Ich möchte euch mal eine kleine Geschichte erzählen, die mir vor ziemlich langer Zeit begegnete. Nicht selbst passierte, aber in der Umgebung meiner ehemaligen Oberstufen-Kameraden jemandem, den ich kannte.
Auf einem unserer alle fünf Jahre stattfindenden Abitur-Jahrgangstreffen (es muss wohl, so meine Erinnerung, 2001 gewesen sein) berichtete eine Mitschülerin von einem tragischen Ereignis, das einige Jahre zuvor passiert war und das verhinderte, dass einer unserer ehemaligen Mitschüler, der allseits sehr beliebt war, an diesem und zukünftigen Jahrgangstreffen teilnehmen kann.
Er war beruflich unterwegs, von seinem Arbeitgeber irgendwo in der Gegend der A3 in Koblenz oder Limburg eingesetzt, ich weiß es nicht mehr. Dann ereilte ihn früh abends die Nachricht, dass sich seine Lebensgefährtin ins Krankenhaus (zu Hause in Frankfurt) begeben hatte, denn die abschließenden Wehen hätten eingesetzt und das gemeinsame Kind würde noch im Laufe dieses Abends zur Welt kommen. Er stieg auf sein Motorrad und machte sich auf den Heimweg nach Frankfurt. ... ... In der Zwischenzeit war das gemeinsame Kind geboren und beide wohlauf. Die nächste Nachricht, die seine Lebensgefährtin erhielt, war die Nachricht vom tödlichen Unfall ihres Lebensgefährten auf der Autobahn auf dem Weg zu ihr nach Frankfurt.
Ich erinnere mich, dass in dem Moment, als unsere Abitur-Kameradin von diesem Ereignis berichtete, für mich die Welt einige Sekunden lang stehen blieb und völlig schwarz wurde. Es ist eine dieser Geschichten, die man zwar nicht selbst als Betroffener miterlebt hat, die man aber trotzdem in seinen Lebensrucksack aufnimmt und immer mit sich führt. Verdammt, ich habe jetzt, wo ich das hier schreibe, Tränen in den Augen und sehe kaum, was ich tippe...
Beim Fahrsicherheitstraining am vergangenen Sonntag nahm ein sympathischer junger Mann Anfang Dreißig mit einer älteren CBR 600 F teil. Er hatte vor 14 Jahren seinen Führerschein gemacht und anschließend dieses Mopped gekauft. In den vergangenen paar Jahren ist er eher selten gefahren, aus Rücksicht auf seine Frau, mit der er zwei kleine Kinder hat und die nicht Motorrad fahren mag. Er wollte die Maschine in diesem Frühjahr verkaufen, konnte sich aber letztlich nicht von ihr trennen. Ebenfalls teil am Training nahm seine Schwiegermutter auf ihrer Harley Sportster, die die Sorgen ihres Schwiegersohnes und ihrer eigenen Tochter kennt und versteht, aber eben auch die Leidenschaft am Motorradfahren, die sie selbst und ihr eigener Mann ja ebenfalls teilen. Beide, Schwiegermutter und Schwiegersohn, werden jedes Jahr zum Saisonstart Fahrsicherheitstrainings machen...
Um das Dilemma aus Sorgen und Leidenschaft zu verdeutlichen, wollte ich fast die oben 'erlebte' Geschichte erzählen, davon, wie es im tragischsten Fall ausgehen kann. Weil sie mir in diesem Moment wieder in den Sinn kam und meine Welt wieder einen ganz kurzen Moment stehenblieb und dunkel wurde.
Ich habe es nicht getan...