Zum Seitenanfang Schritt hoch Schritt runter Zum Seitenende

Zwei Jahre Integra - eine Zwischenbilanz

#1 von Gelöschtes Mitglied , 17.05.2019 13:24

Zwei Jahre Integra – Eine Zwischenbilanz
Vor fast genau zwei Jahren traf ich eine Entscheidung. Weg von mehr Hubraum, mehr Leistung und mehr Gewicht hin zu – weniger von alldem! Und vor allem eine Entscheidung weg vom (geliebten) Kardanantrieb hin zur (weniger geliebten) Kette. Und ich trennte mich von meiner Suzuki GSX 1100G und kaufte stattdessen die Integra! In den vergangenen zwei Jahren hat sich einiges ereignet. Ich bin über 18.000km mit der Integra gefahren und habe erstaunliches erfahren!
Wer glaubt, er habe es bei der NC700D mit einem Roller zu tun, der hat sie entweder nie bewegt oder er kennt die wesentlichen Unterschiede nicht. Ist aber nicht wichtig! Die Integra ist mehr Motorrad als jeder Roller, sie ist eigentlich ein Touringcruiser mit Trittbrettern!
Das Fahrwerk stammt 1:1 von der NC-Serie, es fährt sich äußerst spurstabil und präzise und ist zu erstaunlichen Schräglagen fähig. Die ungläubigen Gesichter so mancher Sportbiketreiber sprechen Bände wenn sie entsetzt feststellen, dass der vermeintliche Scooter im Rückspiegel einfach nicht kleiner werden will. Die Integra hat sportliche Gene, entsprechend gute Reifen vorausgesetzt.
Apropos Reifen – Ich habe ausschließlich Reifen der Marke Metzeler verwendet, 2 Paare Z6 (eines ist gerade neu gekommen), einmal den Tourance Next und einmal den M3 Sportec. Gerade mit letzteren geht unglaublich viel Schräglage, die Integra wird enorm handlich und auch bei Nässe ist der M3 top!
Der Z6 Interact passt gut zum Gesamtkonzept, ist nicht ganz so handlich wie der M3 aber enorm präzise und richtungsstabil. Darüberhinaus vermittelt er viel Sicherheit bei Nässe und ist recht langlebig. Der nächste Reifen wird dann ein Z8 Interact.
Die Federung/Dämpfung ist straff aber nicht unkomfortabel, teilt jedoch bei kurzen Unebenheiten wie Gullydeckeln oder Teerflicken ganz schöne Schläge aus. Unsensibel! Jedoch trägt sie in großem Umfang zum sicheren Fahrgefühl bei. Nach 38.300km fühlt sie sich noch taufrisch an.
Der Motor stammt in seinen Grundzügen aus einem Kleinwagen, dem Honda Jazz. Das merkt man denn Drehzahlen sind nicht sein Ding. Der rote Bereich beginnt denn auch schon bei 6.500/min, kurz vorher schon setzt der Drehzahlbegrenzer unbarmherzig ein. Im S-Mode des DCT-Getriebes beschleunigt die Integra linear und ohne Zugkraftunterbrechung in 5sec. auf 100km/h. Das ist recht zügig! Während der 670ccm Twin im unteren und mittleren Drehzahlbereich ordentlich Schmalz bietet, wirkt er im oberen Bereich ab 5500/min. angestrengt und lustlos. Macht keinen Spaß und bringt auch nix! Auf der Autobahn ist im Mittel bei Tacho 160 Schluß. Jawohl, das sind gute 150km/h und damit für ein 52PS Motorrad eindeutig zu wenig. Reichen tut’s aber eigentlich allemal. Wenn man sich auf den Charakter der Integra eingelassen hat vermisst man keine Leistung. Und manchmal´, wenn auch sehr selten, stehen bei Top Speed auch mal über 175km/h auf der Digitaluhr. Egal!
Der eigentliche Fun-Faktor der Integra ist aber dennoch der Motor, denn in Verbindung mit dem genialen DCT-Getriebe macht das Fahren mit der Honda einen Heidenspaß.
Entweder ganz Cruiser im D-Mode oder frech und flott bei der Kurvenhatz im S-Mode. Den manuellen Modus, bei dem mit Schaltwippen rauf- oder runtergeschaltet werden kann, habe ich zwei-dreimal ausprobiert. In der Praxis nutze ich ihn nicht. Da bin ich zu 75% im D-Mode unterwegs.
Solchermaßen bewegt sind Verbräuche um 3-3,4l durchaus machbar. Aber auch sonst ist der Hybride von Honda ein Kostverächter. Auf 4l habe ich es nicht gebracht, 3,9l ist der bisherige Höchstverbrauch.
Die Bremsen sind über jeden Zweifel erhaben und bringen die Integra aus jedem Tempo sicher zum stehen. Der Anhalteweg ist kurz. Allerdings ist die hintere Scheibe schon recht stark eingelaufen und bildet einen Grat aus. Schlechte Materialqualität, doch dazu unten mehr.
Enttäuscht hingegen bin ich von der „Ach-so-typisch-hohen-Hondaqualität!“. In 40 Jahren ist mir bei keinem Motorrad jemals der Hupenknopf ausgefallen. Die Honda schafft das nach 25.000km. Nicht dass das schade wäre, denn der Knopf ist so idiotisch angebracht, dass ich ihn auch nach zwei Jahren nicht blind finde. Stattdessen blinke ich dann – ist auch nicht so laut! Die Kunststoffoberflächen und der Lack sind sehr anfällig für Kratzer und müssen aufwendig gepflegt und geschützt werden – allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Die Scheibe der Verkleidung ist, obwohl stets schonend gereinigt, bereits völlig verkratzt. Und wenn ich eine Standlichtbirne wechseln will und dazu das halbe Motorrad auseinander baue, dann brechen die Kunststoffnasen ab und Clipse leiern aus. Egal wie vorsichtig man ist. Das Display der Multianzeige beginnt bereits sich in der Mitte zu verfärben, ebenso wie die Farbe der Bedienknöpfe an den Griffen sich aufzulösen beginnt. Die Gasdruckfeder der Sitzbank hat kurz nach dem Hupenknopf bei 27.500km den Dienst quittiert. Jetzt, bei 38.000km springt auf schlechter Wegstrecke das Schloß vom Topcase (original Honda) auf und der Deckel fliegt hoch. Der Schließriegel ist abgenutzt und hält nicht mehr. Und das Zündschloß, ewig hakelnd und sperrend hat den ersten Zündschlüssel auch schon geschafft. Zwar steht die Integra nach der Wäsche immer noch blendend da, aber der Glanz hat Macken! Übrigens ist die 12V-Steckdose unter der Sitzbank ohne Funktion. Es ist nur das Gehäuse da, das Innenleben fehlt - Klasse!
Enttäuschend auch die Möglichkeiten zur Unterbringung von Gepäck! Das Fach unter der Sitzbank ist lächerlich klein und nimmt weder meinen Jethelm noch meinen Klapphelm auf, in das Handschuhfach passt nicht mal ein Paar Handschuhe und…nix und! Das war’s!
Positiv überrascht bin ich von der Kette! Bei 26.800km gewechselt musste sie noch nicht einmal gespannt werden. Das Tauschteil ist eine goldene DID Kette mit erhöhter Zugkraft, die Originalkette hatte nicht einmal 12.000km gehalten, obwohl sie bereits im Rahmen einer Rückrufaktion seitens Honda gegen die Erstausrüstung getauscht worden war.

