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tourentauglicher Anhänger mit Umbau

#1 von Teerherz , 13.06.2018 17:09

Ich wollte mal ein paar Gedanken zu Motorradreisen mit euch teilen. In einem der letzten Beiträge hat ein Forumsmitglied geschrieben, dass er in "fortgeschrittenem" Alter wohl nicht mehr alle Reiseziele erreichen und sehen kann, weil das ganze drumherum (z.B. Anreise) zu anstrengend ist.
Nach einem Unfall 2011 befand ich mich 2015 ("nur" 53 Jahre alt) in einer ähnlichen Situation. Vieles was früher einfach ging, ließ sich nicht mehr machen. Alles wurde deutlich anstrengender und schneller ermüdend. Reisen und "die Welt" auf dem Mopped anschauen, wollte ich aber trotzdem. Um mir den Rücken zu stärken, hat sich meine Frau auch wieder mit mir aufs Mopped gesetzt und fährt fleissig mit.

Die resultierenden Probleme kurz geschildert:
- lange Anreisen (>500 km) auf dem Motorrad mit Sozia sind ein nogo
- wenn man zu zweit reist braucht man mehr Gepäck
- die Interessen beschränken sich im Urlaub nicht nur auf Motorradfahren

Die Lösung haben wir dann für uns in einem kleinen Motorradanhänger gefunden. Wenn wir zu zweit unterwegs sind, kann viel Gepäck im Auto verstaut werden. Da sind auch die ganzen Teile dabei, die einem das Leben leichter machen können (Proviant, zusätzliche Klamotten, Schuhe usw.). Wer schonmal bei 35°C durch die Poebene durch Italien in Richtung Fähre mit dem Motorrad gefahren ist, weiß eine Klimaanlage sehr zu schätzen. Ähnliches gilt auch für den Wetterschutz, wenn man mal wieder am Brenner unerwartet auf Schneestürme und Eisregen trifft. Es gibt da einige Dinge auf die ich gut verzichten kann. Es ist rückblickend "schön" wenn man das in jungen Jahren durchlitten und überstanden hat, aber wirklich "brauchen" tu ich das nicht mehr.
Den Anhänger hab ich etwas erweitert, damit ich ihn auch alleine (ohne Angstschweiss) be- und entladen kann. Hat außerdem den Vorteil, dass ich auch solo damit unterwegs sein kann, wenn es weiterweg gehen sollte.
Aber nun zum eigentlichem Aufbau meines Reisegespanns. Der Anhänger ist eine kleiner Erde 310 PM, wiegt 60 kg und hat eine Zuladung 240 kg. Er lässt sich hochkant verstauen und die NC passt vom Gewicht perfekt darauf. Eine 100 km/h Zulassung ist auch mit kleinen PKWs aufgrund des geringen Gewichts problemlos möglich.

Bild1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Wie man sehen kann, ist der Erde ein luftiger Rahmen für eine Schiene auf der das Motorrad abgestellt werden kann. Für Leute mit körperlichem Handicap ist ein sicheres Auffahren und Verzurren ohne Hilfe NICHT möglich.
Also hab ich als Extras eine geriffelte Aluschiene dazu geordert, die sich hervorragend auf dem Anhänger mit zwei Rändelschrauben befestigen lässt. Dann noch eine kleinen Klapphocker neben die Auffahrschiene gestellt und das Auffahren des Moppeds lässt sich bis hierhin gut machen. Was allerdings noch stört, ist die Turnerei im Rahmen ohne Boden (trägt nicht wirklich zum Sicherheitgefühl bei).

Bild2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ich hab dann so einen Stahlrost mit zwei Stahlschellen auf dem Rahmen befestigt und was soll ich sagen, sicheres Auftreten auf dem Hänger neben dem Mopped ist jetzt möglich. Bleibt nur ein Nachteil bei der Schiene mit dem Bügel vorn, dass das Mopped nicht von alleine steht und seitlich wegkippen kann. Also wieder zweiter Mann/Frau zum Verzurren notwendig?

Bild3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Diese Wippe passt perfekt in die Schiene und klappt beim Einfahren des Vorderreifens automatisch um und hält das Motorrad bombenfest. Das Anbringen und Verspannen der Zurrgurte ist damit ganz einfach und ohne Stress möglich. Auf unserer Tour durch Wales hatte sich damals das hintere Federbein "verabschiedet". Dämpfung war gleich Null und durchgeschlagen hat es bei holprigen Strassen jederzeit. Ich habe dem leider beim Transport nachhause zu wenig Beachtung geschenkt. Auf einer Schlaglochpiste in Wales ging das Mopped hinten soweit in die Knie, dass sich der Spanngurt hinten aushakte und ich die NC fast verloren hätte. Naja, FAST!

