat`s schon angeschnitten:
Die Wiedervereinigung ist von "drüben" ausgegangen, nicht vom Westen!

Gut dass es geschehen ist!

Die DDR Bürger haben eine Zivilcourage gezeigt, die uns Allen auch heute noch gut zu Gesicht stehen würde!!
In Deutschland ist mit dieser unblutigen Grenzöffnung etwas historisch ganz und gar einmaliges gelungen,
was in der Welt auch als solches erkannt wurde, nur wir Deutschen scheinen das immer wieder zu vergessen.

Wir alle haben das Zeug dazu etwas Gutes zu tun, uns für den Frieden einzusetzten und wenn es nur mit einem freundlichen Ton hier im Forum ist.

Wer sagt denn das Demokratie einfach ist???

Aber wir haben wenigstens Eine und dafür lohnt es sich einzusetzen, völlig egal in welchem Bundesland wir leben.
Ja es gibt sie, die Holzköpfe in unserem Land, wie in jedem anderen auch, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Aufrichtigen in der Überzahl sind.
Sie solten sich nur öfter zeigen!
Klar gibt`s immer noch "Luft nach oben", aber
wir könnten in Deutschland langsam mal in der Fläche anfangen zu erkennen, was alles super läuft, viel viel bessser und friedlicher geht als irgendwo sonst auf der Welt und nicht immer in den Krümeln nach unserm Elend suchen!!!

Ach ja und

ein fröhliches Gesicht

auf dem eigenen Hals,

fördert das eigene Wohlbefinden und zaubert auf das Gesicht gegenüber ein Lächeln

Das fällt mir zu 30 Jahren Mauerfall ein.

Freundliche Grüße aus Mittelhessen,
steffen


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#13 von Berndte , 07.11.2019 18:02

oder wie ein Jugendlicher aus der DDR den 10.11.89 erlebte.

Vom 9.11.89 habe ich nicht viel mitbekommen. Ich war am frühen Abend beim Computerkurs (Basic) und kehrte danach mit einem Kumpel in unserer Stammkneipe ein. 12 Mark der DDR "ärmer" (10 Halbe) trollte ich gegen 20 Uhr nach Hause. Dort angekommen umarmte mich meine Mutter und sagte, das die Grenzen offen sind. Ich habe es ihr, wahrscheinlich Aufgrund meines Zustandes nicht geglaubt und bin ins Bett gegangen.

10.11.89
Früh in die Berufsschule. Die ersten Gerüchte gingen wie ein Lauffeuer durch alle Klassenräume. Unser Berufsschullehrer für die ersten beiden Stunden erschien nicht. Danach Staatsbürgerkunde Unterricht. Der Lehrer wollte gerade beginnen, da stand unser FDJ Klassensprecher auf und sagte Ihm: "Ist ja alles schön und gut mit Ihrer Theorie, aber wir fahren uns jetzt den Klassenfeind in Natura anschauen." Der arme 100% überzeugte Kommunist bekam Schnappatmung und dann einen Tobsuchtsanfall. Aber die Klasse ging geschlossen.
Draussen kurze Beratschlagung wie es weiter geht. Ich wusste, das wir uns ein Visa bei der Polizei holen mussten. Also mit 6 Motorrädern und 12 Mann hin da. Als wir ankamen, traf uns der Schlag. Eine Viererreihe locker 100m lang hatte den selben Einfall. Was nun? Erstmal die Motorräder volltanken und dann zum Transit Grenzübergang Stolpe, kam ein Vorschlag. Einer hatte Schiß und verabschiedete sich aus unserer Truppe. Wir jedoch fuhren nach dem Tanken blauäugig auf die Autobahn zum Grenzübergang, waren ja nur 5km. Dort angekommen wurden wir von einem Grenzer nach unseren Ausweisen gefragt. Ausweiße abgegeben und uns einen Anschiß abgeholt, warum wir keinen Visa Stempel haben. Dann hat er von jedem 10 Mark der DDR kassiert und ging mit unseren Ausweisen in einen Container. Eine gefühlte Ewigkeit später kam er wieder und gab uns die Ausweise wieder. Weiter bis zum nächstem Grenzer. Wohin? Rüber. Warum? Exkursion zum Klassenfeind. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und ließ uns fahren. Ein paar hundert Meter weiter wieder Stop. Diesmal Zoll West Berlin. Ausweise kontrolliert , Motorräder bestaunt (meine MZ ES 150) war ja schon über 30 Jahre alt und dann die Ansage: Bis zur nächsten Ausfahrt, umdrehen und zurück. Wir fragen warum? Bei uns ist für den Sozia Helmpflicht. Alle Sozia natürlich ohne Helm. Ok, machen wir. Also weiter und 2 Motorräder vor mir befolgten die Anweisung. Ich blieb auf der A111 und die anderen hinter mir auch. Nachdem wir eine Weile in die Stadt auf der Stadtautobahn gefahren sind, fuhr ich auf blauen Dunst einfach ab. Bin dann nach links abgebogen und eine Weile gefahren, bis ich eine Sparkasse entdeckt habe. Dort habe ich angehalten und die anderen fragten, warum hälst du an. Meine Antwort war sehr knapp. Ich sagte nur "Begrüßungsgeld aholen". Nachdem wir mit Bargeld versorgt waren, fuhren wir weiter. Da hinten, da glitzert doch was...1 großer Kreisverkehr weiter waren wir auf dem 17.Juni Richtung Siegessäule unterwegs. Dann wurde uns langsam kalt und ich sah etwas, wovon ich schon mal gehört hatte: KADEWE. Wir rein dort und uns aufgewärmt, aus dem staunen nicht mehr rausgekommen. Ich war bestimmt 2 Stunden in der HIFI Abteilung und habe mir fast alles angesehen. Irgendwann sind wir wieder vor die Tür, keine Autos mehr auf der Strasse, alles voller Menschen und Polizei. An der Gedächtnisskirche (ich glaube dort war es) hielten Momper und Brandt Ihre Reden. Kurz und gut, rauf auf das Motorrad, einen Polizisten gefragt wie wir zur Autobahn Richtung Hamburg kommen und dann immer Richtung Hamburg wieder nach Hause. Zoll West hat uns durchgewunken und Grenzer Ost auch.