So ist meine Bilanz gespalten. Die Integra macht Spaß, ist vernünftig und sparsam, eingeschränkt komfortabel und kann recht flott bewegt werden. Mit Topcase und Koffern kann man sogar Gepäck mitnehmen, dermaßen ausgestattet wirkt die Integra wie ein Tourer, nicht wie ein Roller.
Das DCT-Getriebe ist ein Traum, ich vermisse das Schalten überhaupt nicht, im Gegenteil! Die Verarbeitung ist nicht so hochwertig, wie uns die Presse das immer wieder vorbetet, das können andere Hersteller genauso gut.
Die gute alte Gixxe war schwer, sie war nicht so agil aber vom Fahrwerk, insbesondere vom Federungskomfort, kann sich die Integra eine dicke Scheibe abschneiden. Manchmal fehlt mir die unbändige, bärige Kraft des Reihenvierers aus Hamamatsu, dieses Gefühl das sich das Motorrad beim Beschleunigen unter Dir wegbewegt. Der grollende Klang der Eagle 4-1 Anlage, dieser breite Tank vor Dir und die bequeme Sitzbank unter Dir.
Aber wenn ich dann auf der Integra sitze und sie höre, dieses V2 Blubbern ganz dezent aber doch füllig. Und wenn ich dann im S-Mode so schnell auf 120km/h bin obwohl nur 70 erlaubt gewesen wären und wenn die nächste Kurve noch ein wenig schräger und viel leichtfüssiger geht…dann weiß ich, dass es richtig war zu tauschen. Die Integra strengt mich nicht so an, sie macht Spaß, sie verbreitet Sicherheit und Gelassenheit, sie verbraucht die Hälfte und über 130km/h fahre ich ohnehin kaum noch. Jetzt kommen doch noch Givi V35 Koffer dran und dann geht’s auf die 100.000 km Marke zu. Falls die Qualität des Gesamtkonzepts mitspielt.