Bild4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dieser Gurt wird AUF den Hinterreifen gelegt und seitlich verspannt. Das Federbein wird damit nicht belastet und gespannt, sondern das Motorrad direkt auf der Schiene fixiert. Da kann dann nix mehr hüpfen (außer dem ganzen Anhänger).

Bild5.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Außerdem bin ich von 2-teiligen Gurten auf einteilige umgestiegen. Wo kein Haken ist, kann sich auch nichts aushängen.

Bild6.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Damit beim Parken des Gespanns der Anhänger nicht Gassi geht oder beim Abstellen der Hänger ein Eigenleben entwickelt (Diebstahlschutz), wird das ganze mit so einer Kralle gesichert.

Urlaube werden bei uns jetzt entspannt geplannt. Niemand muss sich den Kopf zerbrechen ob er irgendein Utensil mitnehmen kann. Stauraum ist genügend vorhanden, notfalls kann man noch einen Dachgepäckträger aufs Auto montieren. Die Anreise verläuft sehr entspannt und deutlich bequemer als auf dem Motorrad. Die Moppedreifen werden geschont und "sinnlose" Autobahnkilometer können vermieden werden. Im Zielland wird je nach Länge des Urlaubs ein oder zwei Unterkünfte als Basisstation gemietet und von diesen aus Touren gefahren. Die NC bleibt schön leicht und handlich, weil kein Gepäck transportiert werden muss, Koffer kommen unter Umstaänden dran, wenn Helme und Schuhe gewechselt werden sollen. Der größte Vorteil aber ist, dass man nicht mit Mopped fahren MUSS, weil es das einzige Transportmittel ist. Wenn es regnet, wechselt man einfach zum Auto und bleibt komfortabel mobil. Gerade wenn man gerne in Länder fährt in denen es auch öfter regnen kann (Wales, Schottland, Irland...) ist das ein unschlagbarer Vorteil, man wählt das Fahrzeug passend zum Wetter. Auch abends kann man zum Essen in Lokale gehen in denen der Dresscode "Kluft" nicht so angesagt ist.
Die Nachteile will ich aber auch nicht verschweigen, das sind die Mehrkosten bei Infrastrukturabgaben (Maut) und Fähren. Die Parkplatzsuche in Städten gestaltet sich durch einen Anhänger auch nicht unbedingt einfacher.
Da ich nach meinem Unfall deutlich mehr Freizeit als meine berufstätige Frau habe, fahre ich einfach mal mit dem Gepäck in den Urlaub voraus und sie kommt mit Handgepäck per Flieger nach. Mit dem Auto kann ich sie dann bequem vom Flughafen abholen.
So, langer Rede kurzer Sinn:
solcher Art zu reisen erweitert das Einzugsgebiet für das Erkunden fremder Länder mit dem Motorrad deutlich. Ohne Auto wäre ich wohl nie wieder nach England/Wales gefahren. Gegenden hätte ich nicht kennengelernt an die ich mittlerweile mein Motorradherz verloren habe (Single Roads...). Sardinien, Portugal, Spanien usw. liegen jetzt wieder im Bereich des machbaren ohne vorherige Ochsentour über Autobahnen und Schnellstrassen. Selbst innerhalb Deutschlands ist das eine wahnsinnige Erleichterung wenn man mal "kurz" München - Hamburg oder in die neuen Bundesländer will. Ich kann es nur allen empfehlen, denen langer Anreisen auf dem Motorrad zu beschwerlich werden und/oder auf ihre(n) Sozi(us)a Rücksicht nehmen wollen/müssen.


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RE: tourentauglicher Anhänger mit Umbau

#2 von BodenseeNC750x , 13.06.2018 20:09

Ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Bericht. Hat viel Spass gemacht zu lesen. Danke hierfür!


Gruß, Armin


 
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RE: tourentauglicher Anhänger mit Umbau

#3 von Teerherz , 14.06.2018 07:33

Kleiner Nachtrag. Bei der Wippe ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Da ja schon ein Bügel vorne vorhanden ist, kommt die günstigere Wippe zum Einsatz.

Bild3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hält wie gesagt das Mopped bombenfest.


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RE: tourentauglicher Anhänger mit Umbau

#4 von diggerbub , 14.06.2018 15:22

Schöner Bericht und pfiffiger Anhänger. Ich suche nach einer Möglichkeit mit einem Anhänger ein Motorrad oder ein kleines Boot zu transportieren. Wollte nicht für jedes Freizeitgerät einen Hänger anschaffen. Auch die Lager-möglichkeit gefällt mir gut. Der Hänger schaut sehr interessant aus. Das Ding schaue ich mir mal näher an

Gruß

Volker


 
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