Damals habe ich mir keinen Kopf gemacht, was das alles bedeutet. Ich war ja auch erst 17 Jahre alt und wollte meine Lehre fertig machen. So leicht wie am 10.11.89 kam ich das nächste halbe Jahr nicht wieder nach W.-Berlin. Die Verkehrsdichte in Berlin erlaubte damals schon keine Trommelbremsen mehr, sodass ich, wenn ich mal nach Tegel gefahren bin, immer mit den Bus genommen habe. Ausserdem konnte man mit seinem DDR Ausweiß alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen.


Gruß Berndte


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#14 von X-Man ( gelöscht ) , 07.11.2019 18:57

Zur Zeit des Mauerfalls war ich (21 Jahre alt) Stabsunteroffizier im Kampfhubschrauberregiment 36 (damals noch Stabsstaffel Heeresfliegerregiment) in Fritzlar, und ich blicke mit gemischten Gefühlen zurück auf die Ereignisse vor, während und nach der Grenzöffnung. Ein gutes Jahr zuvor hatten wir die Kaserne aufgrund von Ceausescus Bulldozer-Politik proppevoll mit rumänischen Flüchtlingen (Magyaren), die via Ungarn in die Bundesrepublik einreisten. Und ein paar Monate darauf wimmelte es in der Garnisonsstadt von Trabis mit rausgehängten Bundesflaggen, wochenlanges Hupkonzert auf allen Straßen.
Auf der einen Seite hatte ich volles Verständnis für den Freudentaumel, auf der anderen Seite kann ich mich an viele besorgte Gespräche unter Kameraden erinnern. Zwar waren wir alle froh, dass die mehrmonatigen Alarmbereitschaftsdienste ein Ende gefunden hatten (niemand wusste, was da auf "der anderen Seite" passieren wird, es war alles möglich, auch der Ernstfall), aber die folgenden Entwicklungen haben uns - als Soldaten - dann doch überrollt.

An die Stelle der Rumänen traten die Ex-DDRler, die Kaserne platzte aus allen Nähten, und es herrschte ein, zwei Monate tatsächlich so etwas wie heilloses Durcheinander. Ich (und viele meiner Kameraden) war u.a. tagelang damit beschäftigt, Zivilisten auf Besichtigungstour aus den sicherheitsrelevanten Bereichen zu komplimentieren. Ein normaler Dienstbetrieb war so gut wie unmöglich. Unmöglich auch, hier alle Zwischenfälle und Begebenheiten (mehr gute als schlechte) zu notieren. Es war wie ein Dammbruch.

Kaum waren die Ostdeutschen ausgezogen, mussten wir wiederum umswitchen. Im Zuge des 1. Irak-Feldzugs wurde unsere Kaserne für einige Wochen Durchmarsch-Station für diverse US-Truppenteile, sowohl hin als auch wieder zurück (inkl. einer erstaunlichen Menge Wüstensand). Im Nachhinein muss ich sagen, das "Ossi-Chaos" war mir lieber, denn die Amis hatten so einen ganz besonderen Hausbesetzer-Charme ...

Im Frühjahr 1993 war ich zum ersten Mal in der ehemaligen DDR unterwegs, im Rahmen einer Europa-Tour mit 4 Bands (ich war Bassist in einer Death-Metal-Combo). Ich kam mir vor wie im Film. Die Landschaft grau und kaputt, die Dörfer kaputt und grau. In Ostberlin war die Zeitreise komplett, und am Prenzlauer Berg (Greifswalder Straße), wo wir im Knaack-Klub aufspielen durften, hat mich die Französin, die den Bühnensound mixte dermaßen mit Wodka bedrängt, dass ich es fast nicht mehr auf die Bühne schaffte. Und über allem hing irgendwie eine träge Atmosphäre, auf den Straßen, in den Häusern. Es war unheimlich ... ruhig in Pankow. In Mecklenburg-Vorpommern sowieso. Ehrlich gesagt, ich habe mich während des Ost-Parts der Tour nie besonders wohl gefühlt, dieses Leere und Erschöpfte zwischen den Konzerten hat spürbar auf's Gemüt geschlagen.

In Halle an der Saale spielten wir in einer erstaunlich (weil gänzlich unerwartet und noch untypisch) modernen Diskothek, und vor dem Lokal skandierten ein paar harmlos aussehende aber sturzbetrunkene Zeitgenossen rechte Parolen. Auf meine Frage an einen Konzertbesucher, was denn hier los sei, antwortete der: "Ach, das ist normal, hier. Sind halt viele rechts hier, politisch und so." In einem Tonfall, als sei das gar nichts Besonderes. Gehört zu den Dingen aus jener Zeit, die mir über all die Jahre hängengeblieben sind.

Dieses zwiespältige Gefühl, dass ich als Soldat zur Zeit des Mauerfalls hatte, begleitet mich immer noch. Von Beginn an hatte ich den Eindruck, dass es nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich hätte laufen müssen. Aber wie hätte es laufen müssen? Vielleicht bin ich nicht er einzige (West- wie auch Ostdeutsche), geboren nach Weltkrieg zwo und vor dem Mauerfall, der sich diese Frage hin und wieder stellt. Wie dem auch sei, diese unselige Mauer ist weg, die DDR wurde zurecht eingestampft. Nur, ein Lebensgefühl einstampfen, das funktioniert halt nicht so einfach ...

Gruß
Jörg


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#15 von WüKu , 07.11.2019 19:19

Zitat von Sigi64 im Beitrag #7
...
Die folgenden Monate waren extrem emotional, was wird passieren, viele Diskussionen mit Freunden und Bekannten, die große Chance Einiges besser zu machen als in der alten BRD, Basisdemokratie vom Feinsten, erste Besuche im Osten (Karl-Marx-Stadt) am Tag nachdem die Grenze auch für Wessies geöffnet worden war, erste Kontakte, erste Besuche aus dem Osten bei mir in München, ging alles rasend schnell, was für ein Glück....

...und dann kam Helmut Kohl und hat die Revolution gekapert...


Danke Siggi,

als "Ossi" der damals knapp 24 war, der wegen Verweigerung des Dienstes an der Waffe nicht studieren durfte, der im Sept. 1989 noch die Einberufung zu den Bausoldaten bekam, der daraufhin im Neuen Forum mitgemacht hat bei dem Ringen um ein vernünftiges Zivildienstgesetz, der damals wirklich extrem euphorisch sogar die Stasizentrale in meiner Heimatstadt mitbesetzt hat, habe ich dann Schritt für Schritt begreifen müssen, dass wir, die wir wirklich über eine neue bessere DDR nachdachten, hoffnungslose Spinner waren, deren Interessen von den eigentlichen Machern der Einheit und des Mauerfalls nur belächelt wurden...
Wir waren eigentlich im Großen und Ganzen nur nützliche Idioten, denen man alle 5 Jahre zu den Jubeldaten der Wende so schön gedenken kann.

Denn wo sind Sie denn hin die Bohleys, der Herr Reiche, und wie sie alle hießen...
Denen hat man keine Macht überlassen.
Das wäre für die Gesellschaft in der BRD wirklich nicht zuträglich gewesen.
Eine Vera Lengsfeld driftet zur AFD ab und immer mehr der damaligen Bürgerrechtler wurden letztendlich zur Witz- oder Randfigur.
Die wenigen die ich kenne und sich nicht verbittert in sich selbst zurückgezogen haben, oder bei der AFD gelandet sind, und auch heute noch denkend durch ihre Welt laufen, sind fast alle als parteilose bürgerbewegte Menschen mit einer klaren politischen Meinung unterwegs, die nur kaum noch bei den Bündnis/Grünen sich wiederfinden, sondern wenn sie überhaupt mit einer Partei harmonisieren, dies viel viel besser mit den Linken können.

Am 09.11.89 traf ich eine gute Freundin und Mitstreiterin auf der Straße und sie sagte damals den Satz zu mir, den ich nie nie vergessen werde:

Die Grenze ist offen?
Scheiße, damit ist alles sinnlos geworden, wofür wir uns eingesetzt haben.

Ja, diese Hexe! Sie hatte Recht.
Dann kam Kohl und die Treuhand...

Bitte versteht mich nicht falsch.
Ich selbst habe von der Wende profitiert.
Mir geht es seit dem besser.
Ich hätte in der DDR keine Chancen gehabt und wäre verbittert irgendwo ausgestiegen/eingesperrt worden oder hätte den Weg genommen den so viele meiner Freunde schon gegangen waren, über einen Ausreiseantrag raus aus dem Staat...
Nun konnte ich doch hier studieren und mich entfalten, konnte viele wirklich gute neue Freunde auch im "Westen" finden.

Der fade Beigeschmack den ich aber nie losgeworden bin ist, dass ich 1989 eine kurze Zeit der Hoffnung hatte, dass wir unsere Zukunft und die Gesellschaftsform in der wir leben wollten selbstbestimmt gestalten könnten, aber wie gesagt, das war albern und traumtänzerisch.

Einige Jahre später schrieb ich ein kleines Gedicht dazu...

Zitat
WIR sind EIN Volk...
Oder war's DAS Volk?
Ach ja, ES WAR EINMAL!



In diesem Sinne!

30 Jahre ist inzwischen mehr als die Hälfte meines Lebens, das ich hier nun lebe und die Desillusion ist eine der wenigen Dinge die man gratis mitbekommt.
Ansonsten ist es für mich gut so, wie es gekommen ist, und ich denke für die meisten meiner damaligen Landsleute aus der DDR auch.


einfach nur weg und nie ankommen, das wärs ...
siehe ->Foto


p.s.
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit
gut an eine kranke Gesellschaft angepasst zu sein.
(Jiddu Krishnamutri)


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zuletzt bearbeitet 07.11.2019 | Top

RE: 30 Jahre Mauerfall

#16 von Grisu , 07.11.2019 22:42

Ich habe "die Wende" 1989 als Abiturient und im Fernsehen erlebt. Zu dieser Zeit hatte ich eine Freundin, die Verwandtschaft in der Nähe von Erfurt hatte, so dass ich ab 1987 schon einige Male in der DDR war. Zudem gab es damals noch so etwas wie Brieffreundschaften, diese war in Weimar. Dadurch habe ich auch die Veränderung dieser beiden Städte etwas mitbekommen.

Nach dem Abi 1990 saß ich dann auf dem Bock, war LKW-Fahrer im Werksfernverkehr. Eine meiner ersten Fahrten führte mich in die offiziell ja noch existierende DDR. Am grenzübergang mussten dann ettliche Formalitäten erfült werden, die begannen mit "Sie fahren von ___ nach ___". Für mich ganz klar: BRD nach DDR.
Der Grenzer am Schalter sah das ager ganz anders. Er brüllte mich an, von wo nach wo ich fahre. Beim dritten Mal hatte ich dann kapiert, dass er "Deutschland - Deutschland" hören wollte. Also neu ausgefüllt, abgegeben, freie Fahrt.
Fand ich dennoch sehr beeindruckend.

Nach dem Studium wollte ich ins Auswärtige Amt. Meine damalige Freundin aber nicht. Es gab dann einen Kompromiss: Kambodscha wurde gestrichen und wir haben uns in Sachsen beworben. Und so bin ich 1993 "für 2 bis max. 5" Jahre nach Sachsen.
Naja, inzwischen bin ich länger Ossi, als ich je Wessi war ;-)
(wobei mir beide Begriffe bis heute verhasst sind!)


Am Abend wird man klug für den vergangenen Tag, doch niemals klug für den, der kommen mag.


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#17 von Gelöschtes Mitglied , 08.11.2019 05:06

Ich habe im Auto gesessen und Radio gehört. Als Nachrichten-Junkie der ich einmal war, kam nur der Deutschlandfunk in Frage - is klar, alle halbe Stunde Nachrichten und dazwischen Nachrichten! Ich habe da gesessen und musste rechts ran fahren, weil ich es nicht glauben wollte. Als Kind im kalten Krieg groß geworden, aus einer Soldatenfamilie stammend. Mein Vater war bei einem Nachrichtenregiment, war Geheimnisträger. Ich erinnerte mich an die gespenstischen Szenen wenn er Nachts auf dem Flur stand und seine Kameraden abtelefonierte. Immer das gleiche Ritual: Wählen....warten...dann die Ansage: "Hallo Heinz, ja ich bin's! Aufstehen! Alarm!" ...Auflegen! Wählen...warten usw. bis er alle durch hatte. Ich erinnere mich als er in den späten 60iger Jahren in Wieda/Harz stationiert war. Auf dem Stöberhai gab es eine Abhöreinrichtung und knapp 2km Luftlinie saßen die "anderen" und taten das gleiche: Abhören, lauschen, auf irgend etwas warten - meist auf nichts Gutes. Und dann haben wir auf der einen Seite gestanden und mit dem Fernglas die Volksarmisten in Ellrich beobachtet, die dort mit einem Fernglas standen und uns beobachteten. Und mein Vater erzählte mir "Da drüben darf ich niemals hin! Da wäre ich sofort weg!" Das alles ging mir durch den Kopf am Morgen des 9. November und ich stellte fest, dass ich eine halbe Stunde dort auf dem Parkstreifen gestanden und "geträumt" hatte. Ein halbes Jahr später bin ich nach Wieda gefahren, habe nach Ellrich geguckt und bin dann einfach "rüber". Und habe dort in einem kleinen Lokal neben einer "Minol"-Tankstelle eine Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen gegessen. Eine große Portion! Ich habe DM 3,95 bezahlt. Und mit den Menschen gesprochen -über "damals". Und in dem Moment habe ich es geglaubt! All diese Menschen haben unglaubliches durchlebt und etwas großartiges geschafft! Die erste erfolgreiche, friedliche Revolution auf Deutschem Boden! Wir sind ihnen allen zu Dank verpflichtet!


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#18 von NC-750-X , 08.11.2019 11:54

1989 wohnte ich in einem Kölner Studentenwohnheim. Anfänglich hatten mehrere Kommilitonen und ich die Absicht, "mal eben" die knapp 600 km nach Berlin zu fahren. Weil die meisten schon vorglühten haben wir dann doch lieber in Köln eine riesen Feier abgehalten.

1991 war ich dank meines Studentenjobs in einem Trockenbauunternehmen das erste Mal im Land des real abgeschafften Sozialismus'. Was ich im Berliner Umland sah hat mich wirklich getroffen. Bewohnte Häuser mit 10 cm Lücken im Mauerwerk, alte originale (!) Nazisymbole sichtbar an den Häusern, alles grau, braun und schäbig. Womit ich die Farben meine, nicht die politische Gesinnung. Heftig fand ich aber einen Altbau, vom Stil wohl zwischen 1900 und 1920 einzuordnen. Das Gebäude trug die verwitterte Beschriftung eines Frisörs aus dem 3. Reich inkl. Hakenkreuz. Die Fassade war deutlich erkennbar vor Jahrzehnten übergestrichen worden, aber - wie mir Anwohner bestätigten - nur einmal wenige Jahre nach dem Krieg. Bis 1991 wurde nichts an der Fassade getan, so dass wie man mir versicherte seit den 70er Jahren das alte Hakenkreuz wieder sichtbar war.

In dem Dorf, in dem ich ein Fremdenzimmer hatte fand damals eine Sperrmüllabfuhr statt. Es wurde auch Metallschrott abgefahren. Von Kleinkram bis zum kompletten Trabbi gab es dort wirklich alles, das entsorgt wurde (kein Witz! Die Kunststoffteile der Karosse lagen fein säuberlich gestapelt auf dem Haufen, die tragende Struktur lag in handliche Stücke geflext oder gesägt daneben). Es gab aber auch etliche Zweiräder, überwiegend Schwalben. Als ich mir am späten Nachmittag mit einem Kollegen die Beine vertreten habe, bewunderten wir ungläubig den Schrott. Da waren teilweise beeindruckende Eigenkonstruktionen dabei - wir konnten nicht glauben, wovon sich die Menschen da trennen wollten.

Bei einer Schwalbe sagte ich: "Na, die sieht doch noch gut aus!" Mehr oder weniger aus Spaß wollte ich mal testen, wie gut die Kompression noch war und trat kräftig auf den Kickstarter. Da sprang die Schwalbe an! Der Schlüssel steckte und befand sich zufällig in der richtigen Position! Ich war platt. Da ich viele Zweiräder ohne Kennzeichen hatte fahren sehen und längst nicht alle Fahrer einen Helm trugen, ging ich davon aus, dass man das wohl nicht so genau nahm und drehte selber eine Runde. Ich war begeistert! Da der Haufen nur zu zwei Häusern gehören konnte, fragte ich zunächst im ersten Haus und hatte im zweiten Erfolg: Ja, die Schwalbe war von dieser Familie entsorgt worden. Ich fragte nach den Papieren und bekam diese.

Ich habe mir dann eine zweite, optisch ansprechende Schwalbe ausgesucht und die beiden Mopeds mit nach Köln genommen. Das war möglich, da wir mit mehreren kleineren Lkws vor Ort waren. In Köln habe ich das Doppelpack für über 900 DM verkauft. Es war so wenig, weil ich mangels Typenkenntnis eine Schwalbe mit 3 Gängen und eine mit 4 Gängen erwischt hatte. Sonst hätte ich wohl noch mehr verlangen können. Egal, die Schwalben waren damals besonders bei Studenten sehr beliebt und gesucht: Die neueren mit Klasse 3 fahrbaren West-50er durften 50 km/h laufen, waren aber selbst gebraucht noch sehr teuer, die älteren West-50er durften nur 40 km/h laufen. Die Ost-50er, also auch die Schwalben, durften jedoch legal 60 km/h rennen - es ist klar, warum sie im Westen so beliebt waren.

2016 und 2017 war ich beruflich in Weimar, Leipzig, Halle und anderen Städten der ehemaligen DDR unterwegs. Schöne Städte mit sehr guter Infrastruktur - keine Spur mehr von der grau-braunen Tristesse im Jahre 1991. Die blühenden Landschaften gibt es tatsächlich.

Eine Stärke der DDR war das sehr gute Bildungssystem. Auch heute ist die Qualität der Lehre an den dortigen Hochschulen hoch, zusätzlich sind die Studienbedingungen allgemein sehr gut. Der im Vergleich zum Westen Deutschlands günstige Lebensunterhalt und die in mehr als ausreichender Zahl verfügbaren kleinen und billigen Unterkünfte machen die Hochschulen in den neuen Bundesländern noch attraktiver.

Ich habe meinen Kindern schon zum Abitur geraten, ein Studium im inzwischen weit schöneren Osten in Betracht zu ziehen. Beide blieben aber zunächst im hiesigen Rheinland. Mein jüngere Tochter hat sich allerdings nach dem erfolgreich abgeschlossenen Bachelorstudium nun zum Masterstudium in Halle entschieden. Bisher ist sie begeistert. Sicher, da die Mauer schon Jahre weg war als meine Tochter geboren wurde ist für sie Sachsen-Anhalt nur eines der anderen 15 Bundesländer, aber sie erlebt Halle als sehr lebenswerte Stadt. Und so sehe ich das auch. Der Osten ist in meinen Augen äußerst reizvoll, wer dort leben darf kann und sollte sich freuen. Der Schwachfug, den Schwachmaten wie der Björn Höcke da ständig verbreiten ist noch weniger als nicht berechtigt.


Gruß Michael


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#19 von fish , 08.11.2019 13:02

Eher ein Post-Wende_Anekdote:

Ein Kunde von mir gehörte zu den ersten, die aus SOLIDARITÄT ein Zweigwerk in Thüringen eröffneten (Metallverabeitung) . Anno 95 besuchte ich dieses Vorzeige-Werk und hörte vom Produktionsleiter, dass er mit seinem Personal 120%-ig zufrieden sei. Er hatte nur ein Problem: Die Leute warfen nichts weg, sondern bunkerten Abfallmaterial trotz gegenteiliger Anweisung an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Nichts half, keine Belohnungen, keine Drohungen oder gar Abmahnungen.

Mein simpler Ratschlag war, den Leuten doch zu erlauben, den Schrott nach Hause zu schleifen. (Auf die Idee hätte man ja früher kommen können). Seitdem ist dieses Werk ultra-aufgeräumt und sauber. Und in der Umgebung sieht man auffällig viele Garagentore, Zäune, Balkongeländer usw aus Edelstahlresten ;-)

Mit einem anderen Kunden war ich 90 das erste Mal "drüben (im ländlichen Bereich um Suhl) " und erwartete das hier auch beschriebene Einheitsgrau. Ich war sehr erstaunt, dass zwar manche Dörfer nicht gerade durch Farbe glänzten, dass aber dafür die Natur fast unberührt schien. Faszinert hat mich damals die "Resteverwertung" und in Erinnerung sind mir die vielen Haus- und Gartenzäune geblieben, die sich bei näherem Hinsehen als ausrangierte Federrrahmen aus Betten entpuppten. Ansonsten fand ich alles recht "charming" und die Menschen als überaus nett und höflich. Es würde mich interessieren, ob ich das heute, mit 60 Jahren, genauso empfinden würde wie damals mit frischen 30 Lenzen.

Erst viel später, um 2010, habe ich dann die wunderbare Ostseeküste erkundet und war immer wieder über den mangelnden Servicewoillen und barsche Unhöflichkeit erstaunt und verärgert. Ich bin dann in mich gegengen und musste feststellen, dass mir das nur deshalb so auffiel, weil eben 95% der Leute eben ganz besonders nett und höflich waren. Da habe ich zum ersten Mal bewusst geschnallt, wie aus eigentlich positiven Dingen ganz schnell negative Vorurteile entstehen können und wie sehr man sich zusammenreissen und selbst kontrollieren muss, um nicht in diese Falle zu tappen.

Wir müssen alle froh und dankbar sein, dass die Mauer gefallen ist. Natürlich wurden Fehler zuhauf gemacht, genauso wie bei der jüngsten Bewältigung der Flüchtlingsströme hat man statt mit ruhiger Hand mit hektischem Aktionismus re(a)giert. Aber dass unsere Politiker manchmal wirklich nicht die hellsten sind und dass sich die großen Denker (die gottseidank auch vorkommen) nicht immer durchsetzen können, erleben doch permanent.

Was mich heute noch ärgert: Dass ich beim Mauerfall nicht rübergefahren bin, sondern mich vom Zwang des alltäglichen Geldverdienens davon abhalten lies, ein solches Ereignis, das vielleicht nur alle paar Generationen oder noch seltener iregndwo auf der Welt vorkommt, hautnah zu erleben. Vielleicht werden mir meine Enkel mal die gleiche Frage stellen, die wir schon unseren Großeltern stellten: "Wo warst Du damals?"