12 Mitglieder finden das Top!
4 Mitglieder haben sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 17.05.2019 13:31 | Top

RE: Zwei Jahre Integra - eine Zwischenbilanz

#2 von onkelferdl , 19.05.2019 12:25

Endbilanz Integra nach 101500 km und knapp 5 Jahren:

Kann das oben Gesagte über Fahrspaß durchaus bestätigen. Zuverlässigkeit war klassisch Honda, lediglich bei rund 85.000 km hat der Dämpfer den Geist aufgegeben und wurde durch ein Wilbers Federbein ersetzt: Das war dann doch noch eine Steigerung im Fahrkomfort. An die Lage der Hupe kann ich mich wohl nie gewöhnen - aber alle 2 Jahre beim TÜV schaff ich das . Lackmängel hatte ich keine - außer die selbstverursachten ...
Die Scheibe habe ich nicht geschafft stark zu verkratzen, doch Gebrauchsspuren durch die Entfernung lästiger Insektenscharen sind natürlich unübersehbar. Aber nix im Vergleich zu meinen Vorfahrzeugen. Da war ich nicht verwöhnt.

Jetzt ist die X-ADV dran: Durch meine Größe sitze ich noch besser drauf, der Federungskomfort ist ab Werk schon besser, lediglich die Benzinverbräuche der Integra werde ich nicht mehr ganz erreichen. Die Schaltzeitpunkte sind auf dem Drehzahlband höher angesetzt. Aber Spaß macht die auch: Schon 5100 km nach 2 Monaten


You don't stop riding when you get old, you get old when you stop riding


3 Mitglieder finden das Top!
4 Mitglieder haben sich bedankt!
 
onkelferdl
Beiträge: 913
Punkte: 2.264
Registriert am: 07.12.2017


   

Überraschend guter Werterhalt
2010, als "Integra" noch "NM2" hieß.....

Wir brauchen Deine Hilfe!



Dir gefällt das Forum?
Das Forum wird ausschließlich durch Spenden der User am Leben erhalten
Deshalb findest du hier keine Werbung und auch keine "Datenkraken"
Für den Betrieb werden vom Hoster derzeit monatlich 24€ berechnet
An der Rücklage für die nächste 3-Monatsrate von 72€ kannst du dich hier beteiligen

Spendenziel: 72?
70%
 


Was passiert mit deiner Spende
Während das Forenhosting bei Xobor grundsätzlich kostenlos ist, kosten Extras wie die Werbefreiheit oder Chat einen monatlichen Beitrag.
Alle Spenden werden AUSSCHLIEßLICH für die Zahlung der Premium-Funktionen des Forums verwendet - eine andere Verwendung ist nicht möglich.

Betrag wählen

3 €
5 €
10 €
20 €
50 €
Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator Google Translator
disconnected Foren-Chat Mitglieder Online 3
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz