Danke, dass du dich mit meinem Thema beschäftigst, Lorenz.
Genau das was du schreibst war das, was ich auch wusste, und was ich auch immer so wahrgenommen habe.
Wir sind uns auch einig, dass Ketten nicht rasseln dürfen. Geräusche sind immer Anzeichen von starker Reibung.
Stutzig bin ich geworden, als ich festgestellt habe, dass ich meine Kette nicht mehr nachspannen muss.
Heißt im Klartext: Ein großer Verschleißfaktor der Kette muss weggefallen sein. M.E. sind das die O-Ringe, die seit dem Jahr 19xy Standard geworden sind.
Ich nenne das jetzt mal 'Wegfall der Inneren Reibungsfaktoren'.
Bleiben nur noch die 'Äußeren Reibungsfaktoren'.
Das wären dann die Kettenglieder außen, wo sie überlappen und die Rollen außen, wo sie auf den Zähnen der Kettenräder auflaufen.
Die Kettenglieder außen laufen nicht unter Druck, sonst würde sich die Kette nicht um die Zahnkränze legen können. Die laufen relativ lose aufeinander, so, dass die O-Ringe etwas Druck haben, aber nicht so viel, dass sie abgequetscht werden.
Die Arbeit dieser O-Ringe ist in etwa vergleichbar mit dem von Wellensimmerringen. Gerade der Simmerring an der Abtriebswelle hinter dem Antriebsritzel ist ein gutes Beispiel: Auf der einen Seite im trockenen, staubigen Dreck, auf der anderen Seite etwas angefeuchtet vom Getriebe- oder Motoröl. Dieser Simmerring macht das tausende von Kilometern, Millionen von Wellenumdrehungen. Wenn du das mal mit der maximalen Achteldrehung der Kettenglieder um das Antriebsritzel vergleichst, verteilt auf über 100 einzelne Rollen, dann ist das eigentlich Null Beanspruchung für den O-Ring im Vergleich zu unserem Wellendichtring.
Also kann man eigentlich die O-Ringe in der Kette sich selbst überlassen. Von außen muss man da nix machen. Theoretisch.
Solange die Kette sich nicht längt, also Signal gibt, dass die innere Schmierung der Bolzen nicht mehr vorhanden ist.
Über die äußeren Reibungsfaktoren habe hier schon jede Menge geschrieben. Also, das Auflaufen auf den Flanken von Ritzel und Kettenrad.
Worüber ich wenig sagen kann ist der Einfluss von trockenem Staub in diesem ganzen Spiel.
Aber ich weiß was über Öl-Staub-Wasser-Emulsionen. Die wirken nämlich wie Schleifpaste.
Also wäre es doch naheliegend, ganz auf Öl als Schmiermittel zu verzichten.
Und nun kommen die Mitglieder hier ins Spiel. Manche sagen, sie haben ungepflegte Ketten schon nach 4000km wechseln müssen, andere sagen, sie machen auch die Beobachtung, dass sich die Kette nicht mehr längt, dafür rasselt sie aber, wenn man sie nicht ölt. Und du sagst, mit deinem Öler musst du dich gar nicht mehr um irgendwas kümmern, bis die Kettenräder nur noch Sägezähne sind. Ein Mitglied will mir jetzt eine solche früh verschlissene Kette zuschicken, und ich freue mich schon drauf, die näher zu untersuchen. (Meine eigenen alten Ketten habe ich leider schon entsorgt.)
Ich persönlich möchte versuchen, ganz ohne kohlenwasserstoffhaltige Schmiermittel auszukommen.
Deswegen diese ganzen Betrachtungen. Und wenn mich hier jemand bei einem grundsätzlichen Denkfehler erwischt, dann kann ich mir viel Lehrgeld sparen.
Deswegen diese Frage mitten rein in einen Thread, der sich mit Kettenölern befasst.
Es wäre ein Missverständnis, wenn du den Eindruck gehabt hättest, dass ich das Funktionieren von Kettenölern grundsätzlich in Frage stelle.
Gruß von
Michael