Liebe Grüße von Fish

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RE: 30 Jahre Mauerfall

#20 von Geoffrey ( gelöscht ) , 08.11.2019 14:35

Wenn man Zyniker wäre, könnte man es auch so sehen:

Die ehemaligen Kader haben ihre Bankkonten heute nicht mehr bei der DDR Staatsbank, sondern in frei konvertierbarer Währung bei Kapitalisten Banken.
Der ehemals Reise limitierte Ostbürger kann heute theoretisch überall hin, wenn er genügend Geld hätte oder mindestens den Mut, sich dauerhaft gnadenlos zu verschulden.
Die Ossis sitzen heute vielfach auf unrentablen, kaum verkäuflichen Abschreibungs-Immobilien, die sich nicht adäquat vermieten lassen (mangels Kaufkraft). Zudem haben sie sich an weitere windigen Kapitalanlagen und Versicherungen vermitteln lassen, für die sie heute noch Abschreibungen hinnehmen müssen. Jahrelang wurde ihnen west-Schrott-Autos zu überhöhrten Preisen verkauft, mit denen sie unsicher auf ehemals maroden Oststraßen ihr Leben riskiert haben.
Zwischenzeitlich investieren westdeutsche Großindustrielle in massiven Landkauf im Osten (landwirtschaftliche Betriebe) und parken dort ihre Reichtümer vor dem drohenden Geldverfall.
Dazu mussten natürlich zuerst die dortigen LPGen komplett abgewirtschaftet werden!
Westdeutsche Großkonzerne zogen kurzfristig zum Abgreifen von EU Fördergeldern in die ostdeutsche Provinzen, nahmen den Geldsegen mit und liqidierten danach wieder die Betriebe.

Auf dem Land fahren heute in strukturschwachen Gebieten noch dreimal am Tag die Busse zu überhöhten Tarifen und Landärzte findet man so selten wie Schnee im August.

Blühende Landschaften findet man rund um Rügen, Usedom, Zinst, Müritz - in den Vorgärten reicher Wessis, die sich dort - man ist schließlich Patriot - ihren Viertwohnsitz gekauft und Immobilienpreise kaputt gemacht haben.

Die SED Nachfolger sortieren immer noch ihre bis heute verschwundenen Milliarden und bekommen darüber noch eine schöne Westrente. Manche Ossis, die früher durchaus "zum Kader" gehört haben und teilweise in Moskau Bildung genossen haben, schafften es bis in allerhöchste Ämter der neuen Bundesrepublik.

Zeitgleich zogen massenweise drittklassige Westpolitiker in den Osten, besetzten dort höchste Partei- und Staatsämter und verkauften den hoffnungsvollen Brüdern und Schwester ihre Lobbypolitik als Demokratie!

Es war keine Wiedervereinigung!!!

Wir Wessis haben als Erfüllungsgehilfen unserer Industrie- und Bankenkonzerne die Ideale der DDR-Freiheitskämpfer mit Füßen getreten und diese DDR kalt übernommen!
Das wurde jahrelang auch durch die korruptive Zusammenarbeit mit den Schalck-Golodkowski's dieser DDR-Republik
vorbereitet!

Aber die Sieger schreiben immer die Geschichte und romantisieren jetzt diese kalte Enteignung der Ostbürger bis in die Geschichtsbücher!

Wahr ist:
Der Osten wurde immer schon ausgeplündert, erst durch die Russen, dann durch den Westen.
Aber Fußball-Weltmeisterschaften, Smartphones, Edel-Autos,
Ballermann, Großbild-TV und 256 Programme, Haute Couture, MC Donald, KFC usw bedeuten natürlich die totale Freiheit!


Satire oder Realität? Das darf jeder für sich entscheiden!


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#21 von NC700 , 08.11.2019 15:24

Zitat von Geoffrey im Beitrag #20
Satire oder Realität? Das darf jeder für sich entscheiden!


Zu dem Thema und insbesondere zu Geoffreys Beitrag passt "Die Anstalt" vom 5.11. wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.



seh'n wir uns nicht in dieser Welt, . - dann seh'n wir uns in ..Bebra ?..
Grüße aus
Heinz
Zu alt um jung zu sterben,...

Nach dem Treffen ist vor dem Treffen:
NÄCHSTES7. - 9.6.2024


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#22 von Boris.St , 08.11.2019 16:07

Zitat von Geoffrey im Beitrag #20
Wenn man Zyniker wäre, könnte man es auch so sehen:


Könnte man. Muss man aber nicht.
Denn es zeigt ja nur das, was grundsätzlich immer, bei allen Revolutionen, Systemumstürzen oder großen Systemveränderungen passiert. Oder nach Kriegen. Oder sonstwann. Es passiert immer genau das, was die zynische Sicht beschreibt. Das war nie anders, ist nicht anders und wird nie anders ein. Es liegt in der Natur der Sache, bzw. in der Natur menschlicher Gesellschaften.

Von daher ist es im Einzelnen auch völlig egal. Man kann das alles anprangern, das fällt im Nachhinein immer leicht. Aber wie man sich auch zynischerweise anstrengen mag, man hätte es nicht besser gemacht. Man kann all diese Fälle von Missständen und Fehlentwicklungen en détail aufzählen und mit dem Finger auf die Übeltäter -- ob Einzeltäter oder Institutionen -- zeigen: Könnte man den ganzen Prozess mit dem heutigen Wissen noch einmal anrollen lassen, würde in graduell veränderter Form alles wieder genauso ablaufen. Die Propheten einer besseren Welt, die man jetzt schaffen würde -- den richtigen Weg gehen -- sind immer interessegeleitete Schaumschläger und Bauernfänger.

