Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Geschehnisse vom 9. Nov. 1989 zurückdenke.
Wir hatten Kegeln, 2 Generationen, Väter und Söhne. Es waren 2 ehemalige Wehrmachtssoldaten dabei, die nicht nur Stalingrad überlebt hatten,
sondern auch die anschließende Gefangenschaft. Richtig harte Knochen waren das.
Dann kam der Wirt zu uns rein mit einem Tablett voller Schnäpse. Da dieser eher "sparsam" war, dachten wir sofort an ein besonders Ereignis.
Er verteilte die Schnäpse und sagte kurz und knapp: "Die Grenze ist offen, Prost Jungs."
Beiden Veteranen schossen die Tränen in die Augen, es war totenstill auf der Bahn.
Das Kegeln war gelaufen, wir sahen uns im Schankraum die Liveaufnahmen im Fernsehen an, teils ergriffen, teils überschwänglich diskutierend.
Ich selbst war gerade erst nach einigen Jahren als NATO-Zeitsoldat und anschließender 10jähriger Alarmreserve 1 mit vielen Übungen normaler Reservist geworden.
An Schlaf war Zuhause nicht zu denken, ich war zu aufgewühlt und saß nur vor dem Fernseher um nichts zu verpassen.
Niemals hätte ich zu meinen Lebzeiten mit einem solchen Wandel in der Weltpolitik gerechnet und war echt ergriffen von den Ereignissen.
1992 war ich dann zum ersten Mal im Osten In der Gegend von Eisleben. Was für ein Elend hat mich dort erwartet.
Alles war kaputt, verfallen und grau. Das war nochmals ein nachhaltiges Erlebnis. Die Menschen brauchten einfach Hilfe.
Und das ganz dringend.
Später lernte ich Land und Leute durch einige Motorradurlaube besser kennen und schätzen. Damals gab es im Osten noch alte Tugenden,
die im Westen oftmals nicht mehr existierten. Durch das Motorradfahren lernte ich meine Frau kennen und lebe nun seit 2005 im ehemaligen Feindesland.
Da hier ja doch viele alte Knochen versammelt sind, würde ich gerne erfahren, wie ihr den Mauerfall erlebt habt und welche Einschätzung darüber
heute vorhanden ist.