Tach, Gemeinde,
für das bevorstehende Wochenende habe ich ganz spezielle Lektüre und Bildmaterial im Angebot. Ich hoffe, daß mir die Admins das durchgehen lassen, weil es ausnahmsweise mal überhaupt nix mit zwei Rädern zu tun hat, sondern diesmal auf die Gefährte mit 4 Rädern abstellt, sprich: es soll um Autos in Korea gehen. Der Grund ist einfach: es gibt einfach zu viele interessante Fahrzeuge auf Koreas Straßen, um sie dauerhaft unbeachtet zu lassen. Bevor ich in die Präsentation, die heute drei Beiträge umfassen wird, einsteige, gibt es ein paar allgemeine Erläuterungen zum Hintergrund.
Koreaner lieben ebenso wie die Deutschen ihre blechernen Freunde. Die Verkehrsdichte ist zwar enorm, die Stauhäufigkeit legendär und der innerstädtische Parkraum knapp und teuer - dennoch lassen sich die meisten davon nicht abschrecken und sitzen in ihren Dosen, um zur Arbeit , am Wochenende mit der Familie "ins Grüne" und zum Einkaufen in die Konsumtempel zu fahren. Die Vielfalt des PKW-Marktes hier ist ähnlich groß wie in Europa, jedoch mit anderen Schwerpunkten.
Natürlich sind die lokalen Platzhirsche Hyundai und Kia omnipräsent. Aber auch Ssangyong (die seit Dezember 2020 insolvent sind), Renault-Samsung und die lokal produzierten Modelle von Chevrolet (einst Daewoo) trifft man häufig im Straßenbild. Daneben sind alle internationalen Marken vertreten, darunter die deutschen, britischen und italienischen Premiumhersteller wie auch Exoten im Sportwagenbereich (Aston Martin, McLaren). Auch japanische Firmen sind am Markt, werden aber zurückhaltend gekauft, das Verhältnis bleibt schwierig. Was es nicht gibt, sind z.B. Skoda oder Seat.
Von Kleinwagen wie dem witzigen Kia Ray über klassische Familien-SUVs wie dem Hyundai Tucson oder Kia Sportage bis zu Protzkarossen ist hier alles zu haben. Präferiert werden ab der oberen Mittelklasse Stufenheck-Limousinen. Anders als in Europa trifft man hier so gut wie keine Kombis. Warum das so ist, weiß ich nicht, denn SUV (die ja letztlich auch eine Kombi-Karosserie haben) boomen ähnlich wie in Europa. Ein BMW 5er Touring oder ein E-Klasse-Kombi sind jedoch absolute Ausnahmen im Straßenbild.
Was dafür dazugehört, sind edle Limousinen der Oberklasse aus einheimischer Produktion. Hyundai hat sich (ähnlich wie Toyota, Honda und Nissan) eine Luxusmarke geschaffen: Genesis. Diese Modelle müssen keinerlei Vergleich scheuen, wenn man sich z.B. in einen G90 (sowas wie die S-Klasse) setzt, klappt einem erstmal die Kinnlade runter: feinste Verarbeitung, modernste Technik, Assistenzsysteme etc. Wer was auf sich hält und zudem Patriotismus zeigen will, fährt einen Genesis. In den USA sind die Dinger überaus beliebt. Demnächst will man auch auf dem deutschen Markt starten. Generell ist die Qualität der hier gefertigten PKW sehr überzeugend, die Autos sind absolut konkurrenzfähig und preisbezogen meist besser ausgestattet als ihre europäischen Mitbewerber.
Zunehmend sieht man auch Elektroautos. Alle einheimischen Hersteller haben Hybride und E-Autos im Angebot - Marktanteil steil steigend.