So wenig es den "guten König" (oder Diktator) gibt, so wenig gibt es die Demokratie der Rechtschaffenen und Vernünftigen. (Auch, wenn uns das neuerlich eine bestimmte Partei einreden will. Strunzverlogen, wie sie ist...)

Bisweilen erfreue ich mich jedenfalls an dem Wandel in der Welt, der damals stattgefunden hat. Bei aller berechtigten Kritik am (menschengemachten) heutigem Zustand derselben.


Gruß, Boris


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#23 von Geoffrey ( gelöscht ) , 08.11.2019 17:41

Freu mich, dass du es so ausgedrückt hast, Boris!

Hast ja mit positiver Beschreibung meine zynische Bemerkungen eher bestätigt, denn dementiert.
Du hälst es halt für eine Zwangsläufigkeit, ich nicht.
Wer die Kraft und Opferbereitschaft derer erlebt hat, die damls im Osten die "Freiheit" erkämpfen wollten,
kann sich durchaus vorstellen, dass bessere Gesellschaften möglich wären, aber niemals perfekte!
Da stimme ich dir zu.
Zyniker war ich übrigens nicht immer!
Habe wohl aber zulange "den warmen Botschaften" unserer Politiker Marionetten vertraut.
Je nach Tagesform bin ich heute mal Zyniker, mal Satiriker, der sich von jedweder Parteipolitik dauerhaft verabschiedet hat.
Ich fürchte aber auch, dass die Bauernfänger demnächst eine reiche Ernte einfahren werden.


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RE: 30 Jahre Mauerfall

#24 von bike-didi , 08.11.2019 17:51

Kurz und knapp - es ist zusammen, was zusammen gehört... .
Möchte meine Freunde aus dem Osten nicht missen...
Habe mega viele Erlebnisse. Verwandschaft im Osten (schon vor der Wende mehrfach besucht), direkt nach dem Mauerfall Freunde besucht, Radtour 1990 nach Berlin... . Politische Entwicklungen möchte ich hier nicht kommentieren...


Viele Grüße aus dem Sauerland
Didi

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RE: 30 Jahre Mauerfall

#25 von X-Man ( gelöscht ) , 08.11.2019 21:02

Zitat von bike-didi im Beitrag #24
Möchte meine Freunde aus dem Osten nicht missen...
Habe mega viele Erlebnisse. Verwandschaft im Osten (schon vor der Wende mehrfach besucht), direkt nach dem Mauerfall Freunde besucht, Radtour 1990 nach Berlin... .


Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich an so einem Luftballonweitflugwettbewerb teilgenommen. Da hing eine Postkarte mit meiner Adresse dran, mit der Bitte um Rücksendung. So weit ich mich erinnere, habe ich den zweiten Platz belegt, dem Ballon ging irgendwo jenseits der innerdeutschen Grenze das Gasgemisch aus. Ich habe mich halt über die 25 D-Mark Gewinn gefreut, damit mein (erstes von später 7) Aquarien angezahlt und mich an meinen Guppys erfreut.
Was ich damals nicht wusste, die Karte wurde von einem Lehrerehepaar, dessen Familienname und Wohnort mir völlig entfallen ist, zurück geschickt. Im Laufe der Jahre - es entwickelte sich zwischen diesen Leuten und meinen Eltern eine sparsame aber regelmäßige Korrespondenz (von der ich nur sehr marginal Kenntnis genommen habe, ich war wie gesagt 12) - wurden Paketsendungen in die DDR obligatorisch, zu Weihnachten und Geburtstagen und ein paar anderen Gegebenheiten. Besonders meine Mutter hat da ordentlich Herzblut reingesteckt.
Viele Jahre später (1997), ich war mit meiner zukünftigen Ehefrau zu dem Zeitpunkt im Rhodos-Urlaub, hat dieses Lehrerehepaar dann meine Eltern spontan besucht. War eine ziemlich emotionale Angelegenheit, wie ich erfuhr. Dieses Ehepaar hatte durch unsere Bekanntschaft von Staatsseite her einige Repressalien erfahren, standen permanent unter Beobachtung. In deren Schule hing z.B. am öffentlichen schwarzen Brett eine Liste von Lehrpersonen mit "Westkontakten". Obwohl mit manchen Unannehmlichkeiten behaftet, haben sie am Kontakt zu meinen Eltern festgehalten, bis zum Schluss sozusagen.
Leider blieb es bei diesem einmaligen Besuch/Treffen, und wie das manchmal so im Leben ist, gewisse Dinge setzen Staub an und geraten in Vergessenheit. Diese kleine Episode war mir lange nicht präsent, eigentlich bis vor einigen Minuten, als ich Didis Beitrag gelesen habe.
Ich hätte mich gern mal mit diesen Menschen, die mir vor 39 Jahren mein erstes Aquarium finanziert haben, ausführlich unterhalten. Ich habe so das Gefühl, wir hätten Freunde werden können.

Gruß
Jörg


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