Koreaner lieben alles Neue und Moderne. Das gilt ganz besonders auch für Autos. Umso erfreuter bin ich, wenn ich auch mal Blech treffe, was schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, das ist nämlich echt selten. Wenn man dann mal einer solchen Antiquität ansichtig wird, ist es meist auch gleich richtig spannend. Offenbar gibt es trotz der übergroßen Neigung zum letzten Schrei ein paar Petrolheads, die sich mit Hingabe dem Erhalt von automobilen Schätzen aus der Vergangenheit widmen. Im ersten Post will ich ein paar davon vorstellen, ergänzt um ein paar andere Skurrilitäten der hiesigen Autowelt.
Nicht weit von uns wohnt der auf Bild 1 zu sehende Range Rover der ersten Generation, die bis Ende 1995 gebaut wurde. Das Teil ist also mindestens 25 Jahre alt und sieht aus wie frisch aus dem Laden. Derart gepflegte Oldtimer, die noch dazu im normalen Betrieb bewegt werden, sieht man sogar in Deutschland mittlerweile selten.
Auch aus good old England und ebenso mindestens 20 Jahre alt ist der Mini von Bild 2. Es handelt sich sogar um einen Rechtslenker, der auch seinen eigenen Parkplatz hat (man beachte das Schild an der Mauer links oben!).
Aller guten Dinge (in dem Fall aus England) sind drei: der alte Daimler von Bild 3 wird zwar nur noch sporadisch bewegt, hat aber eine hinreißende Farbe und die Original-Speichenfelgen. Ich bin mir nicht sicher, was das konkret für ein Modell ist (dazu ist die Geschichte von Jaguar/Daimler zu vielschichtig), aber es dürfte auch um die 25-30 Jahre alt sein.
Nun etwas Volkstümlicheres: ein VW Golf - aber ein Cabriolet der ersten Generation (Bilder 4 und 5). Alle kennen ihn, nicht alle mögen ihn, die meisten sind heute runtergeritten und totgetunt. Ein solches Auto hier zu treffen, hat mich doch verwundert, zumal auch dieses Exemplar mindestens 27 Jahre alt sein muß und dafür noch ausgesprochen gut aussieht.
Auch der nächste Kraft-Wagen ist eine Legende: ein BMW M3 E36, noch dazu als Viertürer (nur knapp 13.000 Stück wurden davon gebaut). Kein Stäubchen auf dem klassischen Silber, dafür Pizzabrett am Kofferdeckel, ansonsten clean - ein zeitlos schönes Auto (Bild 6).
Kommen wir zu abseitigeren Fahrzeugen: der schrullige Ssangyong Musso auf Bild 7 ist ein seltsames SUV. Es gab ihn auch in Deutschland, beliebt war er nur begrenzt. Der Besitzer dieses Schmuckstücks hat ihn ganz besonders apart "lackiert". Ist sicher Kunst, erschließt sich halt nicht jedem. Auf den ersten Blick sieht es aus, als hätten sich diverse Farbeimer über das Blech ergossen. Aber gut - jeder, wie er mag...
Ebenfalls ein Ssangyong-Modell, nämlich der noch schrägere Actyon Pickup, hat sich bei der Draisinen-Bahn in Wonju als Schlepper verdingt (Bild 8). Da er noch ein Nummernschild hat, gehe ich davon aus, daß er auch straßenzugelassen ist. Wird nur schwierig mit dem Felgendesign auf Asphalt...
Das letzte Foto (Bild 9) in diesem Post soll überleiten zu den im folgenden Beitrag zu sehenden Dosen: auffällige, getunte, ungewöhnliche Alltags-PKW. Hier also zunächst das Allerweltsmobil Lamborghini Aventador SVJ (770 PS) in Nahaufnahme. Davon fahren einige rum, was mir umso unverständlicher ist, als daß so gut wie alle Straßen hier regelmäßig mit "speed bumps" gepflastert sind, die mitunter richtig gemein sind und derartige Bodenfreiheiten wie bei diesem Lambo eigentlich von selbst verbieten. Aber hey: wird halt ein neuer Carbonspoiler angeschellt, kostet ja nicht die Welt...
Gleich gehts weiter, bleibt also dran!